Feuerwerk zum Jahreswechsel in der Innenstadt von Magdeburg 1 min
Die Ernst-Reuter-Allee in Magdeburg in der Silvesternacht 2024. Bildrechte: picture alliance/dpa | Heiko Rebsch
1 min

Polizei, Feuerwehr und Rettungskräfte im Einsatz Silvesterbilanz in Sachsen-Anhalt

Silvesterbilanz in Sachsen-Anhalt

Die Silvesternacht ist in Sachsen-Anhalt vergleichsweise ruhig geblieben. Dennoch hatten die Einsatzkräft in der Nacht gut zu tun. Besonders im Süden des Bundeslandes.

MDR SACHSEN-ANHALT Mi 01.01.2025 11:00Uhr 01:25 min

https://www.mdr.de/mdr-sachsen-anhalt/audio-silvester-bilanz-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Silvesterbilanz Lagezentren: Relativ normale Silvesternacht in Sachsen-Anhalt

02. Januar 2025, 09:10 Uhr

Die Sachsen-Anhalter sind bisherigen Informationen zufolge überwiegend friedlich ins neue Jahr gestartet. Allerdings gab es trotzdem zahlreiche Polizei-, Feuerwehr- und Rettungseinsätze. Die Polizei berichtet von Sachbeschädigungen, Körperverletzungen, Bränden und Unfällen. Trotz Aufrufen, in diesem Jahr auf Silvesterfeuerwerk in Magdeburg zu verzichten, wurden in der Landeshauptstadt überall viele Böller und Raketen gezündet. Die Polizei im Süden Sachsen-Anhalts hatte einiges zu tun.

Die Silvesternacht ist in Sachsen-Anhalt nach bisherigen Angaben vergleichsweise ruhig verlaufen. Das haben Nachfragen von MDR SACHSEN-ANHALT in den vier Polizeiinspektionen ergeben. Dabei hieß es aus Magdeburg, die Nacht sei ruhiger als in den Vorjahren verlaufen. Auch der Hasselbachplatz sei dank gezielter Vorab-Kontrollen auf Waffen und Böller diesmal frei gewesen, nachdem er im Silvester 2023 geräumt werden musste, um rund 350 Passanten zu schützen.

Gegenseitig mit Pyrotechnik beschossen: zwei Verletzte

In ihrer Silvesterbilanz sprach die Polizeiinspektion Magdeburg – die für Börde, Harz, Salzlandkreis und Landeshauptstadt zuständig ist – von 134 Einsätzen, aber dennoch von einer "weitestgehend" störungsfreien Nacht. So hätten sich in Magdeburg Personen gegenseitig mit Feuerwerk beschossen, zwei Männer seien verletzt worden. In der Altstadt sei ein Polizeiwagen mit einem Böller angegriffen worden, ein Beamter hätte in der Stadt eine Rakete abbekommen, wurde aber nur leicht verletzt.

Silvesterraketen explodieren in den ersten Minuten des neuen Jahres in bunten Farben über dem Magdeburger Dom. (Archivbild)
Silvester blieb nicht in allen Ecken Magdeburgs friedlich. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Stephan Schulz

In Ilsenburg wurde den Angaben nach ein Mann durch eine Kugelbombe verletzt, die aus einem vorbeifahrenden Auto geworfen worden sein soll. In Thale hat eine Feuerwerksbatterie ein geparktes Auto in Brand gesetzt. Und in Schönebeck kam es zu einem Streit, bei dem mit Faust, Schreckschusswaffe und Baseballschläger zugeschlagen wurde. Gefährliche und schwere Körperverletzung wurden bis Neujahr 24 Mal protokolliert.

Die Magdeburger Feuerwehr berichtete von insgesamt 68 Einsätzen wegen Bränden. Unter anderem stand demnach ein Auto in Flammen, 28 Müllcontainer brannten in der Landeshauptstadt. Den Angaben nach hatte der Rettungsdienst 76 Einsätze.

