Sonderserie: Mitteldeutsche Musikmuseen Das Max-Reger-Archiv in Meinigen
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06. August 2024, 12:00 Uhr
Im Herzen der thüringischen Kleinstadt Meiningen thront das barocke Schloss Elisabethenburg. 1682 erbaut residieren dort über die Jahrhunderte verschiedene Herzöge von Sachsen-Meiningen. Herzog Georg II. schreibt im 19. Jahrhundert Kulturgeschichte, indem er das moderne Regietheater fördert. Heute ist das Schloss Heimat für mehrere Museen. Unter anderem ist hier das Max-Reger-Archiv untergebracht. Denn Max Reger leitet für einige Jahre die berühmte Meininger Hofkapelle.
Wenn man das Schloss betritt, wird man fast erschlagen von der Größe des Treppenaufgangs und der sich anschließenden Räume. Ein pompöser Glanz längst vergangener Zeiten.
In der zweiten Etage gelangt man als erstes in einen riesigen Marmorsaal mit vielen Stuhlreihen und einem Flügel. Auf diesem hat schon Max Reger gespielt.
Große Feiern und viel Musik
Herzog Georg II., der noch immer unter dem Namen Theater-Herzog bekannt ist, hat den Saal so umbauen lassen, wie er heute zu bestaunen ist. Hier wurde gefeiert, geliebt, getanzt. Hier fanden große Bälle und Hochzeiten statt. Und: hier wurde vor allem Musik gemacht. Bis heute finden hier Konzerte statt.
Die Regierungszeit des Theater-Herzogs erstreckt sich von 1866 - 1914. Er liebt die Kunst, vor allem die Theaterkunst, die er europaweit nachhaltig beeinflusst.
Gemeinsam mit seiner Frau Helene Freifrau von Heldburg, einer ehemaligen Schauspielerin, inszeniert er selbst Theaterstücke. Vor allem aber gelingt es ihm, künstlerische Größen an den Meininger Hof zu locken, der unter seiner Regentschaft als Musenhof gilt.
Meiningen – ein Musenhof
In den folgenden Räumen der Ausstellung – prachtvolle und noch immer so wie zu Herzogs-Zeiten eingerichtet – wird von diesem Teil musikalischer Geschichte erzählt. Porträts von Hans von Bülow, Richard Strauss, dem damals berühmten Klarinettisten Richard Mühlfeld (für den Brahms seine Klarinetten-Konzerte schreibt) und natürlich von Reger und Brahms zieren die Wände.
Der Max-Reger-Raum
Dieser Raum ist voll von originalen Gegenständen aus dem Nachlass des Komponisten: unter anderem stehen hier ein Apothekerschrank, den Reger zur Notenbibliothek umwidmete, sein Arbeitstisch, die Hausorgel, die Partitur einer Brahms-Sinfonie mit zahlreichen Eintragungen von Reger, daneben sein Taktstock.
Auch kleine private Dinge, wie Visitenkarten, Karikaturen, ein Lorbeerkranz und Aufputschmittel legen Zeugnis für Regers kurzes und intensives Leben ab. Für den Museumsleiter Philipp Adlung ein Riesenschatz, „weil es eben über die Musik hinaus sehr viele persönliche Gegenstände gibt, die uns den Künstler viel näher bringen manchmal als irgendwie Papierwüsten.“
Die Wände sind zudem voll von Bildern seiner kompositorischen Vorbilder, wie Mendelssohn oder Liszt. Gipsmasken von Wagner und Beethoven sowie eine große Beethoven-Skulptur zieren den Raum.
Geschichten und Authentizität
Max Reger arbeitet sein gesamtes Leben exzessiv: er reist durch die Welt, komponiert, dirigiert, komponiert weiter und das bis zur Erschöpfung. Schließlich, 1914, muss er das Dirigentenamt in Meiningen nach nur drei Jahren niederlegen.
Dennoch: seine Zeit in Meiningen ist für ihn eine der glücklichsten. Das veranlasst die Witwe Elsa Reger später dazu, den Nachlass ihres Mannes der Stadt Meiningen zu überlassen.
Ein guter Ort, denn das Schloss mit all seinen Räumen und Geschichten strahlt Authentizität und noch immer eine Atmosphäre von Kunst, Glanz und Gloria aus.
Dieses Thema im Programm: MDR KLASSIK | MDR KLASSIK am Morgen | 24. Juli 2024 | 07:10 Uhr