Denkmalgeschütze Industriebrache Vom Lost Place zum Stadtteilzentrum: Ideen für ehemaligen Schlachthof in Halle

16. November 2023, 16:23 Uhr

Der ehemalige Schlachthof in der Freiimfelder Straße in Halle soll möglicherweise zu einem neuen Stadtteilzentrum der Saaleestadt entwickelt werden. Wann genau die Pläne umgesetzt werden könnten, steht noch nicht fest. Die Stadt will die denkmalgeschützen Anlagen erhalten und steht im Austausch mit dem Investor. Die Hochschule in Dessau hat sich erfolgreich an einem Ideenwettbwerb beteiligt.

Im ehemaligen VEB Schlacht- und Verarbeitungsbetrieb Halle, im Osten der Saalestadt, wird schon seit mehr als 30 Jahren kein Fleisch mehr verarbeitet. Die zum Teil unter Denkmalschutz stehenden Gebäude aus rotem und gelbem Backstein sind heute in keinem guten Zustand. Zahlreiche Brände auf dem rund 60.000 Quadratmeter großem Gelände haben in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass Bausubstanz unwiederbringlich zerstört wurde.

Wann in einer der letzten großen Industriebrachen der Stadt Halle wieder Leben einziehen wird, steht noch nicht fest. Aber es gibt viele Ideen, die noch auf ihre Machbarkeit hin überprüft werden sollen.

Positive Impulse durch Zukunftszentrum und Intel in Magdeburg

Das seit 2017 im Besitz der Weimarer Immobiliengesellschaft Zehentner & Seidel befindliche Areal liegt unweit vom Hauptbahnhof. In der Nähe soll das Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation entstehen, das bis zu eine Million zusätzliche Touristen pro Jahr in die Saalestadt bringen soll.

Der Miteigentümer des Schlachthofes, Karl-Heinz Zehentner, hofft, von den zukünftigen Besuchern profitieren zu können. Die Entscheidung für das Zukunftszentrum in Halle wirke sich extrem auf die Überlegung aus, gewerbliches Wohnen auf dem Schlachthof-Gelände anzusiedeln, also Hotels, Hostels, Kurzzeitapartments oder Ferienwohnungen.

Durch die gute Anbindung an den Nah- und Fernverkehr hofft Zehentner außerdem auf positive Impulse durch die Ansiedlung von Intel in Magdeburg. Aber auch der Ausbau des BMW-Werks am Flughafen Leipzig-Halle mache den Standort Halle interessant, denn der Flughafen ist von Halle aus gut zu erreichen.

Neues Stadtteilzentrum für Halles Osten

In Abstimmung mit der Stadt Halle soll nach Angaben des Investors der ehemalige Schlachthof in Zukunft für möglichst viele Menschen zu einem interessanten Ort werden. Dort soll demnach eine Art neues Stadtteilzentrum entstehen.

Zu dem neuen Zentrum könnten Einrichtungen zum betreuten Wohnen, Kurzzeitpflege, ambulante Pflegeeinrichtungen, Kindergarten und Fitnessstudio gehören. Darüber hinaus seien auch kleinere Geschäfte für Lebensmittel, Drogerieartikel und Textilien im Discoutbereich denkbar. Große Läden mit mehreren tausend Quadratmetern Verkaufsfläche seien dagegen nicht mehr geplant.

Investor: Kein Einkaufstempel geplant

Auch über Freizeit- und Kulturangebote wolle man diskutieren, so der Investor. Vom ursprünglichen Konzept, den ehemaligen Schlachthof vor allem auf Handel auszurichten, sei man wieder abgerückt. Daher habe man die Einzelhandelsfläche von ursprünglich 20.000 Quadratmetern Verkaufsfläche auf 6.000 reduziert. Es werde keinen Einkaufstempel geben, sagt Zehentner.

Da im halleschen Osten bereits ausreichend Flächen für Einzelhandel bestünden, dürfe der alte Schlachthof nicht zu einem ausschließlichen Einzelhandelsprojekt werden, heißt es auch von der Stadt. Mit der Umsetzung des Projekts dürfe kein Konkurrenzstandort zur Altstadt geschaffen werden.

Stadt fordert Erhalt der Denkmale

Neben einer gemischten Nutzung des ehemaligen Schlachthofes im Stadtviertel Freiimfelde, gehöre zu einem gelungenen Konzept der Erhalt und die Einbindung der denkmalgeschützten Anlagen in das neu entstehende Areal. Die Entwicklung eines Fremdkörpers im Stadtteil solle vermieden werden, erklärte der Beigeordnete für Stadtentwicklung und Umwelt, René Rebenstorf. "Die Reaktivierung des Standortes muss die Sanierung der Denkmäler umfassen, die als Zeugen ihrer Zeit die Epoche der Industrialisierung repräsentieren."

Die Reaktivierung des Standortes muss die Sanierung der Denkmäler umfassen, die als Zeugen ihrer Zeit die Epoche der Industrialisierung repräsentieren.

René Rebenstorf Beigeordneter für Stadtentwicklung und Umwelt der Stadt Halle

Zudem solle in diesem Gebiet keine verkehrsintensive Nutzung angesiedelt werden, um die bestehende Verkehrs- und Lärmsituation nicht zu verschlechtern.

Dessauer Studierende gewinnen Ideenwettbewerb

Mit der Wiederbelebung des ehemaligen Schlachthofes haben sich auch Studentinnen und Studenten der Fachhochschule Anhalt in Dessau befasst. Mit ihrem Beitrag "A productive neighbourhood – Revitalisierung des Schlachthofareals in Halle (Saale)" haben sie dieses Jahr auf der Bau in München den 1. Preis im Studierendenwettbewerb "Studenten | Gestalten | Zukunft" gewonnen.

Noch bis Ende November können Interessierte in Halle die Ideen und Entwürfe für die Nutzung des ehemaligen Schlachthofes anschauen. Die Arbeiten der Studentinnen und Studenten des Fachbereichs Architektur, Facility Management und Geoinformation der Hochschule Dessau zeigen, wie eine gemischte urbane Nutzung aus Produktion, Büro, Handel, Freizeit und Wohnen realisiert werden könnte.

Die Ausstellung ist in Halle-Neustadt, im Foyer der Hochhaus-Scheibe A, in der Neustädter Passage. Geöffnet ist montags, mittwochs und donnerstags von 9 bis 15 Uhr, sowie dienstags von 9 bis 18 Uhr und freitags von 9 bis 12 Uhr.

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Ein großer Aufsteller mit dem Aufdruck "Hier kann Zukunft beginnen!" steht an einer großen Straße am Riebeckplatz in Halle, wo das "Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation" gebaut werden soll.
Hallenserinnen und Hallenser können bislang nicht mitzustimmen, wie der Riebeckplatz in Halle für den Bau des Zukunftszentrums umgestaltet werden soll. Bildrechte: picture alliance/dpa | Heiko Rebsch

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MDR (Andreas Manke)

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