Mittelmeer-Ambiente Feigenbäume pflanzen, pflegen und vermehren
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13. September 2023, 11:28 Uhr
Ein heißer, trockener Sommer ist für Feigen ideal. Inzwischen wachsen die Pflanzen, die zur Familie der Maulbeergewächse (Moraceae) gehören, auch in Deutschland und liefern süße, grüne oder violette Früchte. Wichtig sind ein geschützter Standort und die passende Sorte.
- Ein geschützter Standort an der Hauswand ist ideal für Feigen.
- Die Erntezeit kann zur Geduldsprobe werden: Die hiesigen Sonnenstunden bis in den Frühherbst reichen selten aus, damit die Früchte reifen.
- Einige Feigensorten sind winterhart, die meisten aber benötigen ein Winterquartier.
Feigen zählen zu den ältesten Kultur- und Nutzpflanzen der Erde. Ihre Heimat ist der Mittelmeerraum, vor allem in der Türkei gibt es große Anbaugebiete. Die Frucht gehört zu den Heilpflanzen. Sie kann frisch oder getrocknet gegessen werden. Feigen enthalten viele Vitamine und liefern als Trockennahrung Energie.
Besondere Blüte Die Blüten des Feigenbaumes stecken in den Früchten, sind also nicht sichtbar. Da es in unseren Breitengraden keine Bestäuber für diese Blüten gibt, können nur selbstfruchtende Sorten in unseren Gärten auch Früchte tragen.
Feigen im Garten anbauen
Die Echte Feige (Ficus carica) wächst als Baum oder Strauch und wird, je nach Sorte, bis zu zehn Meter hoch. Da das Klima immer wärmer wird, bauen Gärtner inzwischen auch in Deutschland Feigenbäume an und ernten die energiereichen Früchte. Entscheidend ist ein vor kaltem Nord- und Ostwind geschützter Standort, erklärt MDR Gartenexpertin Brigitte Goss. Sie rät, sich in der Nachbarschaft umzuhören, ob dort bereits ein Feigenbaum gedeiht. Ein Ableger davon hat nach ihren Worten bessere Chancen, im eigenen Garten zu wachsen. Ein Winterschutz für den frostempfindlichen Feigenbaum kann auch sinnvoll sein.
Hobbygärtner Dirk Henke züchtet erfolgreich Feigen und empfiehlt für den Garten die Feigensorte 'Brown Turkey'. Auch für Anfänger ist diese Feige nach seinen Worten gut geeignet, da sie robust und pflegeleicht ist und auch Frost mal wegstecken kann. 'Brown Turkey' trägt zwei Mal im Jahr Früchte: Im Juli und August sowie in warmen Sommern noch einmal im Herbst. Nicht winterharte und kleinwüchsige Feigensorten können im Kübel kultiviert werden.
Heimat | Mittelmeerraum |
Pflanzenfamilie | Maulbeergewächse (Moracea) |
Wuchs | bis zehn Meter, buschig oder als Baum wachsend |
Blüte | Blüte der Feige wächst innen in den jungen noch nicht befruchteten Fruchtansätzen |
Standort | sehr sonnig; kommt aber auch mit Halbschatten klar |
Boden | nährstoffreich, durchlässig, mäßig feucht |
Winterhart | bedingt, je nach Sorte, eventuell leichten Winterschutz verwenden |
Lebensdauer | ja, kann bis zu 90 Jahre alt werden |
Vermehrung | über Stecklinge |
Besonderheiten | außer der Frucht sind alle Pflanzenteile giftig |
Pflanzzeit für Feigen ist das Frühjahr
Ideale Pflanzzeit für Feigen ist nach dem Frost im zeitigen Frühjahr. Dann hat die Pflanze genug Zeit, bis zum Winter Wurzeln zu bilden und sicher anzuwachsen.
Wer Feigen in den Garten pflanzen möchte, sollte sich in seiner Gegend umschauen. Die besten Feigen sind die, die schon beim Nachbarn gut wachsen und reichlich Früchte liefern.
Standort und Boden für Feigen
Feigen bevorzugen im Freiland einen sonnigen, aber geschützten Platz. Ideal stehen sie an der Südseite einer Hauswand, da sie so noch einmal von der Wärme des Mauerwerks profitieren und gleichzeitig vor kalten Winden geschützt sind.
Da Feigen keine Staunässe mögen, sollte beim Pflanzen eine Drainageschicht - beispielsweise aus Blähton - in das Pflanzloch eingearbeitet werden. Als Pflanzerde eignen sich nährstoffreicher, durchlässiger Gartenboden oder auch Tomatenerde aus dem Gartenmarkt. Fühlt sich die Feige an ihrem Platz wohl, trägt sie nach ein bis zwei Jahren die ersten Früchte. Auch Feigen im Kübel sollten sonnig stehen.
