Festwoche Weimar: 150 Jahre Hochschule für Musik "Franz Liszt"
Hauptinhalt
20. Juni 2022, 15:27 Uhr
In Weimar hat an der Hochschule für Musik eine Festwoche begonnen, die die Tradition feiert, den Ist-Zustand reflektiert und Antworten geben will auf das, was Zukunft bedeuten könnte. Viele Künstlerinnen und Künstler werden zu Konzerten erwartet. Das Gratulationskonzert der Staatskapelle Weimar bildete am Samstag den Auftakt der Festwoche. MDR KLASSIK war dabei.
Zum Auftakt des Gratulationskonzerts zur Festwoche spielte die Staatskapelle Weimar passend die Champagner-Ouvertüre für großes Orchester von Waldemar von Baußnern. Er war ab 1909 Direktor der Großherzoglichen Musikschule in Weimar und machte später Karriere in Frankfurt am Main und Berlin. Aus seiner Feder stammen diverse Opern, Chorwerke und Sinfonien.
150 Jahre Musikgeschichte
Bei diesem Konzert ging es auch um die musikalische Geschichte: "Wir haben aus allen Jahrhunderten der Musikhochschule Stücke dabei. Für mich besonders wichtig ist Hans Bronsart von Schellendorf, der im Liszt-Umkreis komponiert hat. Er war später Generalintendant in Weimar und hat damit auch dem Orchester vorgestanden", sagt der Orchesterdirektor der Staatskapelle Weimar, Nils Kretschmer.
So sei ein Streifzug durch 150 Jahre Musikgeschichte entstanden – auch mit Kompositionen der Gegenwart. Zum Beispiel von Wolf Günther Leidel. Orchesterdirektor Kretschmer betont: "Man könnte eine ganze Konzertserie aus den Kompositionen machen, die in und um die Musikhochschule entstanden sind. Das können wir an einem Abend nicht schaffen".
Eng verbunden: Hochschule und Staatskapelle
Die Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Staatskapelle ist eng. So werden beispielsweise die Absolventinnen und Absolventen Teil des Orchesters und es gibt viele studienbegleitende Kooperationen, eine Orchesterakademie und einen extra Chor in der Oper. "Es gibt das Thüringer Opernstudio. Dort können auch die Solisten in verschiedenen Theatern ihre Bühnenerfahrungen machen", erläutert Kretschmer.
Was mir in den letzten Jahren besonders wichtig geworden ist, ist die Zusammenarbeit mit der Dirigierklasse.
Einfluss von Franz Liszt
Die Musikhochschule in Weimar ist (neben Leipzig) eine der ersten Hochschulen, die mit dem Ziel gegründet wurde, Orchestermusiker auszubilden. Eine Idee, die auf Franz Liszt zurückreicht. Werke von ihm waren auch beim Auftaktkonzert der Festwoche zu hören. Ein Konzert, das viele Gäste begeisterte: "Ich komme aus New York. Es war ein tolles Konzert! Ich besuche hier eine Freundin und war auch beim Bachfest in Leipzig", erzählt eine Konzertbesucherin.
Neue Präsidentin
Anne-Kathrin Lindig wird bald neue Präsidentin der Musikhochschule und zeigte sich sehr erfreut über das Konzert: "Der Puls ist unglaublich hoch, mein Adrenalinspiegel geht die ganze Woche gar nicht mehr runter vor Freude." Am 24. Juni bekommt sie die Amtskette ihres Vorgängers Christoph Stölzl überreicht. Bis dahin wird es nicht nur Konzerte geben, sondern auch ein Podium mit Albrecht von Massow, einem Musikwissenschaftler der Hochschule.
Neue Herausforderungen
Für für von Massow sei für die Hochschule künftig die Frage spannend, wie der Kanon der Musikausbildung erweitert und internationaler gestalten werden könne. Dabei gelte es viele Fragen zu ergründen, etwa, wer wegen welcher Musikausbildung nach Weimar komme und was die Studieninteressierten vom Standort erwarten würden. Welche Musik an den Schulen in Deutschland und international unterrichtet würde und mit welchen Voraussetzungen die Studierenden nach Weimar kämen, sollte ebenfalls berücktsichtigt werden.
Für die neue Präsidentin Lindig steht fest: "Wir sind in einer wechselvollen Welt mit globaler Musikgeschichte, mit mehr Austausch und mit einem Berufsbild der Musikerinnen und Musiker, das sich gerade ändert. Das sind vielfältige Herausforderungen."
Dieses Thema im Programm: MDR KLASSIK | MDR KLASSIK am Morgen | 20. Juni 2022 | 08:40 Uhr