Kommentar Intel kommt wirklich – Es ist eine Zeitenwende für Sachsen-Anhalt: Aufbruchsstimmung in der Börde?
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21. Juni 2023, 09:13 Uhr
Der Vertrag ist unterschrieben – Intel kommt nach Magdeburg und in die Börde. Dennoch, die Frage nach der Subventionssumme von deutscher Seite stellt sich. Das Werk soll ein "Quantensprung" in der europäischen Chipherstellung sein. Sebastian Mantei mit einem Kommentar.
Es ist die größte ausländische Einzelinvestition eines Unternehmens nach Kriegsende in Deutschland und sie kommt in den Osten. Der Bund fördert das Projekt mit einer Rekordsumme von knapp zehn Milliarden Euro. Intel investiert das Doppelte. Das ist unglaublich und doch wahr. Für die Menschen in Sachsen-Anhalt, einem Bundesland, das seit über 30 Jahren mit den Folgen des wirtschaftlichen Niedergangs der einstigen volkseigenen Betriebe kämpft, mehr als ein Lichtblick.
Auf einmal wird hier nicht nur Geschichte geschrieben mit Werksschließungen, sondern Erfolgsgeschichte, die auf Zukunftstechnologien setzt. Was hier auf dem platten Acker gebaut wird, hilft, den Anschluss an die Weltspitze in der Halbleiterindustrie zu schaffen.
Vom Stand der Dinge zur neuen Chip-Fabrik von Intel berichtet MDR-Reporter Sebastian Mantei in diesem Video:
Subventionen für Intel in der Kritik
Doch nicht alle finden das großartig. Müssen Ansiedlungen mit so großen Summen subventioniert werden? Sicher belastet das den Bundeshaushalt, doch auf Dauer sichert es die Versorgung mit Chips, die überall benötigt werden. Die Welt wird digitaler und das geht nicht ohne Halbleiter. Intel und andere, die folgen werden, sichern den Nachschub an Chips, für die die Nachfrage steigen wird. Das Werk in Magdeburg soll einen "Quantensprung" in der europäischen Chipherstellung vollziehen. Statt Chips in Nanometern zu produzieren, sollen in Magdeburg Halbleiter in der nächstkleineren Einheit Ångström produziert werden. Das ist Weltspitze.
Der Handelskrieg mit China macht deutlich, dass Abhängigkeiten von Asien zu Engpässen führen können, die Europa wirtschaftlich schaden. Deshalb ist es gut, eine eigene Halbleiterindustrie aufzubauen. Und die, wenn sie leistungsfähig sein soll, gibt es natürlich nicht umsonst. China, USA und Südkorea pumpen viel mehr Geld in ihre Chipindustrien. An dem Wettstreit muss Europa sich nicht beteiligen, aber dann kann es sein, dass die anderen davonfahren. Denken wir an die deutsche Automobilindustrie, die international nur noch auf dem Standstreifen fährt, während andere Nationen längst die Nase vorn haben.
Mut, Wagnis und Risiko
Die Bundesregierung und die EU-Kommission waren mutig, haben sich entschlossen, mehr auf den Tisch zu legen. Ob das klug war, wird die Zukunft zeigen. Aber wären die Menschen je auf dem Mond gelandet, hätte Einstein die Relativitätstheorie entdeckt und wüssten wir heute, dass die Erde rund ist. Sicher nicht, wenn wir auf die "Vernünftigen" dieser Welt gehört hätten. Es gehört Mut dazu, etwas zu wagen, und das ist manchmal riskant. Das Risiko dürfte aber gering sein, angesichts der Tatsache, dass Halbleiter längst zur Grundlage unseres Lebens gehören, egal, ob im Toaster, Herzschrittmacher oder in den Rechenzentren dieser Welt.
Sachsen-Anhalt erwartet Aufschwung
Die Milliardeninvestition hilft der EU, sichere Liefer- und Produktionsketten für die chiphungrige Industrie zu schaffen. Und es macht den Osten Deutschlands zu einer Region, in der die Menschen eine Perspektive für sich und ihre Familien haben. Heute können Schulabgänger hier eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren und danach auf einen gut bezahlten Job in ihrer Heimat Sachsen-Anhalt setzen. Niemand muss mehr in den Westen auswandern. Im Gegenteil, die Halbleiterzentren in Sachsen-Anhalt und Sachsen ziehen qualifizierte Menschen in den Osten aus dem Westen – und der ganzen Welt. Die rote Laterne dürfte damit endgültig ausgeschaltet werden und im Osten geht auch wirtschaftlich künftig die Sonne auf.
MDR (Susanne Ahrens) | Erstmals veröffentlicht am 19.06.2023
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 19. Juni 2023 | 19:00 Uhr
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