MDRfragt Mehrheit findet Idee des Deutschlandtickets gut – aber nicht für 49 Euro
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04. November 2022, 08:56 Uhr
Beim Bund-Länder-Treffen haben sich die Ministerpräsidenten und Bundeskanzler Olaf Scholz unter anderem auf eine Gas- und Strompreisbremse und ein Deutschlandticket für monatlich 49 Euro verständigt. Das ist der großen Mehrheit der MDRfragt-Teilnehmenden offenbar zu teuer: Obwohl sie grundsätzlich ein einheitliches Nahverkehrsticket für Deutschland begrüßen, wollen sie sich kein 49-Euro-Ticket kaufen. Für 29 Euro wären deutlich mehr MDRfragt-Mitglieder bereit gewesen, es zu erwerben. Das sind die Ergebnisse der Blitz-Befragung von MDRfragt, an der sich innerhalb von 24 Stunden rund 24.000 Menschen aus Mitteldeutschland beteiligt haben.
Grundsätzlich ist ein einheitliches, deutschlandweites Nahverkehrsticket zu einem Festpreis eine gute Idee, findet die deutliche Mehrheit der MDRfragt-Mitglieder, die sich an der Befragung beteiligt haben. Rund ein Viertel findet die Idee eines solchen "Deutschlandtickets" dagegen falsch.
Nur jeder Fünfte plant, das 49-Euro-Ticket zu kaufen
Allerdings ist das nun geplante Ticket für 49 Euro pro Monat für die meisten Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmer nicht wirklich attraktiv: Lediglich 19 Prozent haben vor, das Ticket tatsächlich zu kaufen.
Anders ausgesehen hätte das vermutlich, wenn das im Sommer diskutierte 29-Euro-Ticket umgesetzt worden wäre: 41 Prozent der Befragungsteilnehmenden und damit mehr als doppelt so viele wie beim 49-Euro-Ticket gaben an, dass sie dieses im kommenden Jahr gekauft hätten.
In ihren Kommentaren haben uns einige MDRfragt-Mitglieder geschrieben, wie sie über das 49-Euro-Ticket denken:
Ein 49-Euro-Ticket ist meiner Meinung nach zu teuer. Ich bekomme Hartz IV und muss schon jetzt jeden Cent zweimal rumdrehen. Da fehlt mir das Geld für das 49-Euro-Ticket.
Im Großen und Ganzen eine gute Sache, aber ich würde es ohne Abo besser finden, einfach monatlich kaufen.
Das 49-Euro-Ticket ist für die Pendler in den Großstädten interessant, aber nicht in ländlichen Gemeinden bzw. Kleinstädten, in denen der ÖPNV wenig ausgebaut ist.
Ich finde das sehr gut und werde es wohl auch nutzen. Es erleichtert vor allem das Fahren mit den Öffentlichen, abgesehen vom Preis, man hat dadurch keinen abstoßenden Tarifdschungel mehr.
Geteilte Meinung zur Energiepreisbremse
Bei der Energiepreisbremse fallen die Meinungen eher gemischt aus. Auf der Bund-Länder-Konferenz wurde beschlossen, dass der Strompreis für einen Grundverbrauch auf 40 Cent pro Kilowattstunde, der Gaspreis auf 12 Cent pro Kilowattstunde gedeckelt werden soll. Rund die Hälfte der MDRfragt-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer findet die Strompreisbremse zielführend, die andere Hälfte jedoch nicht. Ähnlich sieht es bei der Gaspreisbremse aus, auch wenn die Zustimmung hier etwas höher ausfällt.
Fehlende Entlastung für Heizöl-Kunden sorgt für Unverständnis
Für Heizöl- und Pellet-Kunden wurde beim Bund-Länder-Treffen keine pauschale Entlastung beschlossen. Für sie ist lediglich eine Härtefallregelung angedacht, falls sie finanziell stark überfordert oder unzumutbar belastet werden. 71 Prozent der MDRfragt-Teilnehmenden können das nicht nachvollziehen.
