Gastbeitrag Auf ins Fediverse, Sachsen-Anhalt!
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18. April 2022, 12:55 Uhr
Unser Gastautor Hannes Kuehn nutzt keine kommerziellen sozialen Medien. Er hat mit dem Verein Softwerke aus Magdeburg machteburch.social aufgebaut – ein soziales Netzwerk, das Twitter ähnelt. Es basiert auf der freien Open-Source-Software Mastodon und ist Teil des Netzwerks Fediverse. Hier schreibt unser Gastautor, weshalb das Fediverse eine große Chance für Sachsen-Anhalt sein kann.
Sachsen-Anhalt ist ein digitales Entwicklungsland. Besonders die vergangenen Pandemie-Jahre haben die Schwachstellen und Defizite des Technologiestandes gezeigt: langsames Internet an Schulen, fehlende Hardware für Online-Lehre, mangelnde Kompetenz der Lehrenden im Umgang mit moderner Technik. Dabei ist der Wunsch, diesen technologischen Rückstand aufzuholen, schon seit Jahrzehnten vorhanden.
Viele Probleme sind auch seit Jahrzehnten gelöst: Die populäre Messenger-App WhatsApp der Firma Meta, früher Facebook, basiert zum Beispiel auf einer Software, die Ende der 1990er Jahre entwickelt wurde. Seit mehr als 20 Jahren ist also das Problem "Instant-Messaging" gelöst. Die Technik ist da und wird von der Industrie und Privatmenschen schon längst verwendet.
Über den Autor Hannes Kuehn studiert an der Hochschule Magdeburg-Stendal Journalismus im sechsten Semester und hat im Januar 2021 mit weiteren Freunden den Verein Softwerke Magdeburg e.V. gegründet. Der Verein ist Betreiber der Mastodon-Instanz machteburch.social.
Leider blockieren oft kommerzielle Interessen den Einsatz von freier Open-Source Software. Vor allem aus Datenschutzgründen sollten gerade Behörden sofort auf die freien Alternativen umsteigen. Das betrifft nicht nur die eingesetzte Büro-Software, sondern auch die Kommunikation über soziale Medien.
Freie Alternativen sind vorhanden
Die Communities für freie Software bieten eine Alternative zu den etablierten, klassischen sozialen Netzwerken wie Facebook und Instagram. Aus der Idee ist das sogenannte Fediverse entstanden.
Dieses Netzwerk basiert vollständig auf freien Technologiestandards, die von Menschen auf der gesamten Welt entwickelt werden. Die Lizenz der Software erlaubt die freie Verwendung dieser Technologie. Damit ist es der Baustein für eine digitale Entwicklung, die nicht kommerziellen Interessen unterliegt, sondern den Wünschen und Anforderungen der Menschen an ein modernes Internet und eine moderne Infrastruktur.
Das Ergebnis ist ein soziales Netzwerk, das weltweit mehreren Millionen Nutzerinnen und Nutzern einen Platz im Internet bietet. Keine einzige Firma oder Institution besitzt oder steuert dieses Netzwerk. Es ist ein Verbund aus vielen kleinen Instanzen, die alle von Vereinen oder Privatpersonen in Eigeninitiative betrieben werden.
Anders als bei der Umsetzung des Technologiefortschritts in öffentlichen Einrichtungen können beim Fediverse alle Menschen an der Umsetzung teilhaben. Und dabei ist nicht nur technisches Wissen ist gefragt: Organisation, Moderation von Inhalten und auch die Finanzierung solcher Instanzen sind Bereiche, die eine breite Basis für Beteiligung ermöglichen.
Fediverse nutzen – Technologien verstehen
Technologien verstehen und selbstbestimmt nutzen: Das ist ein Ziel unseres Vereins Softwerke Magdeburg e.V. Deshalb haben wir die Mastodon-Instanz machteburch.social geschaffen. Sie soll als Beispiel dienen, wie bessere soziale Netzwerke aussehen können. Und wenn jetzt auch die Uni Magdeburg eine solche Instanz starten will, zeigt das: Sachsen-Anhalt kann Vorreiter sein. Immer mehr Vereine, Organisationen oder Institutionen sollten das Fediverse für sich entdecken.
Mastodon: Ein Teil des Fediverse
Die Micro-Blogging-Plattform Mastodon ist ein Teil des Fediverse, einem Netzwerk voneinander unabhängiger Netzwerke, das ab 2008 entstanden ist. Das Wort Fediverse ist aus federation (englisch für Föderation) und universe (Universum) zusammengesetzt.
Am Fediverse kann jeder und jede teilhaben und eine eigenen Server, eine so genannte Instanz, aufbauen und sich dort meist kostenlos anmelden. Weltweit nutzen wohl etwa vier Millionen Menschen das Fediverse. In Deutschland sind der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, der Landesdatenschützer Baden-Württembergs und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) bei Mastodon.
Es kann auch eine Chance für öffentliche Verwaltungen sein – jetzt, wo zum Beispiel die Datenschutzbehörden Berlins und Brandenburgs die Landesbehörden dort aufgefordert haben, ihre Facebook-Seiten einzustellen.
Der Bundesdatenschutzbeauftragte ist bereits bei Mastodon. Was spricht dagegen, dass auch die Social-Media-Experten und -Expertinnen in der Landesregierung in Sachsen-Anhalt auf diese Idee kommen? Oder zum Beispiel auch der MDR.
Mut zur Veränderung
Fortschritt und die Umsetzung von Ideen für unseren digitalen Alltag brauchen politische Initiative. Sie brauchen den Willen zur Veränderung. Sie brauchen Kreativität. Und sie brauchen den Mut, aus den gewohnten Mustern und Denkweisen auszubrechen. Das Fediverse kann dafür eine Inspiration sein.
Welche Dienste es im Fediverse gibt
Im Fediverse gibt es viele Plattformen, die auf Open Source basieren und sehr ähnliche Funktionen bieten wie klassische, kommerzielle soziale Netzwerke. In den vielen Fällen genügt ein einziges Konto bei einem dieser sozialen Netzwerke, um auch andere nutzen zu können. Das sind einige Fediverse-Alternativen zu kommerziellen sozialen Netzwerken:
- statt Instagram Pixelfed,
- statt Twitter Mastodon (z.B. machteburch.social) oder Pleroma,
- statt Facebook friendica, Hubzilla oder Diaspora,
- statt Youtube PeerTube.
Außerdem gibt es noch die Audioplattform Funk Whale, die Blogging-Plattformen Plume oder WriteFreely oder die Eventplattform Mobilizon.
MDR (Marcel Roth)
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