Komm mit in den Garten", Folge #93: Waschbär 26 min
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Was mache ich, wenn ich einen Waschbären im Garten habe? Diese Frage beschäftigt aktuell Kleingärtnerin Nadine Witt. Jagdberater Thomas Werneburg weiß Rat.

MDR Fr 23.08.2024 10:00Uhr 26:27 min

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Tiergarten Waschbär im Garten - Was nun?

Procyon lotor

12. November 2024, 10:15 Uhr

Was mache ich wenn ich einen Waschbären im Garten habe? Diese Frage beschäftigt aktuell Kleingärtnerin und Podcasterin Nadine Witt. Sie hat einen Waschbären im Garten und stellt sich die Frage: Was tun? Damit leben oder bekämpfen? Darüber spricht sie mit Jagdberater Thomas Werneburg.

Habe ich einen Waschbären im Garten?

Wenn Beete umgewühlt, Gemüse weggefressen und Apfelbäume geräubert sind, liegt die Vermutung nahe, dass ein Waschbär sein Unwesen treibt. Doch bevor irgendwelche Maßnahmen ergriffen werden, sollte sicher sein, dass wirklich ein Waschbär im Garten lebt. Die Tiere sind vor allem in der Dämmerung und nachts aktiv und deshalb gar nicht so leicht zu erwischen. Mit einer Wildtierkamera und ein bisschen Geduld lässt sich aber eindeutig feststellen, ob ein Waschbär im Garten wohnt.

Ein Waschbär klaut Vogelfutter.
Erwischt! Dieser Waschbär klaut Vogelfutter. Die Wildtierkamera hat ihn dabei aufgenommen. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Losung Losung wird der Kot der Waschbären in der Fachsprache genannt. Waschbärlosung sieht Hundekot ähnlich, enthält aber Beeren und Nahrungsreste. Solche Hinterlassenschaften im Garten sind ein guter Hinweis auf heimliche Mitbewohner.

Warum gibt es Probleme mit Waschbären?

Waschbären sind Allesfresser und gehören als Raubtiere zur Familie der Kleinbären. Der Waschbär bewohnt unterschiedliche Lebensräume bis in urbane Bereiche hinein. An Laichplätzen von Amphibien sowie für zahlreiche boden- und baumbrütende Vogelarten kann er zur ernsthaften Gefahr werden, zum Beispiel für Uhu, Rotmilan, Graureiher. Die possierlichen Waschbären haben keine natürlichen Feinde, sie haben sich seit ihrer Auswilderung 1934 erfolgreich vermehrt.

Aber nicht nur für Vögel und Amphibien sind Waschbären ein Problem. Die Tiere haben häufig Räude, diese Krankheit ist für Hunde gefährlich. Der Waschbärspulwurm kann auch auf Menschen übertragen werden und schwere Erkrankungen auslösen. Beeren und Gemüse aus dem Garten sollten deshalb immer abgewaschen werden.

Waschbären sind eine invasive Art

Die Europäische Union klassifiziert Waschbären als invasive Art. Der Waschbär steht seit 2016 auf der Unionsliste zur Verordnung (EU) Nr. 1143/2014. Waschbären können ganzjährig bejagt werden. Einzige Ausnahme ist die Elternzeit. Die Fallen- und Ansitzjagd ist in Deutschland erlaubt. Gefangene Tiere dürfen nicht wieder freigesetzt werden! Alleine in Thüringen wurden in der Jagdsaison 2022/2023 insgesamt 13.179 Waschbären erlegt. "Die EU hat eine Verordnung erlassen und da ist ganz klar geregelt, dass diese Art zu dezimieren ist, weil er unser Ökosystem gefährdet", sagt Werneburg.

Waschbär Männliche Waschbären werden zwölf Kilogramm schwer. Ohne Schwanz messen erwachsene Tiere zwischen 40 und 70 Zentimeter. Die Tiere ziehen sich tagsüber auf Bäume zurück. Im Winter sucht der Waschbär gern verlassene Scheunen, Dachböden oder Schuppen auf. Die Tiere halten keinen Winterschlaf!

