offene Biotonne mit Papiermüll 2 min
Mehrere Kreise und Städte in Sachsen-Anhalt haben ein Biomüll-Problem. In Magdeburg gibt es deshalb Kontrollen. Mehr dazu im Video. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Mülltrennung in Sachsen-Anhalt Warum sogar abbaubares Plastik im Biomüll ein Problem ist

08. Oktober 2024, 18:21 Uhr

In Sachsen-Anhalt finden Entsorgungsfirmen immer wieder sogenannte Störstoffe im Biomüll. Dazu gehören unter anderem Plastik, Glas und verarbeitetes Holz. Problematisch sind auch Müllbeutel aus Bio-Plastik. Die Mehrkosten für falschen Müll im Bioabfall können auf die Verbraucher zurückfallen.

Frau schaut in die Kamera
Bildrechte: Christoph Söder

Biomüll, der nicht gut getrennt ist, stellt für Städte und Landkreise in Sachsen-Anhalt ein Problem dar. Ob in der Tonne oder auf Sammelplätzen – "Bei Bioabfällen stellt die falsche Mülltrennung ein besonderes Problem dar", steht in einer Mitteilung vom Saalekreis. 2023 hat Magdeburg bei der bundesweiten Kontrollaktion der Kampagne "wir für bio" in zwei von drei Biotonnen Müllreste gefunden, die sich gar nicht oder nur sehr langsam zersetzen. Dazu gehören neben Glas, Metall und Plastik auch Abfälle wie behandeltes Holz, Erde und Sand.

Ein nachhaltiger Rohstoff für Land- und Energiewirtschaft

Seit Montag kontrolliert die Städtische Abfallwirtschaft Magdeburg strichprobenweise die Biomülltonnen in ihrem Zuständigkeitsbereich. Wie schon 2023 hat sie in vielen der braunen Tonnen sogenannte Störstoffe entdeckt. "Wir haben festgestellt, in Bioabfallanalysen, dass wir teilweise bis zu acht Prozent Störstoffe haben", sagte Sachgebietsleiter Henning Wilckens MDR SACHSEN-ANHALT. Das Problem: Wird dieser Anteil, egal wie groß, nicht rausgefiltert, kann der Biomüll nicht oder nur schwer als Rohstoff genutzt werden.

Die Kampagne "wir für bio" in Sachsen-Anhalt 2018 hat sich die Landeshauptstadt nach eigenen Angaben das erste Mal an den Kontrollen von "wir für bio" beteiligt. Unter dem Motto "#wirfuerbio – Biomüll kann mehr" haben außerdem die Entsorgungsunternehmen aus Salzwedel und aus Dessau versucht, die Menge an Kunststofftüten und anderen Störstoffen in ihren Biotonnen deutlich zu reduzieren. Stadt Magdeburg, Kreisstadt Salzwedel, Stadt Dessau-Roßlau

Laut dem Umweltbundesamt (UBA) kann Biomüll auf drei unterschiedliche Arten als Rohstoff aufbereitet werden, abhängig davon, was darin enthalten ist. Pflanzenabfall, der mäßig feucht ist, eigne sich besonders für den Kompost. Speisereste können demach in einer Vergärungsanlage zu Biogas und Dünger verarbeitet werden. Trockenes, holzreiches Pflanzenmaterial wiederum könne am besten in einem Biomasseheizkraftwerk zur Produktion von Wärmeenergie genutzt werden. Die dabei anfallende Asche kann laut UBA als Dünger verwendet werden.

Das Problem mit der Bio-Plastiktüte

Am häufigsten würden fälschlicherweise Plastiktüten in der Biomülltonne entsorgt, sagte Henning Wilckens von der Städtische Abfallwirtschaft Magdeburg – "Die wollen wir aus dem Bioabfall raushaben, weil natürlich wieder gute Erde daraus entstehen soll." Problematisch seien vor allem die Müllbeutel aus biologisch abbaubaren Kunststoffen. Diese sind laut dem UBA "eine Mogelpackung". "Bei der Kompostierung zerfallen viele biologisch abbaubare Kunststoffe nämlich nur unter den definierten Bedingungen von industriellen Kompostierungsanlagen", erklärt UBA-Verpackungsexperte Gerhard Kotschik.

