Logos des ChatGPT Chatbot und des Forschungslabors OpenAI auf Smartphone- und Laptop-Bildschirmen
Der Chat-Bot ChatGPT war Thema im Landtag von Sachsen-Anhalt. Bildrechte: IMAGO / ZUMA Wire

Thema im Landtag Debatte über ChatGPT: Chancen nutzen, Regeln aufstellen

29. April 2023, 09:10 Uhr

Der Landtag von Sachsen-Anhalt hat am Freitag über Künstliche Intelligenzen wie den Chat-Bot ChatGPT debattiert. Die Politiker sind sich einig darüber, dass man die Chancen von KI nutzen, aber Regeln definieren möchte.

Sachsen-Anhalts Landtag hat sich am Freitag mit dem Chat-Bot ChatGPT beschäftigt. Fast alle Fraktionen sprachen sich dabei für eine möglichst schnelle Reglementierung solcher, auf Künstlicher Intelligenz (KI) beruhender Anwendungen aus. Die Technologie werde alles verändern und entwickle sich unheimlich schnell, erklärte FDP-Digitalexperte Konstantin Pott. Kommende Programme würden zudem noch viel leistungsfähiger als ChatGPT. Das berge diverse Risiken, aktuell insbesondere für den Bildungsbereich. Schon jetzt würden Schüler und Studierende ihre Hausarbeiten damit generieren.

Ein Verbot wie in Italien sei jedoch nicht die Lösung, so Pott. Stattdessen seien Konzepte notwendig und Tempo angebracht, um nicht die nächste Zukunftstechnologie zu verschlafen. Denn andernorts werde bereits viel stärker an einer Integration von KI in verschiedenen Lebensbereichen gearbeitet. Um den Risiken zu begegnen, müsse Sachsen-Anhalt den Fokus auf die Forschung legen. "Und von der Regierung erwarte ich, dass sie beim Thema vorangeht und jedes Ministerium eine eigene KI-Anwendung aufsetzt", so Pott weiter.

Hüskens betont Chancen von ChatGPT

Digitalministerin Lydia Hüskens (FDP) nahm die Debatte dankend auf und betonte die Chancen von ChatGPT. Die Qualität der generierten Texte sei wirklich beeindruckend, Fragen beantworte der Chat-Bot sehr präzise. "Es ist daher vorstellbar, dass die Verwaltung entsprechende Software einsetzt. Und ich bin mir sicher, dass mancher Mitarbeiter das auch schon tut", fügte die Ministerin hinzu. Für sie sei KI ein Weg, bürokratische Prozesse zu beschleunigen und viele Behördenvorgänge automatisiert abzuarbeiten. Damit würden in den Ämtern Aufgaben wegfallen, so dass die Mitarbeiter wieder mehr Zeit dafür hätten, wirklich für Menschen da zu sein und sie zu beraten.

Wir sollten KI einführen und nutzen, aber möglichen Missbrauch schnell einen Riegel vorschiebe

Lydia Hüskens FDP Digitalministerin

Hüskens warnte zugleich davor, einer KI wie ChatGPT blind zu vertrauen. Die Anwendung verfasse zwar fantastische Texte, aber die Fakten seien nicht unbedingt korrekt, verwies sie auf das Problem der Desinformation durch den Chat-Bot. "Wir sollten KI einführen und nutzen, aber möglichem Missbrauch schnell einen Riegel vorschieben und einen Rechtsrahmen schreiben." Und: Programmierung müsse einem ethischen Grundkompass folgen.

AfD warnt vor mehr Cyber-Kriminalität

Pessimistischer zeigte sich die AfD gegenüber ChatGPT. Politiker Matthias Büttner aus Stendal bezeichnete die Software als digitale Wunderwaffe, die die digitale Welt dominiere. Gerade die Auswirkungen für Schulen seien "desaströs", so lange es keine Gegensoftware gebe, die gesichert von der KI geschriebene Texte erkennen könne. Und selbst wenn es sie dann gebe, sei jeder Lehrer nur noch damit beschäftigt, Plagiate aufzudecken.

Es gibt also viele offene Fragen und wir dürfen nicht weiterforschen, ohne vorher Spielregeln festzulegen.

Matthias Büttner, AfD

Büttner warnte zudem vor einem Anstieg von Cyber-Kriminalität, da ChatGPT auch in der Lage sei, Schadsoftware zu programmieren. "Es gibt also viele offene Fragen und wir dürfen nicht weiterforschen, ohne vorher Spielregeln festzulegen", sagte Büttner.

Hendrik Lange (Linke) erinnerte daran, dass KI-Anwendungen auf Daten zurückgriffen, die von Menschen erstellt wurden. Das beinhalte Rassismus, Sexismus und jede Menge Ideologie. Es brauche daher eine Transparenz hinsichtlich der Daten, mit denen die KI arbeite, und wie diese Daten gewichtet würden. "Daher brauchen wir jetzt feste ethische Grundsätze und keinen Wettlauf um die beste, schnellste KI", so Lange. Man müsse schauen, wie KI in die günstigsten Bahnen gelenkt könne.

Chancen nutzen, aber Regeln definieren

Sebastian Striegel (Grüne) bezeichnete die jüngsten Entwicklungen im KI-Bereich als Epochenbruch, der unumkehrbar sei. Die zu erwartenden gesellschaftlichen Auswirkungen könnten ihm zufolge weitreichender sein als nach der Erfindung des Buchdrucks. "KI muss deshalb auf Grundlage demokratischer und humanistischer Ideale entwickelt werden, die Verwendung der Daten muss transparent und nachvollziehbar sein, die Fragen von Datenschutz, Jugendschutz, Urheberrecht und Ökonomisierung geklärt werden", sagte Striegel.

KI muss deshalb auf Grundlage demokratischer und humanistischer Ideale entwickelt werden.

Sebastian Striegel, Grüne

Chancen nutzen, aber Regeln definieren, um mögliche gesellschaftliche Gefahren von KI abzumildern – so lässt sich die Debatte zusammenfassen. ChatGPT sieht das übrigens genauso. Immerhin hatten mehrere Politiker Teile ihrer Rede von der Anwendung generieren lassen. Heraus kam genau dieser Tenor. Noch ein Stückchen weiter ging Falko Grube (SPD), der die KI dann noch fragte, ob sie die Weltherrschaft anstrebe. Antwort von ChatGPT laut Grube: Es gebe keine Beweise, dass KI dazu in der Lage sei. "Ich habe mich gefragt, ob mich ChatGPT vielleicht belügt und in Sicherheit wiegen will", so Grube zur allgemeinen Erheiterung des Plenums.

In einer früheren Version des Artikels wurde Konstantin Pott in Bezug auf die Schulproblematik von ChatGPT mit folgendem Satz zitiert: "Damit wird ihnen kritisches Denken und Kreativität abtrainiert." Wie Pott MDR SACHSEN-ANHALT mitteilte, habe er damit nur Medienberichte zitiert und nicht seine Meinung wiedergegeben.

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MDR (Daniel Salpius, Fabienne von der Eltz) I Erstmals veröffentlicht am 28. April 2023

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 01. Mai 2023 | 11:00 Uhr

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