Kleinstadthelden Projekt in Röblingen: Ein Bahnhof als Wohn- und Lebensraum
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26. August 2020, 15:49 Uhr
Wer einen Bahnhof als ungemütlich ansieht, der trifft hier auf das Gegenteil. In Röblingen am See im Landkreis Mansfeld-Südharz wird aus einem Bahnhof ein ansehnlicher Lebensraum geschaffen. Vom kleinen Verschenkeladen über Büros zum Arbeiten bis hin zu Wohnungen für verschiedene Lebensmodelle ist hier fast alles zu finden.
Mehr als 150 Jahre ist er inzwischen alt, der Bahnhof in Röblingen am See in Mansfeld-Südharz. Genau hier entstand und entsteht das Projekt "Lebensraum Röblingen". Was als reines Wohnprojekt startete, ist nun eine Initiative, die verschiedene Projekte umsetzt.
2018 wollte die Initiative den vom Vandalismus gezeichneten Bahnhof in Röblingen instand setzen. Knapp ein Jahr später konnte der erste Teil schon wieder bewohnt werden. Ins Leben gerufen wurde ein Mehrgenerationen-Wohnprojekt für bis zu 15 Menschen. Aktuell wohnen nun zwei Erwachsene und zwei Kinder fest im Bahnhof. Wer als Feriengast anreist, kann dort ebenfalls direkt übernachten. Der Bahnhof selbst ist nämlich immer noch in Betrieb und besitzt regelmäßige Verbindungen nach Halle (Saale), Sangerhausen, Nordhausen und auch Kassel.
Die Initiatorin Amanda Dählmann wünscht sich, dass der Bahnhof und die Bahnhofsstraße wieder zu einem attraktiven Zentrum in Röblingen werden:
Wir möchten mit unserem Projekt auf jeden Fall auch unser Dorf ansprechen, machen viele Veranstaltungen, haben den Bahnhof auch als Treffpunkt ausgebaut, damit Menschen hier zusammenkommen können, dass einfach Leben aufs Land kommt.
Ein ökologischer und generationenübergreifender Bahnhof
Im Fokus des Projektes steht ein ökologisches und generationenübergreifendes Zusammenleben. Saniert wird der Bahnhof deshalb ausschließlich mit natürlichen Materialien wie Lehm, Holz und Stein. Wer hier wohnen möchte, kann sich aber selbst aktiv mit einbringen, denn saniert wird nach Bedarf. Es werden keine fertigen Wohnungen angeboten, sondern man soll seinen individuellen Lebensraum mitgestalten können.
Neben einem ökologisch betriebenen Biogarten, in dem man die Ursprünge der Lebensmittelversorgung kennenlernen soll, gibt es auch einen Verschenkeladen und einen Co-Working-Space. Wer hier wohnt oder mit dem Zug anreist, muss es nicht weit zur Arbeit haben.
Doch Lebensraum Röblingen bietet dazu auch eine kreative und soziale Gegenseite an, die zuvor in dem Ort nicht zu finden war: "Wir bieten Kunstkurse an, die es vorher nicht gab, wir bieten eine Kindergruppe an, die es vorher nicht gab, wir haben am Jugendclub mitgewirkt. Wir schaffen einen Raum, an dem Leute zusammenkommen und kreativ sein können", sagt Initiatorin Amanda Dählmann.
Mehr Einsatz in der Jugendarbeit durch Netzwerken
Räume zum kreativen Ausleben wurden bereits geschaffen. Zusammen mit dem Kinder- und Jugendring Mansfeld-Südharz e.V. setzt sich Lebensraum Röblingen für mehr Jugendarbeit im Seegebiet Mansfelder Land ein. So konnte ein Jugendtreff unter der Betreuung von Jugendkoordinator Martin Zimmermann realisiert werden.
Für ihn ist Lebensraum Röblingen ein echter Kleinstadtheld:
"Der Lebensraum Röblingen ist ein Kleinstadtheld, weil sie neue soziale Impulse in das Landleben bringen, wie z.B. den Umsonstladen oder auch andere Projekte und Veranstaltungen, die es hier sonst nicht geben würde".
Geplant ist in naher Zukunft zum Beispiel auch ein ein Graffiti-Workshop. Weiterhin locken andere attraktive Angebote vorwiegend junge Leute in den Ort. Zusammen mit der Initiative "Warm Showers" werden im Bahnhof kostenlose Übernachtungsmöglichkeiten für Radreisende angeboten.
Viele Zukunftsvisionen
In Zukunft soll der Bahnhof Röblingen für ein friedliches Miteinander der Generationen offen stehen. Ziel ist es, dass sich Jung und Alt begegnen können, um gemeinsam Ideen und Wünsche einzubringen. Ein nächstes Mehrgenerationen-Projekt ist die Eröffnung eines Cafés in der ehemaligen Wartehalle des Bahnhofs.
Quelle: MDR/mf