Bernburger Salzbergwerk 4 min
Audio: Der Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt trägt seinen Namen nicht ohne Grund: Manche Ortschaften dort sind regelrecht auf Salz gebaut. Bildrechte: IMAGO / Steffen Schellhorn

Größtes Salzbergwerk Deutschlands Steinsalzbergwerk Bernburg soll um 800 Hektar erweitert werden

23. August 2024, 05:00 Uhr

Der Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt trägt seinen Namen nicht ohne Grund: Manche Ortschaften dort sind regelrecht auf Salz gebaut. Unter der Erde lagern mächtige Flöze aus nahezu reinem Steinsalz – entstanden vor hunderten Millionen von Jahren. Bei Bernburg wird das Salz abgebaut, das als Streusalz auf unseren Straßen landet oder als Würze auf dem Frühstücksei. Nun will das Unternehmen K+S sein Salzbergwerk erweitern.

Ralf Geißler, Wirtschaftsredakteur
Bildrechte: MDR/Isabel Theis

Steven Hoffmann rauscht in einem Förderkorb-Schacht Bernburg hinab. Mit 30 km/h geht es nach unten. Weißer Staub wirbelt durch die Gitterfenster der engen Kabine. Sechshundert Meter tiefer öffnet Hoffmann die Tür zu einer anderen Welt. "Wir sind komplett im Salz eingeschlossen. Links Salz, rechts Salz. So wie oben und unten auch alles voll Salz ist."

Steven Hoffmann, Salzbergwerk Bernburg
Steven Hoffmann. Bildrechte: MDR/Ralf Geißler

Die Wände glitzern. Auch an Schaltern und Kabeln haben sich Kristalle gebildet. Es sieht aus wie im Märchen. Wäre da nicht dieser Lärm. Ein Förderband bringt unentwegt Steinsalzbrocken zu einem Brecher – aus der Dunkelheit des größten Steinsalzbergwerks Deutschlands. "Wir haben eine Kapazität von circa 13.000 Tonnen pro Tag zu fördern.  Und wir haben einen 3-Schicht-Betrieb. Von Sonntagnacht angefangen bis Freitag in die Mittagsschicht. Früh, Mittag und Nachtschicht. Je nachdem, wie viel Salz benötigt wird und wie viel Salz abgenommen wird."

Das Bergwerk ist so groß, dass hier unten Autos fahren. Hoffmann kurvt kilometerweit durch Tunnel – mal nach rechts, mal nach links, mal hoch, mal runter. Nur die Autoscheinwerfer liefern Licht im Dunkel des Tagebaus. Die Fahrt endet in einem gigantischen Hohlraum. Hier bohren Bergleute Löcher ins Gestein, um es abzusprengen. Auf dem Boden liegt feiner Bohrstaub: pures Salz. "Das können Sie, so wie es ist, aufs Brot streuen", erzählt Raimund Bartel, der Produktionsleiter von K+S.

Bergwerk soll noch weiter wachsen

Bartel will das Bergwerk erweitern. Das unterirdische Reich soll um 800 Hektar wachsen, sich nach Nordwesten Richtung Staßfurt ausdehnen. "Um die Produktion für die nächsten fünfzig Jahre sicherzustellen. Also, dass einfach die ganzen Mitarbeiter, die Produktion, der gesamte Betrieb für die nächsten fünfzig Jahre auch eine Zukunft hat."

Raimund Bartel mit Helm und Schutzbrille im Salzbergwerk Bernburg
Raimund Bartel. Bildrechte: MDR/Ralf Geißler

Bedenken von Einwohnern und Einwohnerinnen

Doch Übertage machen sich die Leute Sorgen. Stefanie Klein ist Ortschaftsrätin der Gemeinde Hohenerxleben. Der Salzbergbau soll künftig unter ihrer Gemeindegrenze enden. "Das Vorhaben wurde am 28. Mai im Ortschaftsrat vorgestellt. Die Einwohner waren da etwas überrumpelt. Die haben natürlich Sorge, dass die Wohnqualität leiden wird und sind auch skeptisch und ängstlich, weil sie Schäden an ihren Häusern befürchten."

Eben gebrochenes Salz hinterlässt eine Staubwolke
Eben gebrochenes Salz hinterlässt eine Staubwolke. Bildrechte: MDR/Ralf Geißler

Vor allem befürchten die Anwohner Setzungsrisse an Gebäuden. Untertage versucht Produktionsleiter Bartel zu beruhigen. Man wolle unter landwirtschaftlichen Flächen erweitern, nicht unter Dörfern. Zwar könne es zu Boden-Absenkungen kommen, aber, so Bartel: "Diese Senkungen treten nicht plötzlich auf, sondern über einen sehr langen Zeitraum und auch sehr langsam."

Außerdem habe die Vergangenheit in Bernburg gezeigt, dass kaum Schäden zu verzeichnen seien. Und sollten doch welche auftreten, versichert Bartel: "Dann werden wir als Bergbaubetreiber dafür Sorge tragen, dass diese Schäden auch beseitigt werden."

Salzwerk Bernburg liefert Streusalz für Straßen im Winter

Salzbergwerk Bernburg
Das Salzbergwerk Bernburg. Bildrechte: MDR/Ralf Geißler

Bartel steigt zu Steven Hoffmann ins Auto. An Wänden mit rosafarbenen Salz geht es zurück zu einer unscheinbaren Tür. Dahinter liegt der sogenannte Schachtbunker, die Vorratskammer. Hier wird für hohe Nachfrage bereits gebrochenes Salz über Rutschen in einem großen Gewölbe eingelagert. "Hier liegen jetzt circa noch 30.000 Tonnen Salz drin. Und man hört auch, wenn das Salz nachrieselt und nachrutscht. Wir haben die Möglichkeit über vier Schorren das Salz einzuspeichern. Jetzt beginnt sozusagen die Einspeicherung."

Es rieselt, es rauscht. Feiner Staub legt sich auf Lampen, Geländer und Klinken. Eine Winterlandschaft, die den Winter zum Schmelzen bringen soll – als Streusalz für Deutschlands Straßen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 23. August 2024 | 06:07 Uhr

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