Deutliche Mehrheit befürwortet Finanzierung über Zufallsgewinne
Finanziert werden sollen die Maßnahmen teilweise durch sogenannte Zufallsgewinne bei Energieunternehmen – also ein Abschöpfen all der Gewinne, die Energieunternehmen derzeit ausschließlich aufgrund der Krise einfahren. 82 Prozent der MDRfragt-Teilnehmenden erachten dieses Vorhaben als richtig.
Hälfte sieht Erwartungen an Beschlüsse als erfüllt oder übertroffen
Insgesamt zeigt sich etwa die Hälfte der Befragungsteilnehmenden zufrieden mit den von Bund und Ländern beschlossenen Maßnahmen: Konkret gaben 40 Prozent an, dass ihre Erwartungen erfüllt worden sind, für acht Prozent wurden sie sogar übertroffen. 41 Prozent sagen hingegen, dass bei den Beschlüssen letztendlich weniger herausgekommen ist als sie erwartet hatten.
Warum ihre Erwartungen nicht erfüllt wurden, schreiben die MDRfragt-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer in den Kommentaren:
Es geht immer nur um Gas, aber viele heizen mit Öl und da wird nichts gedeckelt. Ich hätte mehr erwartet als das, was heute rauskam.
Das alles ist weit weg von unseren Erwartungen. Schon die laufende Inflation nimmt uns alle Möglichkeiten, die anderen Kosten zu decken. Und dazu die enorm gestiegenen Energiekosten.
Es wurden zwar wieder Pflaster auf Wunden geklebt, aber es wird zu wenig über Reparaturen an der Lage öffentlich besprochen. Lösungen zum Gesamtproblem müssen endlich ehrlich und öffentlich gesucht und gefunden werden.
Andere haben aber auch geschrieben, weshalb sie mit den Beschlüssen zufrieden sind:
Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, wieder mehr Vertrauen zu erlangen und dass die Bürger und Unternehmer mit ihren Sorgen ernst genommen werden.
Positiv finde ich, dass endlich mal wieder der Bund und die Länder an einem Strang ziehen. Dieses Hickhack, das wir leider auch aus der Corona-Krise kennen, nervt schon sehr.
Persönlich finde ich die Ergebnisse positiv und bin überrascht über diese. Ich setze Hoffnungen hinein, dass die aktuelle wirtschaftliche Talfahrt für die Bevölkerung zumindest in Teilen gestoppt werden kann.
Die Ergebnisse zum zweiten Teil der Befragung zum Thema Flüchtlingspolitik veröffentlichen wir am 14. November anlässlich der "Fakt ist!"-Sendung zum Thema.
Über diese Befragung
Die Blitz-Befragung zum Bund-Länder-Treffen fand vom 02.- 03.11.2022 statt.
Insgesamt sind bei MDRfragt 62.745 Menschen aus Mitteldeutschland angemeldet (Stand 03.11.2022, 14 Uhr).
24.154 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben online an dieser Befragung teilgenommen.
Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 29 Jahre: 307 Teilnehmende
30 bis 49 Jahre: 3.713 Teilnehmende
50 bis 64 Jahre: 10.146 Teilnehmende
65+: 9.988 Teilnehmende
Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 12.237 (51 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 6.056 (25 Prozent)
Thüringen: 5.861 (24 Prozent)
Verteilung nach Geschlecht:
Weiblich: 10.603 (44 Prozent)
Männlich: 13.497 (56 Prozent)
Divers: 54 (0,02 Prozent)
Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Beirat nach den statistischen Merkmalen Bildung, Geschlecht und Alter gewichtet. Das heißt, dass wir die Daten der an der Befragung beteiligten MDRfragt-Mitglieder mit den Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgeglichen haben.
Aufgrund von Rundungen kann es vorkommen, dass die Prozentwerte bei einzelnen Fragen zusammengerechnet nicht exakt 100 ergeben.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Aktuell | 03. November 2022 | 21:45 Uhr