Landkreis Stendal Nach 26 Jahren: Bürgermeister von Aland macht Platz für neue Generation

14. Oktober 2023, 13:01 Uhr

In Aland im Landkreis Stendal gibt es nach 26 Jahren einen neuen Bürgermeister. Der 76-jährige Hans Hildebrandt macht Platz für den 43-jährigen Kevin Schröter. Für das Rathaus bedeutet das einen politischen Generationenwechsel. Im Interview verraten die beiden, wie sie die Situation erleben.

MDR SACHSEN-ANHALT: Hans Hildebrandt, schon im Frühjahr hatten Sie mir gesagt, Sie träten nicht noch einmal zur Wahl an. Sie sind 26 Jahre lang Bürgermeister in der Gemeinde Aland gewesen. Kevin Schröter sollte Ihr Nachfolger werden. Warum?

Hans Hildebrandt: Nach 26 Jahren muss man sich die Leute angucken, die Interesse haben für den Ort, für die Gemeinde. Die müssen für die Gesellschaft und für die Bürger was übrig haben. Und da haben wir – mein Stellvertreter und ich – uns mit Kevin zusammengesetzt. Ich habe ihm gesagt, er ist mein Favorit. Und habe ihm auch zugesagt, wenn er das möchte – wir haben das auch im Rat besprochen – dass ich etwa ein Jahr Pate für ihn sein werde. Wir werden im Rat auch einen Beschluss fassen, dass ich an den Sitzungen teilnehmen kann, auch im nicht-öffentlichen Teil. Ich kann da meine Meinung sagen und Hinweise geben, aber keinen Beschluss mit fassen. Und das werde ich so lange machen, wie Kevin das möchte.

MDR SACHSEN-ANHALT: Das ist eine sehr behutsame Art, der nächsten politischen Generation in den Job zu helfen. Sie hätten ja auch sagen können: "Nach mir die Sintflut."

Hildebrandt: Wissen Sie, wenn man sich die 26 Jahre ansieht, was man mit dem Rat gemeinsam aufgebaut hat – ein Bürgermeister alleine ist gar nichts, das muss ich mal sagen – da möchte ich Kevin helfen, dass er die Probleme, die anstehen und die immer wieder neu kommen, gemeinsam mit dem Rat lösen kann. Ich bin zum Beispiel stolz, dass die Gemeinde in diesem Jahr wieder aus der Konsolidierung raus ist. Wir haben keine Schulden, wir haben keinen Kredit. Man muss eben Fingerspitzengefühl für manche Sachen haben. Kevin weiß, er muss noch viel, viel lernen. Und das Lernen ist nur die eine Seite, er muss auch Verständnis aufbringen.

MDR SACHSEN-ANHALT: Herr Schröter, Sie sind in Ihrem Heimatort Aulosen bei der Feuerwehr dabei und Vorsitzender des Kultur- und Heimatvereins. Engagement ist Ihnen also nicht fremd.

Kevin Schröter: Ja, aber Bürgermeister für die Gemeinde Aland zu sein, das ist dann doch nochmal eine größere Sache. Herr Hildebrandt hat natürlich recht: Viele Sachen sind vergangenheitsberührt, die man als junger Mensch auch gar nicht wissen kann. Es gibt viele Sachen, bei denen er sagen kann: Da waren wir schon mal dran. Und da erhoffe ich mir seine Unterstützung.

MDR SACHSEN-ANHALT: Aus Ihrer Sicht: Welches wird der größte Unterschied sein zwischen der Arbeit, wie sie Herr Hildebrandt geleistet hat, und Ihrer?

Schröter: Sie ist wahrscheinlich digitalisierter. Ich bin eher ein Typ, der digitale Informationen nutzt. Da kann man sich auch nochmal kurz zwischen Tür und Angel informieren. Vielleicht schreibe ich auch mehr E-Mails oder bin in Social-Media-Gruppen unterwegs. Unsere Generation ist schnelllebiger, glaube ich.

Hans Hildebrandts Handy klingelt. Sein Gemeindearbeiter ist dran.

Hildebrandt: Hör mal, ich brauche 'nen Eimer Kartoffeln aus den Tafelgärten? Unsere Rentner, die haben ganz kurzfristig Pellkartoffel-Essen angesetzt. Kannst Du mir für morgen einen Eimer besorgen? Ich hole mir die von dir ab. Gut!

MDR SACHSEN-ANHALT: Herr Schröter, können Sie sich vorstellen, auch solche Telefonate zu führen?

Schröter: Ich denke schon. Warum nicht? Das gehört auch dazu. Man guckt, dass man das schnell organisiert. Oder jemanden kennt, der jemanden kennt. Oder vielleicht den alten Bürgermeister kennt, der kennt auf jeden Fall jemanden. (lacht)

MDR SACHSEN-ANHALT: Welche Themen, meinen Sie, werden Sie zuerst auf den Tisch bekommen als neuer Bürgermeister?

Schröter: Ach, bei dem einen ist die Hecke schief oder der Ostbaum hängt über'n Zaun. Andere sind mit ihrem Weg nicht zufrieden. Da sind wir ja jetzt schon dran mit dem Rat, dass wir da für den Bürger eine friedvolle Entscheidung treffen.

MDR SACHSEN-ANHALT: Herr Hildebrandt, welche Aufgaben muss Kevin Schröter aus Ihrer Sicht als erste anpacken?

Hildebrandt: Wir haben unseren Gemeindehaushalt in diesem Jahr wieder erst sehr spät bestätigt bekommen. Wir konnten also kaum bestimmte Sachen umsetzen. Seine Aufgabe wird es sein, die Vorhaben, die wir deshalb ins nächste Jahr mit rübernehmen, dann abzuschließen. Das betrifft zum Beispiel das Aufstellen von Sitzgruppen. Oder das Einzäunen des Spielplatzes in Aulosen.

Seine größte Aufgabe wird sein, vernünftig mit dem Rat zusammenzuarbeiten und mit den Gemeindearbeitern. Die Gemeindearbeiter, das sind seine Leute. Aber er darf sich nicht verzetteln. Er darf nicht bei jeder kleinsten Geschichte dabei sein, sondern muss Schwerpunkte setzen. Sonst vergisst man sich selber.

Ich denke, wir werden ein gutes nächstes Jahr haben. Wenn ich ein Problem sähe, hätte ich ihn gar nicht überredet, Bürgermeister zu werden.

Das Interview führte Katharina Häckl.

MDR (Katharina Häckl, Leonard Schubert)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 11. Oktober 2023 | 07:30 Uhr

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