Dürre-Sommer Drömling: Wassermangel macht dem Moor zu schaffen
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von Heiko Kunzmann, MDR SACHSEN-ANHALT
18. Dezember 2023, 19:16 Uhr
Der in der Altmark gelegene "Drömling" leidet unter dem Klimawandel. Das Unesco-Biosphärenreservat besteht aus Feuchtwiesen, Moor und Bruchwald. Im "Land der tausend Gräben" leben seltene Pflanzen und Tierarten. Doch das Moor droht langsam auszutrocknen.
- Die Wasserstände im Drömling sind zu niedrig.
- Die austrocknenden Erdschichten begünstigen den Klimawandel.
- Trotz verschiedener Schutzmaßnahmen sorgen sich Experten um die Zukunft des Moors.
Fred Braumann, der Leiter des Biosphärenreservats, ist am Nordrand des Drömlings unterwegs. Er schaut am Friedrichskanal nach den Wasserständen in den Gräben. Trotz des regnerischen Sommers in diesem Jahr sieht er einen Mangel.
"Hier fehlen 50 Zentimeter Wasser, mindestens", zeigt er an einer der Tafeln im Graben, die das Nass anstauen sollen. "Das Wasser müsste eigentlich an der Oberkante der Tafeln stehen." Doch so hoch reicht der Pegel nicht – es gibt nicht genug Zufluss.
Moore wichtig für das Klima
Einst war der Drömling eine undurchdringliche Landschaft aus Feuchtwiesen, Mooren und Bruchwäldern. Ende des 18. Jahrhunderts wurde auf Weisung von Friedrich dem Großen mit der Entwässerung und Urbarmachung begonnen. Etwa zwei Jahrhunderte wurde der Landstrich entwässert – bis klar wurde, wie wichtig Moore fürs Klima sind. Denn sie können große Mengen an Kohlendioxid speichern.
Dafür jedoch müssen sie stets genug Feuchtigkeit erhalten. Trocknet die Torfschicht eines Moors zu sehr aus, kann das Ganze ins Gegenteil umschlagen: Das Moor setzt dann Kohlendioxid frei – schlecht fürs Klima.
Trockenheit nimmt zu
"Moor muss nass sein, also man braucht immer Wasser", erklärt Fred Braumann. "Es muss wenigstens nach unten den Anschluss ans Grundwasser haben, so dass es feucht bleibt. Denn wenn es austrocknet, zersetzt es sich." Von den einst mächtigen Torfschichten im Drömling, die laut Aufzeichnungen von Wasserbauingenieuren vor gut 200 Jahren noch im Schnitt zwei Meter dick waren, sind mittlerweile im Schnitt noch 50 bis 70 Zentimeter übrig.
An manchen Stellen ist es sogar noch weniger, wie Fred Braumann heute feststellt. Er hat einen Bodenprobenstab dabei, den er und sein Kollege Wolfgang Kampe auf einer Wiese einschlagen. Als sie ihn wieder herausziehen, sieht man in der ausgehöhlten Mitte des Stabs die unterschiedlich farbigen Erdschichten. "Hier haben wir etwa noch 20 Zentimeter", stellt Braumann fest und blickt in seine mitgebrachte Tabelle. "1993 gab es hier noch cirka 30 Zentimeter der Torfschicht."
Angst vor Verlust des Moors
Um dem Austrocknen des Moors entgegenzuwirken, gibt es im Drömling insgesamt etwa 240 Stauanlagen, wie die am Friedrichskanal. In der besonders geschützten Kernzone des Reservats – die etwa vier Prozent der Fläche ausmacht – soll der Wasserstand so hoch wie möglich gehalten werden. Auf diese Weise soll das Moor wieder wachsen.
Vor etwa 15 Jahren begann das Biosphärenreservat mit der Wiedervernässung, wie es Fachleute nennen. Doch obwohl im Spätherbst und Frühjahr im Drömling große Wiesenflächen mit Regen- und Schmelzwasser bedeckt sind: Für Fred Braumann überwiegt derzeit die Sorge um das Moor. "Die Trockenjahre und der Klimawandel, die machen mir wirklich Angst." Denn das Wasserdefizit der letzten Jahre wirkt nach – auch wenn dieser Sommer regenreich war.
MDR (Heiko Kunzmann, Leonard Schubert)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | 09. Januar 2024 | 21:00 Uhr
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