Bachmuseum in Leipzig
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Sonderserie: Mitteldeutsche Musikmuseen Das Bach-Museum im Bach-Archiv Leipzig

09. August 2024, 12:00 Uhr

Als 2019 in London Museumsleute aus aller Welt zusammenkamen um eine Konferenz über "sound in museums" abzuhalten, da war aus Deutschland auch Kerstin Wiese angereist. Die Kustodin im Bach-Museum Leipzig präsentierte das Zusammenspiel von authentischen Instrumenten der Barockzeit mit digitalen Präsentationsformen, wie sie so erst seit kurzem in Museen Anwendung finden.

In sehr schönen, vor allem aber originalen Exemplaren stellt das Museum am Thomaskirchhof in Leipzig die typischen Instrumente eines Barockorchesters aus der Bachzeit aus.

Da stehen in einer raumfüllenden Vitrine Zink und Horn neben Geige und Cembalo – aber was nützt es, diese Instrumente nur sehen zu können?

Ein Gemälde von einem Mann mit weißer Lockenperücke und schwarzer, eleganter Jacke, der ein Notenzettel in der rechten Hand hält
Johann Sebastian Bachs beruflicher und privater Lebensweg führte ihn größtenteils durch Mitteldeutschland und 1723 nach Leipzig. Bildrechte: IMAGO / Photo12

"Bitte nicht berühren" war gestern

Genau dieses Problem löst die digitale Technik. Denn an den Wänden neben der Vitrine geben kleine Plexiglasschildchen mit Knöpfen die Möglichkeit, aus einem den Raum beschallenden Musikstück einzelne Instrumente herauszulösen.

Will ich wissen, wie genau ein Zink klingt, drücke ich den Kopf auf der entsprechenden Plexiglasscheibe und bekomme über einen separaten Lautsprecher diese Orchesterstimme herausgestellt. Ich kann aber auch verschiedene Instrumente quasi zusammenschalten – und so mit den Klängen experimentieren.

Diese an sich recht simple, aber erst durch digitale Komponenten möglich gewordene Konstruktion bildet auf sinnliche Weise. Und sie hat etwas schön Spielerisches. Ich bin als Museumsbesucher nicht nur zum andächtigen Schauen verdonnert, ich kann selbst agieren, meinen Rundgang selbst mitgestalten.

Ein Mann informiert sich im Leipziger Bach-Archiv über Leben und Wirke des Barock-Komponisten und Thomaskantors Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750), aufgenommen am Donnerstag (18.03.2010).
Technische Entwicklungen bieten neue Möglichkeiten in der Museumsarbeit. Bildrechte: picture alliance / ZB | Peter Endig

Technik begeistert – gerade im Musikmuseum

Die technischen Entwicklungen der letzten zwei Jahrzehnte habe Museumsarbeit revolutioniert, sagt die Musikwissenschaftlerin Kerstin Wiese, das gelte im Besonderen im Bereich der Musik-Museen:

„Früher war es ja kaum möglich, überhaupt Musik zu präsentieren in Ausstellungen. Dann begann das so langsam, dass man mal eine CD hineinnehmen konnte. Und jetzt haben wir alle Möglichkeiten. Und die nutzen wir auch - zum Beispiel mit 3D-Hörspielen, die einen richtig eintauchen lassen in das Leben von Johann Sebastian Bach.“

Die angesprochenen 3D-Hörspiele finden sich gleich neben dem Raum mit dem ansteuerbaren Barockorchester. Dort ist es an verschiedenen Multimediastationen möglich, kleine Miniaturhörspiele anzuklicken und per Kopfhörer zu genießen.

Die räumlich aufgenommenen Sequenzen illustrieren Episoden aus Bachs Schaffen als Thomaskantor in Leipzig, umrahmt von Alltagsgeräuschen, die durch die 3D-Technik eine große Anschaulichkeit vermitteln bzw. eine akustische Echtheit simulieren.

Eine Frau betrachtet in einem Museum eine Musikpartitur in einer Vitrine.
Die klimatisierte Schatzkammer bietet beste Bedingungen für die Präsentation originaler Bach-Handschriften. Bildrechte: picture alliance / ZB | Hendrik Schmidt

Komponierstube mit Augenzwinkerei

Stolz ist das Museum auch auf eine der jüngsten Installationen – eine Komponierstube, die gemeinsam mit dem Klangkünstler Erwin Stache arrangiert wurde: Man wählt Textelemente, Gesangsstimmen, Tonarten – und variiert eine eigene Komposition in Bachscher Anmutung. Variationen also über einen Sinnlos-Text, gesungen in Dur oder Moll, von Frauen- oder Männerstimmen.

Die sich daraus ergebende Variationsbreite ist erstaunlich – und es macht Freude, Besucherinnen und Besucher bei dieser lustmachenden Art des Museumsbesuches zu beobachten.

Die Komponierstube im Bach-Museum in Leipzig, entworfen von Erwin Stache.
In der Komponierstube können die Besucher mit Bachs Musik und Geräuschen, die seinen Alltag begleitet oder ihn inspiriert haben, experimentieren. Bildrechte: Bach-Museum Leipzig/Brigitte Braun

„Wir können sozusagen nebenbei und ganz einfach Dinge vermitteln und mit beibringen, ohne dass man sie großartig erläutern muss, weil man es einfach sofort hört“, sagt Kerstin Wiese.

Das Bach-Museum Leipzig mit seinen ca. 50.000 Besuchern im Jahr dürfte sich auch dank seines spielerischen Umgangs mit digitaler Technik so großer Beliebtheit erfreuen – sei es bei internationalen Konferenzen von Museumsmachern oder – noch viel wichtiger – direkt beim Publikum.

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Dieses Thema im Programm: MDR KLASSIK | MDR KLASSIK am Morgen | 24. Juli 2024 | 07:10 Uhr

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