MDRfragt Knappe Mehrheit der MDRfragt-Teilnehmer für Impfpflicht
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07. April 2022, 05:00 Uhr
Die erweiterte Impfpflicht ist im Bundestag gescheitert. Eine Befragung von MDRfragt mit mehr als 32.000 Teilnehmenden aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zeigt: Etwas mehr als die Hälfte der Mitglieder hätte eine Impfpflicht jedoch befürwortet.
Insgesamt sprechen sich 53 Prozent für eine Impfpflicht aus - wobei die MDRfragt-Mitglieder unterschiedliche Formen der Impfpflicht begrüßen würden: 43 Prozent wollen eine Impfpflicht für alle ab 18 Jahren, für eine Impfpflicht ab 50 Jahren sind zehn Prozent. Grundsätzlich gegen eine erweiterte Impfpflicht sprechen sich 45 Prozent aus. Die Impfpflicht ab 60 Jahren - über die am 7. April im Bundestag abgestimmt wurde - stand während des Befragungszeitraums nicht in der Diskussion.
Warum viele MDRfragt-Teilnehmer eine Impfpflicht begrüßen würden, zeigt sich in den Kommentaren:
Nur eine allgemeine Impfpflicht macht Corona beherrschbar.
Die Impfung schützt nicht vor Infektion, aber mildert den Verlauf doch um einiges. Im Grunde genommen wie eine Grippe oder andere Krankheiten gegen die man sich impfen lassen kann. Warum wird dann wegen dem Impfstoff so ein Theater gemacht. Er ist doch nicht komplett neu erfunden, sondern besteht aus Wirkstoffen, die ebenfalls in anderen Impfungen Bestandteil sind.
Impfpflicht ja, aber mit einem angepassten Impfstoff. Unter meinen Freunden/Bekannten sind ein sehr hoher Prozentsatz geimpft. Meine direkten Kollegen zu 100 Prozent! Trotzdem hatten wir in der letzten Woche einen Ausfall aufgrund Coronainfektion von 30 Prozent. Was soll eine Impfpflicht, die in vielen Fällen unwirksam bleibt?
Andere Teilnehmende begründen, warum sie gegen die Impfpflicht sind:
Die Impfpflicht kommt viel zu spät und ehrlich wozu nun noch?
Es besteht keinerlei Rechtfertigung für eine Impfpflicht. Die Impfung schützt allenfalls die Geimpften vor einem schweren Verlauf. Jeder hat die Möglichkeit, sich impfen zu lassen, Masken zu tragen, Abstand zu halten und Kontakte zu vermeiden. Das ist vollkommen ausreichend.
Ohne Impfregister ist eine allgemeine Impfpflicht sinnlos. Gesetze nur, wenn man sie kontrollieren kann.
In Sachsen geringste Zustimmung zur Impfpflicht
Beim Blick auf die Bundesländer zeigen sich Unterschiede: So spricht sich in Sachsen fast die Hälfte (49 Prozent) der MDRfragt-Mitglieder gegen die Impfpflicht aus, in Sachsen-Anhalt ist es dagegen nur ein gutes Drittel (38 Prozent). Thüringen liegt mit 42 Prozent in der Mitte.
Mehr Impfpflicht-Gegner unter den Jüngeren
Auch zwischen den Altersgruppen gibt es deutliche Unterschiede. Während sich bei den unter-50-Jährigen mehr als die Hälfte gegen eine Impfpflicht aussprechen, sind es bei den über-65-Jährigen weniger als ein Drittel.
Uneinigkeit, ob Coronakrise ohne Impfpflicht beherrschbar ist
Ist die Coronakrise in Deutschland auch ohne eine allgemeine Impfpflicht beherrschbar? Die MDRfragt-Gemeinschaft ist in dieser Frage uneins: 50 Prozent können sich das nicht vorstellen, 48 Prozent dagegen schon.
Drei Viertel finden: Wir müssen lernen, mit Corona zu leben
Relativ einig sind sich die Teilnehmenden aber in der Frage, wie es in Zukunft mit den Corona-Maßnahmen weitergehen soll: 74 Prozent der Teilnehmenden finden, wir sollten künftig mit Corona leben lernen – ganz ohne Vorschriften und Einschränkungen. 24 Prozent finden das dagegen keine gute Idee.
Warum sie für eine Rückkehr zur Normalität sind, erklären die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Kommentaren:
Wir sollten Corona so behandeln, wie es Spanien macht... als ganz normale Grippe!
Corona verschwindet nicht wieder, also sollten wir schnellstens so leben wie immer.
Corona gibt es und es gibt auch schwere Verläufe, und es gibt Long Covid. Aber das sind nur wenige Prozent. Andere Krankheiten sind auch schlimm und wir müssen mit denen leben.
Über diese Befragung
Die Befragung vom 29.03.- 01.04.2022 stand unter der Überschrift:
Ende der Corona-Maßnahmen - neue Freiheit oder neue Gefahr?
Insgesamt sind bei MDRfragt 60.463 Menschen aus Mitteldeutschland angemeldet (Stand 01.04.2022, 9 Uhr).
32.173 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben online an dieser Befragung teilgenommen.
Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 29 Jahre: 558 Teilnehmende
30 bis 49 Jahre: 5.822 Teilnehmende
50 bis 64 Jahre: 13.588 Teilnehmende
65+: 12.205 Teilnehmende
Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 16.758 (52 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 7.637 (24 Prozent)
Thüringen: 7.778 (24 Prozent)
Verteilung nach Geschlecht:
Weiblich: 15.293 (48 Prozent)
Männlich: 16.814 (52 Prozent)
Divers: 66 (0,2 Prozent)
Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Beirat nach den statistischen Merkmalen Bildung, Geschlecht und Alter gewichtet. Das heißt, dass wir die Daten der an der Befragung beteiligten MDRfragt-Mitglieder mit den Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgeglichen haben.
Aufgrund von Rundungen kann es vorkommen, dass die Prozentwerte bei einzelnen Fragen zusammengerechnet nicht exakt 100 ergeben.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 2 | 07. April 2022 | 14:00 Uhr