Silvesterfeuerwerk, Menschen und Einatzfahrzeuge auf der Neuen Strombrücke kurz nach dem Jahreswechsel.
Menschen haben auch 2024 in Magdeburg mit Feuerwerk Silvester gefeiert, so zum Beispiel auf der Neuen Strombrücke. Bildrechte: picture alliance/dpa | Heiko Rebsch

Kein Verzicht auf Silvesterknallerei in Magdeburg

Entgegen der Bitte von Oberbürgermeisterin Borris nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt wurde in Magdeburg auf Silvesterknallerei nicht verzichtet. Borris hatte zuvor auf das Gedenken an die Opfer des Anschlags verwiesen sowie auf die von Feuerwerk ausgehende Gefahr. "Unfälle mit verletzten Personen wären eine zusätzliche Belastung für die Krankenhäuser", so Borris. 

Der Ort des Gedenkens für die Opfer des Anschlags vor der Johanniskirche mit einem Feuerwerk im Hintergrund. Magdeburgs Oberbürgeremeisterin Borris hatte aufgerufen, auf Feuerwerk zu verzichten. Vier Tage vor Heiligabend gab es einen Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt.
Trotz des Appells der Oberbürgermeisterin von Magdeburg auf Verzicht gab es Böller und Feuerwerk in der Landeshauptstadt. Bildrechte: picture alliance/dpa | Heiko Rebsch

Rettungswagen mit Feuerwerk beschossen

Auch die Polizeiinspektionen Stendal und Dessau-Roßlau sprachen von keinen größeren Störungen. Insgesamt habe es im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Dessau-Roßlau 39 Einsätze im Zusammenhang mit dem Jahreswechsel gegeben. Bei den angezeigten Straftaten handelt es sich zum überwiegenden Teil um Sachbeschädigungen, Körperverletzungen, Fahren unter Alkohol und Sprengstoffexplosionen durch Böller. Polizei und Staatsanwaltschaft suchen außerdem Zeugen wegen einer gefährlichen Körperverletzung: Bei einem Vorfall am Silvesterabend war ein 24 Jahre alter Mann durch einen Böller schwer am Auge verletzt worden.

In Bitterfeld-Wolfen haben unbekannte Täter den Angaben zufolge einen Rettungswagen mit Pyrotechnik beschossen. Die Besatzung sei unverletzt geblieben. Am Fahrzeug sei ein Schaden von etwa 2.000 Euro entstanden.

Im Bereich der Polizeiinspektion Halle wurden knapp 200 Einsätze verzeichnet, davon die meisten mit Silvesterbezug. Dabei sei es etwa um Sachbeschädigung oder Lärmbelästigung gegangen.

Innenministerin kritisiert Angriffe auf Einsatzkräfte

Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) verurteilte die Angriffe auf Einsatzkräfte in der Silvesternacht scharf. Auf der Plattform X schrieb Zieschang, ihr fehle jedes Verständnis dafür, dass auch einige Einsatzkräfte mit Feuerwerkskörpern in der Silvesternacht beworfen wurden. Diese Angriffe stellten nicht nur eine Gefahr für die Einsatzkräfte selbst dar, sondern auch für die Menschen, die sie schützen oder retten wollen. Wie die Polizeidienststellen in Sachsen-Anhalt nach der Silvesternacht mitteilten, gab es auch in Halle Angriffe auf Einsatzkräfte mit Pyrotechnik.

In Tangerhütte wurde laut Polizei durch einen Feuerwerkskörper die Glasscheibe eines leerstehenden Geschäfts zerstört. Eine Zeugin habe beobachtet, wie aus einer Personengruppe heraus Feuerwerk entzündet wurden. Ein Strafverfahren wurde eingeleitet. In Stendal brannte ein Glascontainer. Die Feuerwehr konnte den Brand, der nach Zeugenangaben durch eine Rakete ausgelöst wurde, löschen. Es entstand Schaden im mittleren dreistelligen Bereich.

Knapp 200 Einsätze im Süden von Sachsen-Anhalt

Von der Polizei im Süden Sachsen-Anhalts hieß es, man habe viel zu tun gehabt. Demnach gab es seit dem Abend knapp zweihundert Einsätze. Sie seien aber silvestertypisch gewesen. Vor allem in Halle seien einige Körperverletzungen aufgenommen worden. Die Stadt Halle spricht von einem vergleichsweise ereignisreichen Jahreswechsel. Im Stadtgebiet sei es in der Nacht zum 1. Januar zu insgesamt 82 Einsätzen der Feuerwehr gekommen, davon waren den Angaben nach 73 im direkten Bezug zu Silvester (im Vorjahr waren es 58), während der Rettungsdienst 115 Mal zu Hilfe gerufen wurde (Vorjahr: 102 Einsätze). In Halles Innenstadt sei ein 17-Jähriger in der Nacht von zwei Personen auch mit einer Flasche attackiert worden. Er sei im Gesicht verletzt und ärztlich versorgt worden. In der Neustadt sei eine Person schwer verletzt worden. Demnach wurde ein 29-Jähriger durch Unbekannte am Oberkörper und Kopf verletzt und kam zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus. Die Ermittlungen dauern an.

