Ein weißes E-Auto lädt an einer Ladesäule der Leipziger Stadtwerke.
Die Zulassungszahlen für Elektroautos in Sachsen-Anhalt sind rückläufig. Bildrechte: IMAGO / PicturePoint

Wenig Neuzulassungen Elektroautos in Sachsen-Anhalt: Warum die Zulassungszahlen sinken

07. August 2024, 17:55 Uhr

Hochsommerliches Wetter stellt für E-Auto-Batterien eine erhebliche Belastung dar und kann die Reichweite reduzieren. Experten raten deshalb dazu, nicht in der Sonne zu parken und möglichst wenig Gewicht zu transportieren. Doch an diesen witterungsbedingten Nachteilen liegt es nicht allein, dass die Stromer derzeit nur noch hinterher fahren. Vor allem das überraschende Ende der staatlichen Kauf-Förderung verunsicherte viele Autofahrende. Vom anfänglichen Boom ist kaum etwas geblieben.

MDR-Reporter André Damm
Bildrechte: André Damm

Bernd Jung aus Bad Schmiedeberg ist überzeugt von der neuen Technologie. Seit vier Jahren saust er mit einem Elektroauto durch die Kurven, freut sich über den spritzigen Antrieb und die geringen Folgekosten. Der IT-Spezialist versucht so oft es geht, das Auto mit eigenem Solarstrom zu laden – von der heimischen Photovoltaikanlage. "Da kann man extrem sparen", sagt Jung. "Außerdem habe ich kaum Wartungskosten, da Durchsichten entfallen. Ich denke, E-Autos werden sich durchsetzen."

Deshalb verwundert es, dass die Zulassungszahlen von Elektroautos in Sachsen-Anhalt äußerst übersichtlich bleiben. Nach Angaben  des statistischen Landesamtes in Halle waren zu Jahresbeginn lediglich 16.400 Fahrzeuge zugelassen. Die meisten Stromer fahren in Magdeburg, gefolgt von Halle und dem Landkreis Harz. Die wenigsten E-Autos rollen durch Dessau-Roßlau und den Landkreis Stendal. Schlusslicht ist der Altmarkkreis Salzwedel. Am Gesamtfahrzeugbestand steigt der Anteil an Elektro-Fahrzeugen. Allerdings nur langsam – er liegt derzeit bei 1,3 Prozent.

Umweltbundesamt appelliert an Bundesregierung

Für Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes in Dessau, dauert der Wechsel vom Verbrenner zum Elektroauto viel zu lange. Er mahnt mehr Tempo an. "Die E-Mobilität wird in Zukunft günstiger sein als der Verbrenner-Motor. Denn es ist die einfachere Technologie, nicht so komplex", sagt Messner. Allerdings seien geringe Stückzahlen teuer. "Die deutschen Unternehmen müssen nun in die Gänge kommen, weil weltweit sind andere Autohersteller in der Lage, preisgünstige Fahrzeuge anzubieten", fordert er.

Prof. Dr. Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamts
Dirk Messmer, Präsident des Umweltbundesamts, dauert der Wechsel vom Verbrenner zum E-Auto zu lange. Bildrechte: IMAGO / Jürgen Heinrich

Der Chef von Deutschlands wichtigster Umweltbehörde will aber auch mit eigenen Vorschlägen aufwarten. Er sei angetan vom französische Modell, wonach beim Kauf von Verbrenner-Autos zusätzliche Steuern anfallen, die wiederum der Elektro-Infrastruktur zugutekommen sollen. "Über solche Instrumente denken wir nach und sprechen darüber mit der Bundesregierung", sagt Messner.

E-Auto fahren in Deutschland besonders teuer

Eine Subventionierung des Strompreises fürs Autoladen, wie es beispielsweise in den Niederlanden praktiziert wird, schloss er dagegen aus: "Es darf keine Dauersubventionen für die E-Mobilität geben. Zumal  wir uns bei der Stromerzeugung in einer Übergangsphase befinden." Der Netzausbau sei teuer und bedürfe hoher öffentlicher Investitionen. "Wenn wir trotzdem Strom subventionieren, wäre das eine Kostenfrage für die öffentliche Hand. Deshalb würden wir nicht dafür plädieren", so Messner weiter.

Während der UBA-Präsident noch nach Möglichkeiten sucht, die E-Mobilität wieder in Fahrt zu bringen, hat das Vergleichsportal Switcher.ie aus Irland herausgefunden, dass Deutschland für Fahrer von Elektroautos ein teures Pflaster ist. Was die Kosten angeht – angefangen beim Fahrzeugkauf oder beim Autoleasing bis hin zu den Strom- und Versicherungskosten nehme die Bundesrepublik in Europa einen Spitzenplatz ein – vor Irland und Belgien. Preiswert seien Stromer dagegen in der Türkei, im Kosovo und in Bosnien-Herzegowina.

"Umweltschutz muss bezahlbar sein"

Professorin Doreen Pick, Konsumforscherin an der Hochschule Merseburg, rechnet auch deshalb nicht mit einer schnellen Kehrtwende. Pick sagte MDR SACHSEN-ANHALT, noch seien Elektroautos zu teuer, es fehle an Ladestationen, auch Batterie-Reichweiten und der Tarifdschungel würden abschrecken.

Professorin Dr. Doreen Pick
Doreen Prick von der Hochschule Merseburg sieht keine schnelle Kehrtwende bei der E-Mobilität. Bildrechte: Hochschule Merseburg

"Es gibt noch zu viele Barrieren, die abschrecken", sagt Pick. "Auch der Umweltschutzgedanke zieht nicht mehr. Viele sagen sich inzwischen, dass Umweltschutz richtig ist, aber dass er auch bezahlbar bleiben muss." Die Wissenschaftlerin geht deshalb davon aus, dass in einem Flächenland wie Sachsen-Anhalt, wo Autofahrer lange Wege zurücklegen müssen,  der Zuspruch für E-Autos verhalten bleibt und bestenfalls stagniert.

MDR (André Damm, Fabienne von der Eltz)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 06. August 2024 | 17:30 Uhr

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