Autozulieferer Boryszew in Gardelegen: Insolvenzverwalter geht von Fortsetzung des Betriebs aus
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07. März 2025, 16:23 Uhr
Der Autozulieferer Boryszew Kunststofftechnik aus Gardelegen ist insolvent. Am Standort in der Altmark arbeiten knapp 500 Beschäftigte – die Firma stellt unter anderem Teile für den Innenraum von Fahrzeugen her. Der zuständige Insolvenzverwalter zeigte sich derweil optimistisch, dass der Betrieb vor Ort weitergehen kann.
- Boryszew Kunststofftechnik ist insolvent – doch der Insolvenzverwalter gibt sich optimistisch, dass weiter produziert werden kann.
- Der Zulieferbetrieb stellt Spritzgussteile für Auto-Innenräume und beliefert unter anderem VW.
- Gardelegens Bürgermeisterin sicherte den Beschäftigten Unterstützung zu – und beklagte fehlenden Kontakt zu Boryszew.
Nach der Insolvenz des Autozulieferbetriebs Boryszew Kunststofftechnik (BKD) in Gardelegen hat sich der zuständige Insolvenzverwalter Silvio Höfer optimistisch gezeigt, dass der Betrieb vor Ort weitergehen kann. Höfer sagte dem MDR, nach heutigem Stand seien keine Kündigungen geplant.
Höfer verwies auf das langjährige Know-how der Belegschaft und die hohe Qualität der Produkte, die in dem Betrieb gefertigt werden und an Kunden wie VW und Tesla geliefert würden. "Deswegen bin ich optimistisch, dass es hier auch weitergeht." Ziel sei es, sowohl für das Werk in Gardelegen als auch für den Boryszew-Standort in Idar-Oberstein (Rheinland-Pfalz) eine Lösung zu finden.
Lösungen mit Gewerkschaften und Betriebsräten angepeilt
Der Anwalt räumte allerdings ein, dass man in einem Insolvenzverfahren nie etwas ausschließen könne. Er könne daher niemandem versprechen, dass es keine Kündigungen geben werde. Zum jetzigen Zeitpunkt habe man noch keine genauen Vorstellungen, wie das Unternehmen künftig aufgestellt werde.
Mit Blick auf Auftragseinbrüche und Umsatzrückgang erklärte Höfer, man müsse zusammen mit Gewerkschaften und Betriebsräten Lösungen finden, um dem entgegenzuwirken. Das müsse nicht immer Personalabbau sein. So gebe es beispielsweise intelligente Arbeitszeitsysteme oder die Option des "In-Sourcing", bei der bisher extern vergebene Aufgaben wieder ins Unternehmen zurück geholt werden.
Produktion läuft derzeit weiter
Am Dienstag war bekannt geworden, dass der Autozulieferer Boryszew Kunststofftechnik in Gardelegen insolvent ist. Das hatte das zuständige Amtsgericht Stendal bestätigt. Demnach war der Insolvenzantrag am Montag gestellt worden. Die "Mitteldeutsche Zeitung" schrieb unter Berufung auf einen Insolvenzverwalter, die Produktion laufe derzeit weiter. Zu den Gründen der Insolvenz verwies der Betriebsrat dem Bericht zufolge auf Absatzrückgänge und Liquiditäts-Probleme.
Betrieb stellt Teile für Auto-Innenräume her
Boryszew Kunststofftechnik stellt den Angaben zufolge Spritzguss-Teile für Auto-Innenräume her – unter anderem Cockpit-Elemente. Zu den wichtigen Kunden zählt demnach der VW-Konzern. Am Standort in der Altmark seien knapp 500 Mitarbeiter beschäftigt. Die Gehälter der Beschäftigten sind durch den jüngsten Schritt für die kommenden drei Monate über das Insolvenzgeld abgesichert.
2011 hatte die polnische Boryszew-Gruppe die insolvente Altmärker Kunststoff-Technik GmbH (AKT) in Gardelegen übernommen.
Gewerkschaft will Sanierungskonzept vorlegen
Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) kündigte unterdessen an, Boryszew Kunststofftechnik in Gardelegen retten zu wollen. "Wir werden mit den Beschäftigten vor Ort ein Sanierungskonzept entwickeln", sagte Gewerkschaftssekretär Franz Braun MDR SACHSEN-ANHALT. Das Konzept soll anschließend dem Insolvenzverwalter vorgelegt werden.
Braun erklärte, es sei schon längere Zeit bekannt, dass sich die Boryszew Kunststofftechnik Deutschland GmbH in einer wirtschaftlich schwierigen Lage befinde. "Aber wir sind nicht davon ausgegangen, dass die Insolvenzanmeldung wirklich kommt."
Bürgermeisterin beklagt fehlenden Kontakt zu Boryszew
Gardelegens Bürgermeisterin Mandy Schumacher (SPD) sprach mit Blick auf die Insolvenz von einem "Schreck" und sicherte den rund 500 Mitarbeitern Unterstützung zu. Sie sagte MDR SACHSEN-ANHALT, dass die Wirtschaftsförderung den Mitarbeitern zur Seite stehen und bei der Weitervermittlung helfen würde, wenn der Betrieb eingestellt werden sollte. Auch dem Insolvenzverwalter habe die Stadt bereits Hilfe in Form von Gesprächen und Kontaktvermittlung angeboten.
Schumacher beklagte aber auch den fehlenden Kontakt zu Boryszew in der Vergangenheit. Die Stadt habe seit Jahren mehrfach versucht, in den Austausch zu gehen, jedoch keine Antwort von dem Automobilzulieferer erhalten.
Die Bürgermeisterin setzt allerdings darauf, dass die Mitarbeiter bei Boryszew zunächst weiterarbeiten können. "Insolvenz bedeutet nicht gleich die Einstellung des Betriebs", erklärte Schumacher. Schon 2011 sei der Betrieb insolvent gegangen und dann vom polnischen Boryszew-Konzern übernommen worden.
MDR (Lukas Mauri, Uli Wittstock, Stephan Schulz, Lydia Zahn, Felix Fahnert) | Erstmals veröffentlicht am 04.03.2025
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 05. März 2025 | 06:30 Uhr
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