Gärtnern auf kleinem Raum So bauen Sie erfolgreich Gemüse auf dem Balkon an
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25. März 2022, 10:00 Uhr
Wer sagt, dass man Gemüse nur im Garten anbauen kann? Die Erfurter Balkongärtnerin Anna Meincke beweist das Gegenteil. Sie baut professionell Gemüse auf Hausdächern an und gibt Tipps, was man beim Balkonanbau beachten sollte.
Generell gilt bei Balkongemüse: Alles, was eher kleine Früchte entwickelt, funktioniert besser als großfruchtige Sorten, denn die brauchen mehr Nährstoffe und Erde als selbst ein großer Balkonkübel hat. Also lieber Cherry- statt Fleischtomaten und besser einen handlichen Hokkaidokürbis als einen der Sorte 'Atlantic giant'.
Vor- und Nachteile vom Balkongärtnern
Auf dem Balkon hat man keinen normalen Gartenboden zur Verfügung, daher muss man auch anders gärtnern: In die Gefäße muss immer ein Ablauf, damit keine Staunässe entsteht. Auch trocknet die Erde im Kübel oder Balkonkasten schneller aus, Nährstoffe werden nicht so gut gespeichert.
Nachteil: Man muss mehr gießen und sich mehr kümmern als im Garten.
Vorteil: Gleichzeitig hat der Balkon den Vorteil, unmittelbar an der Wohnung zu sein. Man muss nicht erst in den Garten fahren, um sich um seine Pflanzen zu kümmern, sondern kann das auch schnell mal zwischendurch erledigen.
Ausrichtung des Balkons
Von der Lage des Balkons hängt der Gärtnererfolg ab. Ein nach Norden ausgerichteter Balkon ist für's Balkongärtnern leider nicht sonderlich geeignet - zumal für den Gemüseanbau. Denn Gemüse braucht in der Regel viel Licht. Pflücksalate und manche Kräuter begnügen sich zwar auch mit Halbschatten, aber die meisten Fruchtgemüsearten mögen pralle Sonne.
Als Faustregel gilt: Alles was Frucht produziert und aromatisch ist, braucht Sonne und daher einen nach Süden ausgerichteten Balkon (Tomaten, Paprika, Zucchini, Gurken oder Bohnen). Hingegen kommt alles, was Blattwerk entwickelt (Salate, Spinat) auch im Halbschatten bis Schatten zurecht. Auch Wintergemüse wie Palmkohl braucht nicht viel Sonne, die gibt es ja im Winter ohnehin wenig.
Ob der Balkon nun nach Osten oder Westen gelegen ist, ist Nebensache. Den meisten Pflanzen ist es egal, in welcher Tageshälfte sie Sonne abbekommen.
Gefäße fürs Balkongärtnern
Als Pflanzgefäß eignet sich zunächst einmal alles, was man mit Erde befüllen kann. Wichtig ist, dass ein Ablauf drin ist, so dass das Wasser ablaufen kann. Für Gemüse empfiehlt Anna Meincke allerdings keine Plastik- oder Metallgefäße zu nehmen, die Weichmacher ausdünsten oder die Pflanzen mit Schwermetallen belasten können. Witterungsbeständige Kunststoffkübel aus dem Baumarkt sind in ihren Augen die bessere Wahl.
Töpfe aus Terra Cotta können bei Frost aufplatzen, Holz wiederum verrottet recht schnell und muss nach ein paar Jahren ausgetauscht werden. Transportkisten mit Löchern im Boden gehen auch. Die Pflanzsäcke für Kartoffeln oder Wurzelgemüse sind wasserdurchlässig.
Hochbeet auf dem Balkon
Auch Hochbeete können auf dem Balkon genutzt werden. Allerdings nicht so massive Konstruktionen wie im Garten, denn Erde ist schwer. Achten Sie unbedingt auf die Traglast ihres Balkons! Es sind nicht mehr als 300 Kilogramm pro Quadratmeter erlaubt. Wählen Sie ein speziell für Balkone konzipiertes Hochbeet!
Wie viel Platz benötigt das Balkongemüse?
Während für Salat und Kräuter schon ein Balkonkasten ausreicht, benötigen Tomaten unbedingt einen eigenen Topf für sich. Dasselbe gilt auch für Kohlpflanzen.
Mit Mischkultur können Sie jedoch Platz sparen, sagt Anna Meincke. Sie empfiehlt, versetzt zu pflanzen und zum Beispiel Spinat unter einer Kohlpflanze wachsen zu lassen. Stangenbohnen wachsen platzsparend am Rankgitter und dienen gleichzeitig als Sichtschutz. Davor können Tomaten Platz finden, unter denen Salate oder Basilikum gedeihen.
Pflege des Balkongemüses
Gießen: Im Sommer muss jeden Tag gegossen werden, um eine Austrocknung der Töpfe zu verhindern. Anna Meincke hat gute Erfahrungen mit einem auf Balkonbedürfnisse abgestellten Bewässerungssystem mit Tröpfchenschlauch und Tauchpumpe gemacht.
Wie auch im Beet sollten Sie mulchen, damit die Erde im Topf mehr Wasser speichert. Es sollte immer etwas wachsen, damit das Bodenleben aktiv gehalten wird und man nicht jedes Jahr die Erde austauschen muss. Im Idealfall hat man sogar Regenwürmer in der Erde. Schließlich kann man sich eine eigene Wurmkiste auf den Balkon stellen oder einen Bokashi-Eimer. So gewinnt man aus Küchenabfällen wertvollen Dünger.
Beim Düngen verhält es sich ähnlich wie beim Gießen: Durch das geringe Erdvolumen werden Nährstoffe schneller ausgewaschen und nicht so gut gespeichert. Als Dünge-Frühjahrskur werden Schafwollpellets, Urgesteinsmehl oder Kompost unter die Erde gemischt. Starkzehrer wie Kohl, Gurken oder Tomaten bekommen in der Wachstumsphase Flüssigdünger.
Auch ein Balkongarten bleibt von Schädlingen nicht verschont: "Ist ein Garten ohne Schädlinge, ist er nicht Teil des Ökosystems", sagt Anna Meincke. Wo Blattläuse vorkommen, sind Marienkäfer meist nicht weit. Die meisten Pflanzen tolerieren einen gewissen Grad an Schädlingsbefall. Aber gegen weiße Fliegen und Kohlweißlingsraupen hilft nur ein Netz, denn Pestizide sollten auf dem Balkon nicht zum Einsatz kommen.
Außerdem kann der Balkon ein Heim für Nützlinge sein: Man kann ein Insektenhotel aufstellen, welke Stängel stehen lassen, damit Insekten dort Unterschlupf finden oder sie mit nektarreichen Blüten anziehen.
Quelle: Anna Meincke, Umweltingenieurin und Gründerin des Startups "Dachgemüse"
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Radiogarten | 26. März 2022 | 09:00 Uhr