Pflege
Feigenbäume sind pflegeleicht. Sie sollten ab dem Frühjahr bis zum Herbst regelmäßig gegossen werden. Im Winter muss die Wasserzufuhr reduziert werden. Von April bis August können Feigen wöchentlich mit organischen Flüssigdüngern versorgt werden. Das ist aber nicht zwingend erforderlich. Im Spätsommer muss das Düngen eingestellt werden.
Ein Rückschnitt sollte im Februar, Anfang März erfolgen, wenn die Pflanze noch nicht in vollem Saft steht. Werden junge Triebe zu lang, können sie ausgebrochen werden. Das regt die Verzweigung an. Aber Vorsicht: Blätter und Äste enthalten einen weißen Milchsaft, der giftig ist und zu Hautverätzungen führen kann.
Zwar verzeiht die Feige viel, sagt Garten-Expertin Brigitte Goss, doch ist der Rückschnitt nicht ganz einfach. Einerseits ist zu beachten, dass Feigen nur am ein- bis zweijährigen Holz Früchte tragen. Am überalteten Holz wachsen also keine Feigen; es kann zurückgeschnitten werden. Noch kleine Früchte bekommen somit außerdem mehr Licht und Sonne. Andererseits ist älteres Holz frostresistenter als die noch jungen Triebe. Einige Leitäste sollten Sie darum belassen. An diesen soll sich dann ein- bis zweijähriges Holz bilden, an denen dann wiederum neue Früchte wachsen.
Feigen düngen
Ist der Boden frisch und von Natur aus nährstoffreich, muss nicht gedüngt werden. Im Boden steckt alles, was die Feige braucht, denn die Art ist sehr genügsam. Wenn überhaupt, sollte sparsam gedüngt werden, das heißt mit nur etwa zehn Prozent der Düngeempfehlung auf der Packungsbeilage. Achten Sie darauf, dass Dünger einen etwas höheren Kalium- und Phosphoranteil enthält und weniger Stickstoff. Ist der Stickstoffanteil zu hoch, schießt die Pflanze ins Kraut, sie wächst hoch, bildet aber keine Früchte. Gut geeignet sind zum Beispiel Tomaten- oder Pfirsichdünger.
Feigen ernten und verwenden
Je nach Sorte können Feigen ein- oder auch zwei Mal im Jahr Früchte tragen. Eine Ausnahme ist die 'Tri di volte', die sogar drei Ernten liefert. Wenn die Früchte auf leichten Druck nachgeben, sind sie reif und können im Sommer oder Herbst geerntet werden.
Leider klappt es in unseren Breitengraden mit der Herbsternte nur bei sehr warmen und langen Sommern. Ansonsten reifen Früchte nicht aus. Vorzeitig geerntet werden können sie nicht, da die Früchte nicht nachreifen, sondern am Baum reifen müssen. Mitunter legen sich Feigen auch in Sachen Wachstum derart ins Zeug, dass sie ganz "vergessen", Früchte zu bilden. Dann hilft nur, auf die nächste Saison zu warten.
Was tue ich mit noch unreifen Früchten?
Durch sogenanntes "Ausgeizen" können Sie die größeren Früchte bis zum Herbstanfang vielleicht noch zum Reifen animieren. Dazu brechen Sie die kleinsten Feigen aus und lassen die größeren hängen.
Unreife Feigen enthalten Milchsaft und sind roh giftig. Durch Einkochen können sie aber verwendet werden, zum Beispiel als Sirup zu Joghurt oder Eis. Wichtig: Kochen Sie die Früchte zunächst zweimal auf und gießen Sie das Wasser vollständig ab. So entfernen Sie den Milchsaft.
Feigen haben wertvolle Inhaltsstoffe. Mit ihren vielen kleinen Kernen liefern sie dem Darm Ballaststoffe und kurbeln die Verdauung an. Vitamin A ist gut für Haut und Sehkraft, Magnesium bringt müde Geister wieder auf Trab.
Feigen vermehren
Feigen können nicht über Samen vermehrt werden, da aus Samen keine selbstfruchtenden Pflanzen wachsen können. Feigen werden deshalb über Stecklinge vermehrt. Hierfür kann ein Trieb einfach in ein Wasserglas gesetzt werden. Wenn es warm ist und das Wasser täglich gewechselt wird, bilden sich nach etwa drei Wochen Wurzeln. Sie können den Trieb aber auch direkt in einen kleinen Pflanztopf mit Erde setzen, auch dann bilden sich Wurzeln.
