Sonderserie: Mitteldeutsche Musikmuseen Das Heinrich-Schütz-Haus in Weißenfels
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09. August 2024, 12:00 Uhr
Heinrich Schütz – geboren 1585 als Sohn eines Gastwirts im thüringischen Köstritz – verbrachte seine Kindheit ab dem 5. Lebensjahr in Weißenfels. Nach einem Leben in offenbar barocker Fülle und mit ungeheurem Arbeitspensum zog es ihn zurück in die Stadt an der Saale.
Das im Stil der Renaissance erbaute Haus in der Nikolaistraße, das er 1651 erwarb und in das er 1657 einzog, ist heute seinem Gedenken gewidmet.
Es ist das einzige original erhaltene Wohnhaus und es erzählt seit seiner Sanierung 2010-2012 mit einer eindrucksvollen Präsentation von der Musikepoche vor Händel und Bach (die beide genau 100 Jahre nach Schütz auf die Welt kamen).
Alte Musik vermittelt mit moderner Technik
Auf jeder Etage des dreistöckigen Hauses kann man die Musik und das Leben von Heinrich Schütz entdecken: Auf Schütz-Sofas lädt der Schriftzug "Komm, setz Dich zu mir…" die Besucherinnen und Besucher ein, sich nieder- und einzulassen auf akustische Information. In Wort und Musik bringen Hörstationen Ausschnitte aus Schütz‘schen Werken und berichten von den Lebensstationen.
"Entdeckt" und gefördert von Landgraf Moritz von Hessen-Kassel führte der Weg des Musikers über Venedig an den Dresdner Hof. Kleine Hörspiele erzählen über Begegnungen und musikalische Einflüsse, animierte Filme ziehen Blicke in den Bann und es gibt auch eine App, die Gäste in zwei Sprachen durch das Haus führt.
"Belebende" Komponierstube
Den Höhepunkt der Ausstellung bildet die eine Komponierstube, in der man Heinrich Schütz quasi beim Komponieren zuhören kann. Museumsleiter Maik Richter öffnet die Schubladen einer Kommode, aus welchen sofort Musik ertönt. Man sieht dem Museumsleiter im Heinrich-Schütz-Haus Weißenfels die Freude an, wenn solcherart ausgelöst eine Stimme nach der anderen erklingt, alle aus den Cantiones Sacrae aus dem Jahr 1625.
"Das Besondere ist hier, dass wir in einem Raum stehen, in dem wir Originaldrucke seiner Werke aus der Schütz-Zeit zeigen. Die Frühdrucke, keine Zweidrucke späterer Jahrhunderte, es sind Originale und wir vergleichen immer die moderne Partitur. Darunter findet sich in den Schubladen immer das jeweilige Stimmbuch, was wir im Original haben", sagt Maik Richter, Musikwissenschaftler und der Leiter des Schütz-Hauses Weißenfels.
Der klingende Notenschrank vermittelt in Hörspielform einen Eindruck, wie Schütz komponiert haben mag. "Was brauchte Schütz?", fragt Maik Richter rhetorisch. "Der brauchte kein Klavier. Das war nicht nötig. Kein Clavichord, kein Cembalo. Er hat ein Schreibpult gehabt. Im Stehen arbeitete er, das kennen wir von Goethe. Und er hatte einen Schrank mit Papier, mit der Notensammlung, seiner privaten Musikaliensammlung und eben der Bibel. Aus diesem Schrank bediente er sich."
Hochgeehrt und die Zeiten überdauernd
Im Dachgeschoß des Hauses steht auch ein anschauliches Modell. Es zeigt das Renaissance-Haus so, wie es zu Schützens Zeiten vermutlich ausgesehen hat, also ohne die nachträglichen Umbauten und Veränderungen.
Bereits 1984/85, als hier die DDR die Dauerausstellung zur ursprünglichen Gestalt des Gebäudes und das erste Museum einrichtete, hatte es Forschung zur ursprünglichen Gestalt gegeben. Die letzten 15 Jahre lebte und arbeitete der bis zum Schluss produktive Musiker in diesem Haus. Wie anerkannt er schon zu Lebzeiten war, zeigt der Umstand, dass er in Dresden ein Staatsbegräbnis erhielt.
Schütz wird bis heute für seine Fähigkeit bewundert, jedem einzelnen Wort in seinen geistlichen Werken durch eine prägnante Melodie und durch ausdrucksstarke Harmonik Präsenz zu verschaffen.
In Weißenfels wird das Erbe von Heinrich Schütz bis heute weitergepflegt. Nicht nur die klangvolle Ausstellung lädt zu einem Besuch ein. Auch das Heinrich-Schütz-Musikfest im Oktober eines jeden Jahres ist ohne Zweifel eine Reise nach Weißenfels und die Saale-Unstrut-Region wert.
Dieses Thema im Programm: MDR KLASSIK | MDR KLASSIK am Morgen | 24. Juli 2024 | 07:10 Uhr