Sensationsfunde mit internationaler Bedeutung Das haben Archäologen 2024 in Sachsen-Anhalt gefunden
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29. Dezember 2024, 08:12 Uhr
Die meisten archäologischen Sensationsfunde Mitteleuropas kommen aus Sachsen-Anhalt. Auch 2024 hat es sich für Forscherinnen und Forscher wieder gelohnt, im wertvollen Boden vor Ort zu graben. Gefunden haben sie unter anderem die Sterbekirche der ersten deutschen Könige bei Memleben und eine mittelalterliche Richtstätte bei Quedlinburg. Ein Blick zurück.
Auf den ersten Blick erinnert das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle an eine Festung. Ist es aber nicht. Denn hier kann man die meisten der historischen Funde Sachsen-Anhalts bestaunen. Und es sind viele. Sehr viele. Denn die meisten Sensationsfunde Mitteleuropas werden in unserem Bundesland gemacht. Das sagt Harald Meller, Landesarchäologe und Direktor des Museums, der MDR SACHSEN-ANHALT beim Rückblick auf 2024 begleitet.
"Mitteldeutschland", sagt er, "war über Jahrtausende der Sehnsuchtsort, das Silicon Valley, der Bauern, denn hier gibt es die besten Böden Europas, wasserhaltige Schwarzerden auf Löß, perfekt für den Anbau von Pflanzen." Für Archäologen lohne es sich deshalb immer wieder aufs Neue, in der wertvollen Erde zu graben.
Ausgegrabene Kirche und Siedlung bei Memleben
Am spektakulärsten waren 2024 die Ausgrabungen der Kaiserpfalz bei Memleben. "Bisher war bekannt, dass hier der König Heinrich der Erste und sein Sohn Otto der Große starben", berichtet Harald Meller, "man wusste aber nicht genau, in welcher Kirche sie aufgebahrt waren."
Bei den Grabungen habe man den authentischen Ort mit einer hohen Wahrscheinlichkeit gefunden: "Wir entdeckten eine Kirche aus einer Zeit um 930 bis 950 nach Christus und nördlich davon eine große Siedlung, die dazu gehört." In welchem Verhältnis die Funde zu Memleben standen, müsse in den nächsten Jahren noch geklärt werden, sagt Meller.
Frauenskelett am Ringheiligtum in Pömmelte
Ausgegrabene beziehungsweise frei gelegte Skelette sind für die Archäologie so etwas wie kleine Lottogewinne. Nicht nur, weil sie Tausende Besucher ins Landesmuseum für Vorgeschichte locken – wie die vor rund 9.000 Jahren verstorbene "Schamanin von Bad Dürrenberg". Sie sind besonders wertvoll für die Forschung.
2024 wurde wieder ein Frauenskelett gefunden, diesmal am Ringheiligtum in Pömmelte. Laut Archäologe Meller stammte die Frau aus der Zeit der Schnurkeramik von 3000 bis 2200 vor Christus. Sie sei "in klassischer Hockstellung bestattet" gewesen und habe ein Gefäß und eine Klinge bei sich gehabt.
"Diese Skelette sind so wichtig, weil wir aus Skeletten DNA machen können, somit können wir über Isotopie ihre Herkunft klären und das zeigt uns, dass es immer wieder Einwanderungen gab, die Menschen assimiliert wurden. So verstehen wir diese archäologische Kultur sehr viel besser", erklärt Professor Meller. So habe das Skelett über die verstorbene Frau verraten, dass sie aus dem Osten in die Region eingewandert war.
Mehr Funde als im Vorjahr In diesem Jahr stieg die Zahl der archäologischen Grabungen: Mit mehr als 550 Grabungen – einschließlich archäologischer Erkundungen – waren es 100 mehr als 2023, so Landesarchäologe Harald Meller. "Die Energiewende mit dem Ausbau des Stromnetzes SuedOstLink und Gewerbeansiedlungen brachten Großgrabungen, wie etwa auf der Gewerbefläche für Intel in Magdeburg. Auch die Zahl der Forschungsgrabungen nahm zu", führte Meller aus. Aber: Der Bau von Einfamilienhäusern blieb 2024 bereits im zweiten Jahr stark gedrosselt, insbesondere im Vergleich zu den späten 2010ern.
Mittelalterliche Richtstätte bei Quedlinburg
Teilweise machen die Funde von Archäologinnen und Archäologen auch blutige Begebnisse aus der Vergangenheit sichtbar – wie bei den Ausgrabungen einer mittelalterlichen Richtstätte in Quedlinburg. Zum Tode Verurteilte wurden hier gehängt, gerädert und geköpft, beschreibt Meller: "Wir haben an diesem Galgenberg die Gerichteten gefunden. In Gruben achtlos reingeworfen, nachdem sie am Galgen und auf dem Boden verrottet waren, sozusagen zusammengescharrt und in eine Grube geworfen."
Zwischen den Toten habe es aber auch Besonderheiten gegeben, etwa sogenannte Wiedergänger. Meller erklärt: Wenn man bei jemandem Angst hatte, dass er wieder kommt, hat man ihm einen großen Stein auf die Brust gelegt, dass er aus dem Grab nicht wieder entsteigen kann."
Klosterruinen Himmelspforte bei Wernigerode
Von Gewalt und Tod gezeichnet sind auch die Klosterruinen, die in Himmelpforte bei Wernigerode ausgegraben werden. Hier tobte der Bauernkrieg. Im Sommer haben die Archäologinnen und Archäologen gemeinsam mit Helferinnen und Helfern eine zerstörte Kapelle freigelegt.
Und im neuen Jahr? Eine Rolle spielen wird unter anderem der Bauernkrieg aus dem 16. Jahrhundert. Er soll 2025 in Sachsen-Anhalt Anlass für viele Ausstellungen und Veranstaltungen sein.
MDR (Hagen Tober, Alisa Sonntag)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 30. Dezember 2024 | 19:00 Uhr
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