Was tue ich, wenn der Waschbär im Garten ist?

"Wenn Sie sicher sind, dass ein Waschbär im Garten lebt, müssen Sie entscheiden - wollen Sie eine wilde Wohngemeinschaft oder nicht?", sagt Jagdberater Thomas Werneburg.

Wer den Waschbären im Garten loswerden will, kann eine Falle aufstellen. Das ist erlaubt. Grundstückseigentümer und Nutzungsberechtigte dürfen auf ihren Grundstücken Fallen aufstellen und sich Haarraubwild, und Wildkaninchen aneignen (§ 29 Thüringer Jagdgesetz in Verbindung mit § 19 Bundesjagdgesetz).

Haarraubwild Bezeichnung für alle Raubtiere, die Säugetiere sind. Das sind zum Beispiel Fuchs, Marder, Dachs und Waschbär.


Allerdings sind ausschließlich Lebendfallen erlaubt. Die Falle muss täglich kontrolliert werden. Manchmal geraten Katzen oder Igel in die Falle, die natürlich wieder frei gelassen werden müssen. Weil der Waschbär laut EU eine invasive Art ist, darf das Tier dann aber nicht mehr aus der Falle freigelassen werden!

"Ich kann nicht einfach die Falle nehmen, in den Wald fahren und ihn dort freilassen. Das ist verboten, denn das Ökosystem dort würde genauso leiden. Wenn man einen Waschbär in der Falle hat, dann gibt es die Verpflichtung, ihn zu erlegen", sagt Jagdberater Werneburg.

Waschbär
Waschbären sind sehr niedlich. Aber sie übertragen Krankheiten und fressen große Mengen Vögel und Amphibien. Bildrechte: IMAGO / Martin Wagner

Was passiert mit dem gefangenen Waschbär?

Ist ein Waschbär in die Falle gegangen, wird der örtlich zuständige Jäger angerufen. "Der kümmert sich darum, dass das Tier tierschutzgerecht erlegt wird", erklärt Werneburg. Die untere Jagdbehörde weiß, wer zuständig ist. Es ist nicht erlaubt, dass irgendjemand anderes das Tier erschießt. In Städten gibt es meist sogenannte Stadtjäger, die von der unteren Jagdbehörde bestellt werden. Sie erlegen Tiere im urbanen Raum, in dem es keine Jagdreviere gibt.

Was passiert mit dem toten Waschbär?

Der Jäger nimmt den toten Waschbär meist mit und bringt ihn zur Tierkörperentsorgungsanlage. Das kostet Geld. Für einen Waschbär sind das meist zwischen zehn und zwanzig Euro. Am besten sprechen Jäger und Grundstücksbesitzer miteinander, wer dieses Geld zahlt.

Können gejagte Tiere verwendet werden?

Fleisch vom Waschbär wird in den USA verzehrt. Allerdings sollten Waschbären nicht einfach so gegessen werden. Das Fleisch muss unbedingt auf Trichinen untersucht werden. Diese Parasiten verursachen schwere Erkrankungen. Theoretisch wäre auch das Fell gut zu verwerten. Allerdings ist das Tragen von Fellen nicht mehr gesellschaftlich akzeptiert.

Kann ich den Waschbären auch einfach vertreiben?

Fühlt sich der Waschbär einmal im Garten wohl, wird man ihn nur sehr schwer wieder los. Wichtig ist deshalb, es ihm ungemütlich zu machen. Waschbären sind sehr geschickt und kommen überall ran", verdeutlicht Werneburg. "Katzenfutter ist für sie der Renner."

Deshalb sollte Tierfutter nicht im Freien stehen, auf den Kompost gehören keine Nahrungsreste, Mülltonnen, Kompostsysteme und Katzenklappen müssen fest verschlossen werden. Es reicht dabei nicht, nur einen Stein auf die Mülltonnen zu legen, da muss ein richtiges Schloss dran. Schuppen und Gartenhäuser sollten so gesichert sein, dass die Tiere sich dort im Winter nicht verkriechen können.

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Radiogarten | 24. August 2024 | 09:00 Uhr