Rote Baumstämme Warum manche Bäume rostig aussehen
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20. März 2021, 09:05 Uhr
Wenn wir es nicht besser wüssten, könnten wir meinen, unsere Bäume fangen an zu rosten. Immer häufiger entdeckt man die rotbraunen Stämme am Wegesrand. Gerade in Gewässernähe fallen sie auf. Was dahinter steckt, ist aber völlig harmlos, sagt auch Mathias Stürtz, Waldschutzexperte im Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrum Gotha.
Der Übeltäter ist eine Alge. Auch wenn sie Grünalge heißt, sorgt sie dafür, dass sich die Rinde der Bäume oft rot färbt. Ein eingelagerter Farbstoff schimmert rötlich bis braun. Grüne Algen kommen ebenso vor, fallen aber weniger auf. Die Algen ziehen sich mit Vorliebe auf der Wetterseite über den Stamm - Milliarden kleiner Zellen, kaum ein hundertstel Millimeter groß. Die Grünalge Trentepohlia aurea ist eine der wenigen Luft-Algenarten. Sie zieht ihr Wasser aus der Luft und liebt deshalb eine hohe Luftfeuchtigkeit. Betroffen sind aus diesem Grund oftmals Bäume, die in Gewässernähe stehen. Aber nicht nur Bäume sind Ziel dieser Algen. Sie sitzen zwar ausgesprochen gern auf Rinden, mögen aber auch Steine, Wege, Mauern und Schilder. Und weil sie nicht ins Gewebe eindringen, schaden sie unseren Bäumen auch nicht. Es ist eher die Optik, an der sich vielleicht der Ein oder Andere stört. Dagegen vorzugehen lohnt nicht, selbst wenn man mit Schwamm oder Bürste durch den Wald ziehen würde. "Diese Algen los zu kriegen ist schier unmöglich. Sie finden immer wieder Wege sich festzuhängen", meint auch der Experte.
Algen und Flechten sind Indiz für eine gute Luftqualität
Es besteht also kein Grund zur Sorge. Im Gegenteil, Fachmann Mathias Stürtz bestätigt, "Algen und Flechten wachsen nur dort, wo die Luft besonders rein ist. Sie sind ein Indiz für eine verbesserte Luftqualität." Deshalb heißen sie auch Zeigerpflanzen. Auch das Vorkommen von Flechten hat sich vermehrt. "Vor Jahren noch", erinnert sich Stürtz, "als die Luft voller Schwefel war, gab es kaum Phänomene dieser Art."
Grünalgen und Flechten
Grünalgen sind sogenannte Luftalgen. In unseren Breitengraden gibt es zwei Arten, die Trentepohlia aurea und die Trentepohlia umbria. Das Besondere: Die Alge ist in der Lage Chlorophyll zu bilden, genau wie es eine Pflanze tut. Chlorophyll ist grün, deshalb auch der Name Grünalge. Mit diesem Chlorophyll kann die Alge Photosynthese durchführen und ernährt sich. Sie benötigt keinen Wirt.
Flechten sind "Doppelwesen" aus Algen und Pilzen, quasi eine Lebensgemeinschaft aus Beidem.
Die Flechten lassen Bäume und Sträucher allerdings oft leblos wirken. Gärtner befürchten, sie könnten den Pflanzen schaden. Doch sie sind harmlos, schützen den Stamm sogar vor Bakterien und Pilzen. Eine Ausnahme allerdings gib es. Sind ältere Obstbäume betroffen, sollte man eingreifen und die lockere Borke samt Moos und Flechten entfernen. Denn in den Felchen könnten Schädlinge überwintern, Baumläuse und Apfelwickler finden hier Unterschlupf. Die Flechten selbst bleiben aber harmlos.
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Radiogarten | 20. März 2021 | 09:05 Uhr