Fragen und Antworten zum Kohle-Ausstieg

06. Mai 2019, 07:25 Uhr


Wann ist der Kohle-Ausstieg?

Der Beschluss der Kohlekommission sieht vor, dass bis spätestens 2038 in Deutschland keine Kohle mehr verstromt werden soll. Im Jahr 2032 soll geprüft werden, ob ein Auszug auf 2035 vorgezogen werden kann. Weitere Revisionspunkte, auch zuvor, sind vorgesehen, um die Beschlüsse zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen.


Was bedeutet der Kohle-Ausstieg?

Kohle hat als Energieträger langfristig ausgedient. Bis spätestens 2038 soll keine Kohle mehr zur Stromgewinnung verbrannt werden. Die Abschaltung der Kohlekraftwerke erfolgt aber schrittweise. Stand 2017 kommen in Deutschland noch 37 Prozent des Stroms aus Kohlekraftwerken - macht 45 Gigawatt. Bis Ende 2022 sollen 12,5 Gigawatt vom Netz, um die für 2020 zugesagten deutschen Klimaziele zumindest mit Verspätung noch zu erreichen. Bis 2030 müssen weitere Klimaziele (CO2-Emissionen im Energiesektor um gut 60 Prozent im Vergleich zu 1990 verringern) erfüllt werden. Das bedeutet, dass kontinuierlich weitere Braun- und Steinkohlekraftwerke abgeschaltet werden, sodass höchstens nur noch 17 Gigawatt am Netz sind.


Wo sind die Kohle-Reviere?

Das Mitteldeutsche Braunkohlerevier umfasst Gebiete in Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen und Niedersachsen. In Sachsen-Anhalt betrifft dies neben dem Bitterfelder Bergbaurevier Tagebaue vorrangig im Süden des Landes: im Geiseltal sowie im Raum Weißenfels, Hohenmölsen und Zeitz, zu dem auch der letzte aktive Tagebau des Landes, Profen, gehört. Bis zu acht Millionen Tonnen Braunkohle wird dort jährlich gefördert.


Wie viele Menschen in Sachsen-Anhalt sind betroffen?

Der Braunkohle-Ausstieg wird einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zufolge im Mitteldeutschen Revier bis zu 7.000 Beschäftigte betreffen, davon sind etwa 3.500 direkt in der Kohlewirtschaft tätig. Wegen der Altersstruktur - fast die Hälfte der Beschäftigten ist demnach 50 Jahre oder älter - wird der Jobabbau vorraussichtlich sozialverträglich vonstatten gehen. Doch damit nicht genug: In Mitteldeutschland hängen weitere 27.400 Jobs an energieintensiven Industrien - wie der der Chemie, Nahrungsmittel oder Baustoffe - die sich einst im Umfeld der Kohle angesiedelt hatten. Die meisten dieser Beschäftigten, etwa 15.600, arbeiten in Sachsen-Anhalt, 10.900 sind es in Sachsen und weitere 850 in Thüringen.


Wie soll der Kohle-Ausstieg abgefangen werden?

Mit Geld. Über 20 Jahre sollen in die vom Kohle-Ausstieg betroffenen Länder Sachsen-Anhalt, Sachsen, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen insgesamt 40 Milliarden Euro fließen. Das macht 2 Milliarden Euro pro Jahr vom Bund. Zudem soll es weitere Mittel für bessere Infrastruktur und Beschäftigungsmaßnahmen geben. Anfang April einigte sich Bundesfinanzminister Scholz mit den Kohleländern über ein 260 Millionen Euro (240 Millionen trägt der Bund) schweres Sofortprogramm für den Strukturwandel in den betroffenen Regionen. Aus diesem Topf wird Sachsen-Anhalt 30 Millionen Euro erhalten.


Was hat der Kohle-Ausstieg mit Klimaschutz zu tun?

Die Verbrennung von Kohle, insbesondere Braunkohle, gilt als klimaschädlich, weil dabei große Mengen des Klimagases CO2 – Kohlendioxid – freigesetzt werden, neben Feinstaub-Partikeln und Schadstoffen wie Blei und Quecksilber. Zudem haben Kohlekraftwerke laut Umweltbundesamt nur maximal einen Wirkungsgrad von 50 Prozent. Das bedeutet, dass die Hälfte der beim Verbrennen erzeugten Energie verpufft. Bei anderen Kraftwerken ist die Bilanz deutlich besser. (Quellen: dpa,epd,afp)

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Kommentar Uli Wittstock
Die Verlängerung der Corona-Notlage sorgt bei unserem Kommentator für Kopfschütteln. (Symbolbild) Bildrechte: MDR/Uli Wittstock/Matthias Piekacz, MDR/Engin Haupt