Nadja Storz und Julian Kanth
Bildrechte: MDR/Marc Biskup

Reportertagebuch zur Landtagswahl Wir sind fertig!

03. Februar 2016, 20:10 Uhr

Schütteln Sie die Sofakissen aus, kochen Sie Kaffee, backen Sie Kuchen. Wir werden Sie besuchen. Und wir mögen es gemütlich. Wir: Das sind Julian Kanth und Nadja Storz. Wir sind Reporter und wir sind neugierig. Also, wenn die Menschen in Sachsen-Anhalt uns lassen. In nicht einmal zwei Monaten nämlich sind Landtagswahlen. Und wir wollen mit so ziemlich jedem sprechen, der uns vor die Kamera kommt: Was ist passiert in den vergangenen fünf Jahren? Hat sich überhaupt etwas verändert? War es gut, war es schlecht? Was nervt? Was macht froh? Soviel wie möglich aus ihrem Leben dürfen die Menschen mit uns plaudern. Unaufdringlich wie wir sind, verfolgen wir Sie nur auf Arbeit, zum Einkaufen und ins Wohnzimmer.

Mittwoch, 17. Februar: Wir sind fertig!

Julian: "Hey, was schaut ihr heute Abend. Fußball oder Bachelor", ruft der Radio-Moderator in sein Mikrofon. Es ist Mittwochmittag, der Tag, an dem der Film laufen soll. Unser Film über die politische Stimmung in Sachsen-Anhalt tritt also an gegen die Champions League und Unterhaltung. Da halten wir doch locker mit. Warum fragt der Radio-Moderator nicht, wer MDR schaut?

Sechs Wochen sind vergangen. Wir haben gedreht, geschnitten und gemischt, der Film hat die Tage ausgefüllt. Von morgens Früh im Zug bis spät am Abend. Vor dem Schlafengehen noch ein letztes Mal telefonieren, die letzten Gedanken aus dem Kopf kriegen. Und dann begleitet er uns doch noch bis in die Träume.


Sechs Wochen intensive Arbeit, feilen am Konzept, diskutieren: Lass uns über was anderes reden. Okay. Ja. Stille. Über was? Stimmt.


Nadja: Der Film ist fertig, sagst du. Ist er das wirklich? Es ist Montagnacht. Fast schon Dienstag. Wir sind immer noch in Magdeburg. Immer noch im Keller. Die Chefinnen waren da. Endabnahme. Geschafft. Und erst jetzt ahne ich: Ja, es wird einen Film geben. Wir werden einen Vor- und einen Abspann sehen (und die sind wirklich sehenswert). Und die Zeit dazwischen?

Wir lassen den Mittwochabend auf uns zukommen. Komisch eigentlich, dass wir sechs Wochen ununterbrochen Zeit miteinander verbracht haben, es aber nicht schaffen, gemeinsam die Premiere zu schauen. 

20:15 Uhr. Filmbeginn.

20:20 Uhr. Mein Handy klingelt. Spehtim ist dran. Er ist irritiert. "Ich glaube, ich gucke das falsche Programm", sagt er. "Warum?", frage ich. "Na, ich habe mich noch gar nicht gesehen. Da sind lauter andere Typen. Die sagen alle was zur Wahl. Aber ich nicht." - "Warte", rufe ich durchs Telefon, "gleich bist du dran." - "Ah, cool", sagt Spethim noch und legt auf. Als ich wieder auf den Fernseher gucke, grinst Spehtim in die Kamera. "Bisschen windig heute", sind seine ersten Worte.

Julian, geht dir das auch so? Dass du jedes Wort auswendig kennst? Jeden Satz in Gedanken zu Ende sprichst? Stimmen im Kopf. Sie werden verschwinden. Aber nicht heute und nicht morgen. Hoffentlich.

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Kommentar Uli Wittstock
Die Verlängerung der Corona-Notlage sorgt bei unserem Kommentator für Kopfschütteln. (Symbolbild) Bildrechte: MDR/Uli Wittstock/Matthias Piekacz, MDR/Engin Haupt