Außerdem habe es zahlreiche Brände und Sachbeschädigungen sowie Beschwerden über Lärm und den Einsatz von Pyrotechnik gegeben. Daneben berichtete die Polizei überall im Land von Schäden an Briefkästen sowie Park-, Zigaretten- und Bankautomaten.

Die Handspezialisten des Klinikums Bergmannstrost in Halle berichteten von einer vergleichsweise ruhigeren Nacht. Es habe fünf komplexe Handverletzungen gegeben, sagte der Leitende Oberarzt des Brandverletztenzentrums, Cord Corterier. Vor einem Jahr wurden an der Klinik etwa 13 Böller-Notfälle behandelt. Die Polizei Halle berichtete von einem Jugendlichen, der sich beim Zünden von Feuerwerk schwer verletzt hat. Er habe Verletzungen am Bein und im Gesicht erlitten.

Kurz abgelenkter Autofahrer verletzt zwei Frauen

Ein schwerer Verkehrsunfall ereignete sich am Vormittag des Silvestertages auf dem Gimritzer Damm. Auf Höhe der Straßenbahnhaltestelle Rennbahnkreuz hat nach Angaben der Polizei ein Autofahrer auf glatter Straße die Kontrolle über den Wagen verloren und ist in den Haltestelle gefahren. Eine an der Haltestelle wartende Frau wurde bei dem Unfall schwer verletzt und eine weitere leicht. Beide seien ins Krankenhaus gebracht worden. Der Sachschaden wird insgesamt auf etwa 50.000 Euro geschätzt.

Wohnhausbrände in Stolberg, Burg und Wittenberg

Im Südharz und in Burg im Jerichower Land haben in der Silvesternacht Wohnhäuser gebrannt. Wie eine Polizeisprecherin MDR SACHSEN-ANHALT am Mittwoch sagte, wurde um kurz nach 3 Uhr ein Feuer in Stolberg gemeldet. Es sei im Carport ausgebrochen und habe auf das Mehrfamilienhaus übergegriffen. Sechs Personen hätten es selbstständig verlassen können. Zwei von ihnen seien mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus gekommen. Der Schaden werde auf 400.000 Euro geschätzt. Das Haus sei unbewohnbar und die Ursache unklar. Das Gebäude befindet sich nicht in der historischen Altstadt von Stolberg, sondern in der Siedlung Hainfeld.

Kurz zuvor hatte nach Polizeiangaben ein Einfamilienhaus in der Innenstadt von Burg gebrannt. In dem Haus hielten sich demnach keine Menschen auf. Den Schaden schätzt die Polizei auf einen Betrag im oberen sechsstelligen Bereich.

In Kleinkorgau, einem Ortsteil von Bad Schmiedeberg, brach den Angaben nach kurz nach Mitternacht ein Feuer in einer Scheune aus, in der Brennholz gelagert wurde. Der Brand sei auf das Wohnhaus übergegriffen, welches in Vollbrand geriet. Die Bewohner hatten laut Polizei weder ein offenes Feuer noch Feuerwerkskörper entzündet. Die Brandursache ist bisher unklar. Der geschätzte Schaden liegt bei 150.000 Euro. Verletzt wurde niemand. Für die Löscharbeiten seien Ortsfeuerwehren aus Bad Schmiedeberg, Großkorgau, Pretzsch, Kemberg sowie Söllichau im Einsatz gewesen.

