Interview mit dem Redaktionsleiter Michael Wenkel Ratgebersendung für den Garten - So fing alles an...
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03. August 2020, 15:00 Uhr
"Macht mal eine Sendung für Leute, die sich für Garten interessieren!" So lautete vor 20 Jahren die Aufgabenstellung. Das Team bestand aus drei Leuten: Moderatorin Claudia Look-Hirnschal kümmerte sich um die Experten, Redakteurin Heike Mohr war inhaltlich für die Beiträge und die Sendung verantwortlich und Regisseur Jörg Heiß gab die Kommandos bei der Aufzeichnung. Die Sendung wurde ein Erfolg und sollte bald nicht mehr alle 14 Tage, sondern jede Woche produziert werden. Redakteur Michael Wenkel bekam den Hut auf und ist seitdem Redaktionsleiter beim MDR Garten. Wir haben mit ihm ein Interview geführt.
Viele denken ja, der MDR Garten sei eine Fortsetzung von "Du und Dein Garten" - ist da was dran?
Ich würde so sagen: Er steht in der Tradition von "Du und Dein Garten". Die Sendung war im DDR-Fernsehen offenbar nachhaltiger als die Aktuelle Kamera. Jedenfalls haben wir noch 2010 Briefe mit der Adresse "MDR Fernsehen - Du und Dein Garten bekommen". Und dabei war der MDR Garten viel mehr Magazin als der populäre Vorgänger. Aber egal wie du die Themen präsentierst - es bleiben Gartenthemen. Ich empfand es eher als Ritterschlag noch Jahre später mit dem DDR-Klassiker angeredet zu werden. Das war allemal besser als zu hören "Na, an 'Du und Dein Garten' kommen die nicht ran!"
Ihr hattet ja Erika Krause, die Moderatorin von "Du und Dein Garten", mal in der Sendung...
Ja, das war aufregend, denn 2004 war sie schon 80 Jahre alt. Wir hofften, dass sie die Anstrengung an dem heißen Drehtag im Sommer gut übersteht. Sie hat es! Garten hält eben jung. Und so haben wir nebenbei erfahren, dass Erika eigentlich Kindergärtnerin gelernt hat. In ihre ersten Sendungen hat sie eher das moderiert, was andere ihr zugearbeitet haben. Als Spracherzieherin und Schauspielerin war es für sie kein Problem, die kompetente Präsentatorin zugeben. Und mit der Zeit machte ihr im Garten dann eh niemand mehr etwas vor. Krause war übrigens ihr "Künstlername". Eigentlich hieß sie Erika Ernst. Ernst gegen Krause - das würde heute wahrscheinlich auch nicht mehr passieren. Das waren eben noch andere Zeiten.
Zurück auf Anfang - wie hat denn mit dem MDR Garten alles angefangen?
Am 1. August 2000 wurde die erste MDR Garten-Sendung ausgestrahlt. Damals war ich noch nicht dabei. Ein gutes Jahr später rief mich der damalige Direktor zu sich und eröffnete mir, dass nun auch der MDR Garten in meiner Redaktion landen sollte. Und weil es so schön sei, dürfe ich die Sendung auch gleich jede Woche produzieren. Bis dahin gab’s den MDR Garten nur alle zwei Wochen. Die Aussicht trieb mir den kalten Schweiß auf die Stirn. Es war Ende November und ich fragte mich noch während des Gesprächs, was ich denn bitteschön in dieser Jahreszeit einmal pro Woche aus dem Garten senden sollte. Zum Glück blieb nur der Direktor eine Antwort schuldig. Die noch am gleichen Tag zusammengetrommelten Redakteur*Innen freuten sich riesig und verhalfen mir dank ihrer Kreativität wieder zu einer gesunden Gesichtsfarbe.
Ihr seid eine eher kleine Redaktion - wie arbeitet ihr zusammen?
So klein ist die Redaktion gar nicht. Ja, es sind wenige fest angestellte Leute. Dafür liefern uns viele "Freie" ihre Beiträge zu. Und das sind dann Kolleg*Innen mit wirklich einzigartigen Angeboten. Die Garten-Tierfilme von Dorte von Stünzner zum Beispiel kriegt nur sie als gelernte Biologin mit ihrer speziellen Filmtechnik so hin. Als Redaktion kann man sich glücklich schätzen, wenn man Leute mit solch hoher Kompetenz auf speziellen Gebieten hat. Wir haben sie!
Habt Ihr inzwischen eine richtige Frühaufsteher-Fangemeinde, die am Sonntagmorgen den MDR Garten einschaltet?
Ja, haben wir. Zuerst lief der MDR Garten am Dienstagnachmittag um 15:30 Uhr. Einen besseren Sendeplatz zu finden war gar nicht so einfach. Keine Redaktion, die ein Fenster in der Primetime zwischen 18 und 22 Uhr hat, gibt das freiwillig ab. Zusammen mit einem Programmplaner kam ich dann darauf, das Gärtner bestimmt nicht lange schlafen. Mit der Begeisterung zum Sonntagsfrühstück unsere Gartensendung anzubieten, blieb ich in der Redaktion allerdings sehr lange sehr alleine. Erst als immer mehr Zuschauer sagten, das sie es toll fänden nach dem Aufstehen, beim Frühstück den MDR Garten zu schauen und dann selbst auf die "Scholle" zu fahren, löste sich die Ablehnung. Heute sind die Einschaltquoten am Morgen so gut, dass ein Sendeplatz in der Primetime wohl ewig ein Traum bleibt.
Du kommst ja aus dem aktuellen Journalismus, bist dann Chef der Garten-Redaktion geworden – hast Du das mal bereut?
Nie! Ich habe in der Wendezeit und einige Jahre danach im aktuellen Journalismus mitgemischt. Das war nach dem "Staatsrundfunk" der DDR eine unglaubliche Erfahrung. Plötzlich konntest du völlig zensurfrei arbeiten und die Ereignisse überschlugen sich fast täglich. Auch wenn die Schlagzahl der Aufreger heutzutage eher zugenommen hat – die Situation ist mit damals nicht zu vergleichen. Das Schöne an unserem Journalisten-Job ist die Vielfalt, wenn man sie denn zulässt. Ich habe sie teils gesucht, teils bin ich "geschubst" worden – siehe MDR Garten! Meine Erfahrung daraus ist, dass neue Geschäftsfelder den Horizont erweitern und neugierig auf alles machen, was kommt.
Was habt ihr als MDR Garten-Team für Zukunftspläne?
Den MDR Garten zur beliebtesten Gartensendung im deutschen Fernsehen machen! Mit ab und zu über 20 Prozent Marktanteil am Sonntagsvormittag sind wir auf gutem Wege. Da "Du und Dein Garten" zu DDR Zeiten aber 30 Prozent Einschaltquote gehabt haben soll, ist noch Luft nach oben. Aber auch Online bauen wir unser Angebot stetig weiter aus und treffen dort auf ganz neue Zuschauer, die unsere Themen über Facebook, Instagram oder Youtube anschauen.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 02. August 2020 | 08:30 Uhr