Ein Tesla lädt an einer Ladesäule für Elektroautos an der Uni Hannover.
In Sachsen-Anhalt gibt es gut 1.300 Ladepunkte für E-Fahrzeuge. Bildrechte: picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte

E-Mobilität in Sachsen-Anhalt Mehr Ladestationen für E-Autos – Nutzung im "homöopathischen Bereich"

06. Juni 2023, 15:57 Uhr

In Sachsen-Anhalt gibt es immer mehr Möglichkeiten, Elektroautos zu laden. Im Vergleich zu 2021 sind es fast doppelt so viele Ladesäulen. Die Grünen kritisieren, dass die Landesregierung den Ausbau nicht aktiv genug vorantreibt. Genutzt werden die Ladestationen insbesondere in ländlichen Gebieten bislang eher wenig.

Die Zahl der öffentlich zugänglichen Ladesäulen für Elektrofahrzeuge hat sich in Sachsen-Anhalt innerhalb von zwei Jahren fast verdoppelt. Bis zum 1. März 2023 gab es insgesamt 1.374 Ladesäulen, 2021 waren es noch 766. Das geht aus einer Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Abgeordneten, Cornelia Lüddemann, hervor.

Die Landesregierung verweist in ihrer Antwort auf Daten der Bundesnetzagentur. Demnach sind 989 der Ladesäulen sogenannte Normal-Ladepunkte, an denen mit einer Leistung von höchstens 22 Kilowatt geladen werden kann. Dazu kommen 385 Schnellladepunkte, an denen mit einer höheren Leistung geladen werden kann.

Eine Million Euro Förderung aus dem Landeshaushalt

Die meisten Ladepunkte gibt es den Angaben zufolge mit 145 im Landkreis Harz. Die Landeshauptstadt Magdeburg verfüge über 140 und der Salzlandkreis über 135. Die wenigsten Ladesäulen gibt es im Jerichower Land (38), im Landkreis Wittenberg (41) und in Dessau-Roßlau (49).

In diesem Jahr hat das Land bisher für 205 Normal- und 17 Schnellladepunkte eine Förderung bewilligt, so die Landesregierung weiter. Der gesamte Förder-Betrag liege im Jahr 2023 bei knapp 1,1 Millionen Euro.

Grüne kritisieren Landesregierung

Den Grünen geht der Ausbau nicht schnell genug. Es gehe zwar insgesamt voran, die Landesregierung versäume es aber, "den Ausbau proaktiv voranzubringen", teilte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Cornelia Lüddemann MDR SACHSEN-ANHALT mit. Ein öffentlicher Ladepunkt müsse zur Grundausstattung aller Zentralen Orte im Land gehören. Dies sei nur für 66 der 72 Zentralen Orte im Land der Fall.

Um den Ausbau voranzutreiben, müsse das Land die Kommunen direkt ansprechen, fordert Lüddemann. "Einfach nur auf den Markt zu verweisen und die Hände in den Schoß zu legen, wie es die Landesregierung macht, ist deutlich zu kurz gesprungen", so die Politikerin.

Das sind Zentrale Orte

Die Landesregierung definiert sogenannte Zentrale Orte, um gleichwertige Lebensverhältnisse in Sachsen-Anhalt zu sichern. Zentrale Orte nehmen nicht nur wichtige gesellschaftliche Aufgaben vor Ort, sondern auch in ihrer jeweiligen Region wahr.

In Sachsen-Anhalt werden Zentrale Orte in drei Stufen unterschieden: Oberzentren sollen den "spezialisierten höheren Bedarf der Bevölkerung ihres Einzugsbereiches" decken. Dazu gehören unter anderem Hochschulen, Theater, Museen und Sportstadien. Die Landesregierung hat Dessau-Roßlau, Halle und Magdeburg als Oberzentren festgelegt.

22 weitere Städte sind sogenannte Mittelzentren. Konkret sind das jetzige und ehemalige Kreisstädte. Sie sollen den sogenannten "gehobenen Bedarf" abdecken, also über Einrichtungen wie Gymnasien, Sportplätze und Krankenhäuser verfügen.

Die Grundzentren haben in der Regel mindestens 3.000 Einwohner und sollen den "Grundbedarf für die Versorgung der Bevölkerung" gewährleisten. Typische Einrichtungen in Grundzentren sind Sekundarschulen, Ärzte und Apotheken.

Im Infrastrukturkonzept des Landes empfiehlt das Verkehrsministerium, mindestens einen öffentlich zugänglichen Ladepunkt in jedem Zentralen Ort, um die Grundversorgung zu sichern. Die Ladesäulen sollen zudem innerhalb von 15 Minuten mit dem Pkw zu erreichen sein.

Unterschiedlich starke Nutzung

Eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur zeigt, dass die Ladesäulen im Land sehr unterschiedlich genutzt werden. Vor allem in Magdeburg und Halle werden die Säulen häufiger angesteuert, während einige ländliche Gebiete eine sehr geringe Nutzung verzeichnen.

Die Stadtwerke Halle betreiben in der Stadt 16 Ladestationen. Waren es 2015 noch 792 Lade-Vorgänge im gesamten Jahr, stieg die Zahl 2022 auf fast 20.000. Trotz einer Intensivierung liege die Nutzung aber noch im "homöopathischen Bereich", teilte eine Sprecherin der Stadtwerke Halle mit.

In der Region um Staßfurt sei die Entwicklung der E-Mobilität entgegen dem Deutschland-Trend sogar eher rückläufig, hieß es von den Stadtwerken. An einem Standort mit zwei Ladesäulen wurden im vergangenen Jahr beispielsweise 70 Lade-Vorgänge registriert – also etwa ein Lade-Vorgang alle fünf Tage.

dpa, MDR (Manuel Mohr, Fabienne von der Eltz)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 04. Juni 2023 | 08:00 Uhr

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