Wahlplakate am Straßenrand, dahinter ein Park
Immer wieder werden in Sachsen-Anhalt Wahlplakate zerstört, wie hier in Stendal Anfang Februar. (Archivbild) Bildrechte: MDR/Anne Gehn-Zeller

Straftat Beschmiert, zerrissen oder weg: Hunderte Wahlplakate für Bundestagswahl zerstört

10. Februar 2025, 13:48 Uhr

Im Vorfeld der Bundestagswahl sind in Sachsen-Anhalt bereits knapp 700 Wahlplakate zerstört oder gestohlen worden. Das zeigen Zahlen von Polizei und Landeskriminalamt. Ein Politikwissenschaftler klärt über die Motive hinter dem Vandalismus auf.

In Sachsen-Anhalt sind im Vorfeld der Bundestagswahl bereits hunderte Wahlplakate beschädigt oder gestohlen worden. Das hat eine Anfrage von MDR SACHSEN-ANHALT bei den Polizeiinspektionen des Landes und dem Landeskriminalamt ergeben. Demnach wurden bis Anfang Februar (Stand 05.02.) insgesamt fast 730 beschädigte Wahlplakate angezeigt.

Das sind mehr als zur Bundestagswahl 2021, als während der Corona-Pandemie knapp 700 Fälle gemeldet wurden. Im Vergleich zu 2017, als über 1.880 Fälle erfasst wurden, bleibt die Zahl jedoch niedriger. 

Fast 300 zerstörte Plakate im Raum Magdeburg

Die mit Abstand meisten beschädigten Plakate wurden im Bereich der Polizeiinspektion Magdeburg registriert, also in der Landeshauptstadt sowie den Landkreisen Börde und Harz sowie dem Salzlandkreis. Dort waren es fast 300 Stück. Den Angaben zufolge waren unter anderem Mitte Januar in Oschersleben und Wanzleben-Börde innerhalb von zwei Tagen 120 Wahlplakate gestohlen worden. Zudem seien vier Großplakate beschädigt worden, hauptsächlich von der CDU. 

Zerstörte Plakate für Bundestagswahl: Auch mehr als 200 Fälle im Süden

Im Burgenlandkreis, im Kreis Mansfeld-Südharz, im Saalekreis und in der Stadt Halle wurden laut LKA insgesamt 210 Wahlplakate beschädigt.

In den Landkreisen Anhalt-​Bitterfeld und Wittenberg sowie der Stadt Dessau-​Roßlau wurden dem Landeskriminalamt zufolge knapp 140 Wahlplakate beschädigt.

In den Landkreisen Stendal, Salzwedel und Jerichower Land sowie der Stadt Stendal seien 82 Wahlplakate beschädigt worden. Betroffen seien mehrere Parteien, so die Polizeiinspektion. Häufig seien die Wahlplakate dabei regelrecht verunstaltet worden; die Person oder die Partei habe man ins Lächerliche gezogen.

Über das Thema hat MDR SACHSEN-ANHALT bereits Anfang Februar in den Hörfunk-Nachrichten berichtet:

Wahlplakate von SPD und FDP und CDU an Straßenrand 1 min
Immer wieder werden in Sachsen-Anhalt Wahlplakate zerstört, wie hier in Stendal. Mehr dazu im Audio. Bildrechte: MDR/Anne Gehn-Zeller
1 min

MDR SACHSEN-ANHALT Mi 05.02.2025 08:49Uhr 00:36 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/audio-wahlplakate-vandalismus-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Warum Menschen Wahlplakate zerstören

Der Politikwissenschaftler Roger Stöcker erklärte, die politischen Antworten spalteten die deutsche Gesellschaft derzeit stark. In Zeiten eines polarisierten Wahlkampfs entlade sich dieser Konflikt oft in Frust und Wut – und zeige sich in zerstörten Plakaten. "Die aufgedruckten Gesichter von Scholz, Habeck, Baerbock, Merz und Weidel dienen da oftmals als Ventil."

Motive für die Zerstörung von Wahlplakaten gibt es dem Politikwissenschaftler der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg zufolge mehrere. Manche würden Plakate auf dem Heimweg vom Wirtshaus aus einer Laune heraus herunterreißen. Das Verschwinden größerer Plakatbestände in kürzesten Zeiträumen dagegen deute eher auf politisch motivierte und geplante Aktionen hin.

Auch das sogenannte Adbusting spielt laut Stöcker – früher im Ehrenamt Kreisvorsitzender der SPD im Salzlandkreis – eine Rolle. Dabei werden Wahlplakate nicht zerstört, sondern verfremdet. Das reicht von politischen Botschaften bis zur Umdeutung durch kleine Änderungen im Text. Stöcker betont: "Bei alledem spielt aber die aufgeheizte politische Grundstimmung im Land eine wichtige Rolle."

Wahlplakate abreißen: Strafe möglich

Die Polizei weist darauf hin, dass es sich bei diesen Taten um kein Kavaliersdelikt handele, sondern um den Straftatbestand der Sachbeschädigung.

Wahlplakate und Vandalismus: Diese Strafen drohen Wahlplakate gehören den Parteien, die sie aufhängen. Wer sie zerstört und dabei erwischt wird, riskiert eine Geldstrafe, denn es handelt sich um Sachbeschädigung. In besonders schweren Fällen sieht das Strafgesetzbuch bei Sachbeschädigung sogar eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren vor. Wer ein Plakat mitnimmt, begeht Diebstahl. Auch hier ist eine Geldstrafe die wahrscheinlichste Strafe.

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Wahlplakate hängen hoch oben an einem Laternenmast
Kleine Wahlplakate an Laternenmasten, wie hier in Halle/Saale, dienen unter anderem dazu, die Menschen überhaupt daran zu erinnern, dass eine Wahl stattfindet und welche Kandidierenden antreten. Bildrechte: picture alliance/dpa/Jan Woitas

dpa, MDR (Susanne Liermann, Kalina Bunk, Cornelia Winkler) | Erstmals veröffentlicht am 05.02.2025

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 05. Februar 2025 | 06:00 Uhr

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