Eine andere Möglichkeit ist, Stecklinge direkt am Baum zu ziehen. Hierfür wird ein Plastikbecher bis zu einem Abzugsloch im Boden eingeschnitten. Der Plastikbecher wird mit der Öffnung nach oben um den Ast geklemmt. In den Becher kommt zuerst eine Drainageschicht aus Vulkangestein. Diese Schicht dient gleichzeitig als Wasserspeicher. Als zweite Schicht wird Pflanzerde in den Becher gefüllt. An der Stelle, an der der Ast mit der Pflanzerde in Berührung kommt, bilden sich später Wurzeln. Über die Pflanzerde kommt noch eine Schicht Pflanzengranulat - an dem Substrat erkennt man gut, ob der künftige Steckling ausreichend Feuchtigkeit hat. Die zweite Methode bevorzugt Feigenexperte Dirk Henke. Die Vorbereitung macht zwar anfangs mehr Arbeit, man spart sich aber das tägliche Wasserwechseln.
Pflanzenauswahl
Für den Anbau in Deutschland sind "Mitbringsel", also Stecklinge aus anderen Ländern, nicht geeignet. Viele Feigen im mediterranen Raum brauchen für ihre Bestäubung die Feigengallwespe. Da die Blüte der Feige in der Frucht selbst steckt, muss die Wespe in diese hineinkrabbeln und dort die Blüte bestäuben. Die Feigengallwespe lebt aber in Deutschland nicht. Deswegen muss beim Kauf der Feigen darauf geachtet werden, dass es selbstfruchtende Sorten sind (Parthenokarpe-Feigen).
Feigensorte | Eigenschaften | Kübelpflanze |
---|---|---|
Brown Turkey / Brown Naples | Frostharte Sorte auch für kalte Gegenden, sehr aromatische Früchte. Trägt im Sommer und im Herbst Früchte. | Wird groß, nur bedingt für den Kübel geeignet. |
Negronne | Bildet dunkle Feigenfrüchte. Gilt unter Kennern als eine der besten Feigen überhaupt. Bevorzugt geschützten Standort. | Wuchs bleibt kompakt. |
Valle Negra | Kommt auch mit schlechtem Wetter klar, sehr wohlschmeckende Früchte. Bildet zwei Mal Früchte im Jahr. Wächst schnell, nicht ideal für den Kübel. | nicht geeignet |
Ronde de Bordeaux | Verträgt Minusgrade bis ca. -20 °C. Trägt "nur" Herbstfeigen, diese aber schon Ende August bis Anfang September. Süße, sehr kleine Früchte mit dünner Haut. | Wächst sehr schnell und ist daher nicht so gut für den Kübel geeignet. |
Pastiliere | Unterschiedliche Erfahrungen zur Winterhärte. Trägt einmal im Jahr und bildet ab August aromatische Früchte mit einer dünnen Haut. Verträgt keine Zugluft. | sehr gut geeignet |
Winterschutz für Feigen
Es gibt Feigen-Sorten, die frosthart sind und Minusgrade verkraften ('Brown Turkey', 'Brown Naples', 'Ronde de Bordeaux'). Erfrieren die Äste, werden diese zurück geschnitten und das Bäumchen treibt im Frühjahr aus der Wurzel neu aus.
Viele Feigensorten müssen jedoch ab etwa null Grad drinnen überwintert werden, am besten in einem Gewächshaus, in der Garage, im Hausflur, oder auch in einem dunklen Keller. In einer Wohnung ist die Überwinterung nicht möglich, da Feigen eine Kältephase brauchen, damit sie im nächsten Frühjahr wieder Früchte bilden. Im Winterquartier kommt es vor, dass die Feigen ihre Blätter abwerfen, das ist ganz normal. Im Frühjahr treiben sie dann wieder aus. Im Winter sollte nur sehr selten gegossen werden.
Wie überwintern junge Feigen? Feigenbäume, die jünger als 3 Jahre sind, sollten unbedingt im Haus überwintern. Nur so entwickeln sie eine Frosttoleranz, um in späteren Jahren der Kälte standzuhalten.
Für Feigen, die draußen überwintern, sind eine dicke Schicht Mulch und ein Standort an einer nach Süden ausgerichteten Hauswand hilfreich, so dass die Pflanze vor kalten Nord- und Ostwinden geschützt ist. Ein plötzlicher Frosteinbruch ist für alle Feigen problematisch, da sich die Pflanzen dann nicht auf die Kälte vorbereiten können. Besser ist daher, die Feige rechtzeitig einzuhausen, indem Sie um die Pflanze ein "Gerüst" aus Drahgitter, Bastmatten oder Jute legen und dieses mit einer dichten Laubschicht füllen. Erst im Mai, wenn keine Spätfröste mehr drohen, kann der Winterschutz ab.
Quellen: Feigenzüchter Dirk Henke; MDR Garten-Expertin Brigitte Goss; MDR Garten (fra)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 03. September 2023 | 08:30 Uhr