Rettungsschirm für Krankenhäuser Experten: Bundesmittel werden für Kliniken nicht reichen
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08. November 2022, 12:12 Uhr
Nach der Ankündigung Lauterbachs, den Krankenhäusern einen Betrag in Milliardenhöhe zur Verfügung stellen zu wollen, wurde in der Sendung "Fakt ist!" über Krankenhäuser diskutiert. Die Gesundheitsexperten forderten eine grundlegende Reform des Krankenhaussystems in Deutschland. Das sei bereits geplant, sagte die Bundestagsageordnete Tina Rudolph (SPD). Es werde aber noch Monate dauern, bis ein konkreter Vorschlag ausgearbeitet sei.
- Das Bundesgesundheitsministerium will die Krankenhäuser mit einem Finanzpaket unterstützen.
- Gesundheitsexperten in der Sendung "Fakt ist!" fordern eine Reform des Fallpauschalensystems.
- In den nächsten Monaten will die Regierungskommission Krankenhaus ein entsprechendes Konzept ausarbeiten.
Mit bis zu 8 Milliarden Euro will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Krankenhäuser entlasten. Damit sollen steigende Energiekosten und Inflation abgefangen werden. Das reicht nicht, sagten Gesundheitsexperten am Montag in der Sendung "Fakt ist!". Nach Aussage des Vorsitzenden der Krankenhausgesellschaft Sachsen-Anhalt, Prof. Dr. Wolfgang Schütte, könne der geplante Rettungsschirm sicherlich verhindern, dass Kliniken schließen, die Situation in den Krankenhäusern sei aber trotzdem schlecht.
Reform des Fallpauschalensystem gefordert
Der ehemalige Facharzt für Innere Medizin, Dr. Arndt Dohmen, fordert deshalb eine grundlegende Veränderung des Systems. Steigende Energiepreise und Inflation seien eigentlich nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringe. Die Lage in den Krankenhäuser habe sich seit der Einführung der Fallpauschale Anfang der 2000er-Jahre zunehmend verschlechtert. Die Kliniken seien ökonomisiert worden und das beeinflusse auch ärztliche Entscheidungen. Diese "Kollateralschäden" würden im Klinikalltag immer drängender und existenzbedrohender.
Das Fallpauschalensystem kurz erklärt Im Fallpauschalen-System werden Behandlungen nach Aufwand bezahlt. Das bedeutet: Je höher der Aufwand ist, desto mehr Geld gibt es. Die Diagnosen werden nach sogenannten "Fallgruppen“ sortiert und pauschal vergütet. Dabei spielen neben der "Hauptdiagnose“ zum Beispiel auch Begleiterkrankungen eine Rolle. Jeder einzelne medizinische Eingriff fließt in die Vergütung ein.
Auch die anderen Gäste der Sendung sprechen sich gegen das Fallpauschalensystem aus. Der gelernte Krankenpfleger, Markus Schulze aus dem Personalrat der Universitätsklinik Magdeburg, sagte dazu: „Das Schlimme ist, dass Krankenhäuser durch das Fallpauschalensystem wie Wirtschaftsbetriebe betrieben werden, wie Autowerkstätten – rein, rauf, runter, weg. Es geht ständig um Prozessoptimierung, Prozesssteuerung. Und das Problem Fürsorge für den Patienten, kommt eigentlich viel zu kurz."
Das Schlimme ist, dass Krankenhäuser durch das Fallpauschalensystem wie Wirtschaftsbetriebe betrieben werden...
Schulze sagte, dass die Lage in den Krankenhäusern früher deutlich besser gewesen sei, als noch danach abgerechnet wurde, wie lange ein Patient ein Krankenhaus-Bett benötigte. Er kritisiert, dass es seitens der Politik bislang nur "halbherzige Versuche" gegeben habe, das Fallpauschalensystem zu reformieren.
Reformen geplant
Die Bundestagsabgeordnete Tina Rudolph (SPD) erklärt, man habe mittlerweile erkannt, dass man mit der Fallpauschale langfristig kein gutes, funktionierendes und vor allem arbeitsfreundliches Gesundheitsumfeld schaffen könne. Deshalb erarbeite die Regierungskommission Krankenhaus aktuell Alternativvorschläge. Bis diese aber so konkret seien, dass sie ins parlamentarische Verfahren kämen, werde es noch Monate dauern.
Nach Aussage von Rudolph ist geplant, das gesamte System zu reformieren, so dass die Fallpauschalen und die finanzielle Belastung nicht mehr bei den Krankenhäusern liegen. Auf diese Weise sollen auch die Arbeitsbedingungen verbessert und zum Beispiel Pflegeberufe attraktiver gemacht werden.
MDR (Annekathrin Queck)
Dieses Thema im Programm: MDR Fernsehen | 07. November 2022 | 22:10 Uhr
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