Blick vom Uenglinger Tor auf Stendals Zentrum
Die Hansestadt Stendal mit ihren markanten Backsteinbauten: In die Altstadt sind bereits mehrere dutzend Millionen Euro Städtebauförderung geflossen. Bildrechte: MDR/André Plaul

Förderung Mehr als 90 Millionen Euro für attraktivere Städte in Sachsen-Anhalt

04. Januar 2022, 12:38 Uhr

Ortszentren erhalten, Wohnlücken sanieren, gemeinsames Wohnen fördern – das sind die Schwerpunkte des aktuellen Städtebau-Förderprogramms. Sachsen-Anhalt profitiert von weiteren 90 Millionen Euro, die nun investiert werden können. Seit der Wende sind bereits Milliarden geflossen.

Für Bau- und Sanierungsarbeiten in Sachsen-Anhalts Städten stehen in diesem Jahr rund 91,2 Millionen Euro bereit. Die Fördermittel wurden kurz vor Jahreswechsel bewilligt, wie das Ministerium für Infrastruktur mitteilte. Die Unterstützung im Rahmen der sogenannten Städtebauförderung bleibt damit auf dem Niveau der Vorjahre. Zusammen mit dem kommunalen Eigenanteil stünden somit 125 Millionen Euro für Investitionen bereit, hieß es.

Was ist die Städtebauförderung?

Seit genau 50 Jahren gibt es deutschlandweit Fördergelder für Sanierung, Denkmalschutz sowie Neu- und Umbau in Städten und Dörfern. Die Förderthemen und -schwerpunkte wechselten mit der Zeit. Nach der Wiedervereinigung etwa lagen vor allem die neuen Bundesländer im Fokus. Seit 2009 wird laut Städtebauförderungsdatenbank wieder Westdeutschland stärker berücksichtigt. Gemessen am Bevölkerungsanteil profitieren die Ost-Länder aber weiterhin stärker.

Welche Förderprogramme gibt es aktuell?

Derzeit gibt es drei Förderprogramme, mit unterschiedlichem Umfang:
• "Lebendige Zentren – Erhalt und Entwicklung der Stadt- und Ortskerne": Um die Zentren, beispielsweise Altstädte, zu stärken und zu erhalten, stehen in Sachsen-Anhalt rund 33,1 Millionen Euro zur Verfügung.
• "Sozialer Zusammenhalt – Zusammenleben im Quartier gemeinsam gestalten": Hier liegt der Schwerpunkt auf sozialer Stadtentwicklung, mit den Themen Integration und Nachbarschaft. Rund 24 Millionen Euro ist dieser Fördertopf schwer.
• "Wachstum und nachhaltige Erneuerung – lebenswerte Quartiere gestalten": Davon sollen Gebiete profitieren, die von Abwanderung und wirtschaftlichem Rückgang betroffen sind. Rund 34,1 Millionen Euro stehen dafür bereit.

Woher kommt das Geld?

Die Fördermittel kommen je zur Hälfte vom Bund und vom Land, also Sachsen-Anhalt. Grundsätzlich sollen die Gemeinden ein weiteres Drittel zubuttern. Bei gemeindeübergreifenden Arbeiten oder wenn es die kommunalen Haushalte nicht hergeben, kann der Eigenanteil auf bis zu zehn Prozent abgesenkt werden.

Wohin ist schon Geld geflossen?

Laut Landesverwaltungsamt ist die Städtebauförderung das wohl größte Förderprogramm in der Geschichte Sachsen-Anhalts. Seit 1991 seien, mit Geldern der EU, Fördermittel in Höhe von rund vier Milliarden Euro bereitgestellt worden, zuzüglich kommunaler Eigenmittel von rund einer Milliarde Euro.

Bis 2019 war der Stadtumbau Ost einer der größten Förderposten. Davon profitierte beispielsweise Halle mit der Sanierung des Salinemuseums. Geld floss auch in die  Gruson-Gewächshäuser in Magdeburg, wo ein neues Kakteen- und Farnhaus sowie ein Wintergarten entstanden sind. Vom Städtebaulichen Denkmalschutz-Programm profitierte zuletzt etwa Osterwieck, wo noch immer das ehemalige "Gasthaus zur Tanne" saniert wird. Für die Stadtteile-Entwicklung ging Geld nach Stendal-Stadtsee, um die Fußgängerzone auszubauen. Der Stadtteil wurde 1999 ins Förderprogramm aufgenommen.

Altmärkische Altstädte werden aufgewertet

Der Landkreis Stendal profitiert aktuell von Förderbescheiden in Höhe von insgesamt 3,5 Millionen Euro. In Osterburg soll das historische Rathaus erweitert werden, in Stendal wird die Sanierung von Kindertagessstätten so mitfinanziert. Auch in den Altstädten von Stendal, Tangerhütte und Tangermünde kann mit dem Geld weitergebaut werden. Der Altmarkkreis Salzwedel erhielt insgesamt etwa drei Millionen Euro. Das Geld fließt unter anderem nach Klötze und Gardelegen.

Geld für Schulen, Brückenbau, Schwimmhallensanierung

In Bad Dürrenberg im Saalekreis können einige Städtebau-Mittel für die im kommenden Jahr geplante Landesgartenschau genutzt werden. Genannt werden Sicherungsarbeiten am Wahrzeichen der Stadt, dem Borlachturm, sowie am benachbarten Witzlebenturm.

Weitere Förderbeispiele:

Bad Dürrenberg Saline Borlachmuseum, 1741 unternahm der kurfürstlich-sächsische Bergrat Johann Gottfried Borlach bei Keuschberg Bohrversuche.
Der nach dem Bergrat Johann Gottfried Borlach benannte Turm befindet sich unweit des Gradierwerks in Bad Dürrenberg. Bildrechte: imago images/Sylvio Dittrich

  • Bitterfeld-Wolfen: Ersatzneubau der Lorberbrücke
  • Haldensleben: Sanierung der Schwimmhalle "Rollibad"
  • Halle: Sanierung der Kindersingakademie Silberhöhe
  • Lutherstadt Eisleben: Instandsetzung beziehungsweise Modernisierng der ehemaligen Grabenschule, dem heutigen Bürgerrathaus
  • Naumburg: der ehemalige Schlachthof wird zum Theaterstandort
  • Zeitz: Umbau des ehemaligen Franziskanerklosters zur Evangelischen Grundschule

dpa, MDR (Katharina Häckl, André Plaul)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 04. Januar 2022 | 07:30 Uhr

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