Daneben verzeichnete die Polizei in Kabelsketal im Saalekreis einen Wohnungsbrand, der vermutlich durch Feuerwerk ausgelöst wurde. In Dessau-Roßlau habe ein Querschläger zwei nebeneinanderliegende Balkone in Brand gesetzt. Durch die Zerstörung einer Balkontür seien Rauch und Löschwasser in die Wohnung gelangt. Die Wohnung ist nach Polizeiangaben unbewohnbar. Der Sachschaden wird auf rund 50.000 Euro geschätzt. Die Polizei leitete ein Verfahren wegen fahrlässiger Brandstiftung gegen Unbekannt ein. In allen Fällen laufen die Ermittlungen zur Brandursache.

Die Polizei meldet zudem, dass in Aschersleben in der Nacht ein Brand auf dem Gelände des örtlichen Wertstoffhofes gemeldet worden sei. Auf bisher unbekannte Gründen sei auf einer Fläche von etwa 200 Quadratmetern Sperrmüll in Brand geraten. Die Feuerwehr habe den Brand vollständig gelöscht, Personen seien nicht verletzt worden. Die Brandermittlungen dauern an, die Polizei des Salzlandkreises nimmt Hinweise entgegen.

Deutsche Umwelthilfe zieht katastrophale Bilanz

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) spricht von einer katastrophalen Bilanz zum Neujahrsmorgen. Diese sei mit bundesweit fünf Toten so verheerend gewesen wie seit Jahren nicht. Böllerei und Feuerwerk in der Silvesternacht führe nicht nur erneut zu schwer verletzten und getöteten Menschen und Tieren, sondern auch zu Höchstwerten bei gesundheitsschädlichen Luftschadstoffen. Insbesondere die Belastung mit krankmachendem Feinstaub sei in Deutschland in die Höhe geschnellt. Die DUH fordert deshalb von der neuen Bunderegierung, den Verkauf und die Benutzung von Pyrotechnik durch Privatpersonen an Silvester zu verbieten.

Eine Kehrmaschine der Halleschen Wasser und Stadtwirtschaft GmbH ist in den frühen Morgenstunden neben dem Händeldenkmal auf dem Marktplatz im Einsatz.
In Halle und Umgebung musste die Polizei in der Silvesternacht öfter ausrücken. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Heiko Rebsch

Zig Tonnen an Silvestermüll

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Halleschen Wasser und Stadtwirtschaft GmbH (HWS) haben nach Angaben der Stadtwerke am Vormittag des Neujahrstages etwa acht Tonnen Silvestermüll zusammengekehrt. Insgesamt rechnet das Unternehmen mit einer Gesamtmenge zwischen 15 und 18 Tonnen Silvestermüll. Der Aufwand für die HWS-Mitarbeitenden werde dabei seit Jahren kontinuierlich größer, da die Anzahl und Größe der Raketenbatterien zunehme. Diese müssten händisch aufgesammelt werden. Die HWS appelliert an alle Bürgerinnen und Bürger, die Raketenbatterien neben die öffentlichen Papierkörbe zu stellen. Dort würden sie eingesammelt und fachgerecht entsorgt.

Eine Kehrmaschine der Halleschen Wasser und Stadtwirtschaft GmbH ist in den frühen Morgenstunden auf dem Marktplatz im Einsatz.
Die Stadtwirtschaft in Halle schätzt, dass allein in Halle zwischen 15 und 18 Tonnen Silvestermüll zusammengekehrt werden. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Heiko Rebsch

Mehr zum Thema

Silvesterfeuerwerk 1 min
Bildrechte: MDR
1 min

In Connewitz sind in der Nacht Polizisten mit Böllern angegriffen worden.

MDR FERNSEHEN Mi 01.01.2025 11:49Uhr 00:31 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/leipzig/leipzig-leipzig-land/video-randale-boeller-polizei-angriff-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video
Ein Pickup steckt in einer Hauswand 1 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
1 min

In Neuhaus am Rennweg hat in der Silvesternacht ein Auto die Wand eines Wohnhauses durchbrochen. Der Fahrer des Wagens hatte laut Polizei gegen Mitternacht die Kontrolle über das Auto verloren.

MDR FERNSEHEN Mi 01.01.2025 12:30Uhr 00:45 min

https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/sued-thueringen/sonneberg/video-unfall-pickup-hauswand-fahrerflucht-polizei-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

dpa, MDR (Christoph Dziedo, Susanne Ahrens)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 01. Januar 2025 | 09:00 Uhr

Mehr aus Sachsen-Anhalt