Plastiktüten im Biomüll
Bei den Kontrollen am Montag hat die Magdeburger Abfallwirtschaft Plastikbeutel in Biomülltonnen entdeckt. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Sowohl für den Kompost zuhause als auch für den Biotonne sind diese ungeeignet, da Kotschick zufolge "hier andere Feuchte- und Temperaturbedingungen herrschen und sie sich dort nicht oder nur mit einer deutlich längeren Zerfallszeit zersetzen." Auch würden aus dem Bio-Plastik keine wertvollen Bodenbestandteile entstehen, die, wie der restliche Biomüll als Dünger verwendet werden können. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) empfiehlt, alternativ einen auswaschbaren Behälter oder eine speziell beschichtete Papiertüte zu nutzen.

Das gehört in den Biomüll

Laut der Kampagne "wir für bio" dürfen die folgenden Abfallreste in den Biomüll:

  • Essensreste, auch Gekochtes (ggf. eingewickelt in Zeitungspapier)
  • alte Lebensmittel (ohne Verpackung)
  • Obst-/Gemüsereste, Schalen, auch von Zitrusfrüchten
  • Kaffeesatz, -filter, Tee, Teebeutel, Eierschalen
  • Küchenpapier
  • Grün-/Strauchschnitt, Laub, Blumen

Landen (Bio-)Plastiktüten und andere Störstoffe doch in der Tonne, "haben Entsorgungsunternehmen erhöhte Aufwendungen bei der Leerung der Biotonnen", sagt Steffen Koch, der Amtsleiter vom Umweltamt im Saalekreis. Dort werde der gesammelte Biomüll kompostiert und danach auf Fremdstoffe gesiebt.

Bei einem solchen Verfahren ließen sich große Störstoffe einfacher heraussieben als schon teilweise zerfallene Biotüten, erklärt die Abfallberatung der Städtischen Abfallwirtschaft Magdeburg. Insgesamt entstehen durch das Sieben aber immer höhere Kosten, die letztendlich auf die Abfallgebühren der Verbraucher zurückfallen, erklärt Amtsleiter Steffen Koch aus dem Saalekreis.

Durch Kontrollen: Weniger Störstoffe im Biomüll

Wie in Magdeburg, kontrolliert auch das Entsorgungsunternehmen im Saalekreis die Biomülltonnen. Dort sind nach eigenen Angaben in den vergangenen Jahren mehrere junge Weißstörche durch Fremdstoffe gestorben. Demnach halten Jungvögel die Gummis in den Kompostmieten für Regenwürmer. Wie groß der Störstoffanteil sei, könne der Kreis aber nicht konkret beziffern. Stellt der Abfallbetrieb jedoch eine Fehlbefüllung fest, "wird per Aufkleber auf der Biotonne zur Nachsortierung bis zur nächsten turnusmäßigen Leerung aufgefordert", sagte Koch.

Muss man Biomüll trennen? Grundsätzlich ja: Das Kreislaufwirtschaftsgesetz legt fest, dass Bioabfälle getrennt erfasst und verwertet werden müssen. Ziel der Gesetzgebung zu Bioabfällen ist es, möglichst viele Bioabfälle sortenrein zu sammeln und entweder zu Humus zu kompostieren oder zu Biogas zu vergären. Verbraucherzentrale

Ähnlich gehen auch andere Städte und Landkreise in Sachsen-Anhalt mit Plastik, Glas und anderem Abfall im Biomüll um. "Bei erkennbaren Fehlbefüllungen werden die Tonnen mit einem Beanstandungshinweis versehen und stehengelassen", sagte die Sprecherin des Kreises Mansfeld-Südharz, Michaela Heilek. Dort befinden sich demnach zwischen vier bis fünf Prozent Störstoffe im Biomüll.

In Salzwedel würden falschbefüllte Biotonnen mit einer roten Karte gekennzeichnet, erklärte ein Sprecher MDR SACHSEN-ANHALT. "Durchschnittlich sind ca. 1,7 bis zwei Prozent der Biotonnenmasse Störstoffe wie Verpackungen, Glas und Folientüten", teilte die Stadt auf Anfrage mit. Der Fremdstoffanteil sei aber abhängig vom Wohnviertel. Problematisch seien die Bereiche der Großwohnanlagen, so der Sprecher weiter.

Das geht auch aus der "Biotonnen-Challenge" in Halle hervor. Durch die Beteiligung an der Kampagne der Aktion Biotonne Deutschland hat die Stadt den Fremdstoffanteil in vielen Viertel senken können: In der südlichen Innenstadt von 3,86 auf 1,10 Prozent. In Neustadt von 6,39 auf 2,69 Prozent.

MDR (Cynthia Seidel, Luca Deutschländer, Dirk Eyding)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 07. Oktober 2024 | 19:00 Uhr

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