Gartengeschichte(n) Karl Foerster: Staudenzüchter und Gartenvisionär
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29. August 2023, 09:30 Uhr
Staudenzüchter, Verfasser zahlreicher Gartenbücher und Begründer einer neuen Art der Gartengestaltung: Karl Foerster war eine Gärtnerlegende. Fast ein Jahrhundert lang widmete er sich der Gartenkunst. Winterharte Stauden haben dank seiner Arbeit Einzug in unsere Gärten gehalten. Der Karl-Foerster-Garten im Egapark Erfurt ist ihm gewidmet. Horst Schöne, früher gärtnerischer Leiter des Egaparks und MDR Garten-Experte, hat den Gartenpionier noch persönlich kennengelernt.
Es gibt wenige Menschen, die einen solchen Einfluss auf die Gartenkultur gehabt haben wie Karl Foerster (1874-1970). Er war nicht nur ein begnadeter Staudenzüchter, sondern vor allem der Wegbereiter einer neuen Art der Gartengestaltung.
"Foerster hat die winterharten Stauden in unsere Gärten gebracht", erklärt Horst Schöne während wir auf einer Bank im Karl-Foerster-Garten im Erfurter Egapark sitzen. Schöne ist selbst Diplom-Ingenieur für Gartenbau und war im Egapark von 1993 bis 2007 für alle gärtnerischen Belange zuständig. Auch im Rentenalter lässt ihn das Gärtnern nicht los; er kümmert sich um zwei eigene Gärten, arbeitet ab und zu als Gartenreiseleiter und tritt regelmäßig als Garten-Experte im MDR bei Radio und Fernsehen auf.
Der Karl-Foerster-Garten im Egapark Anfang der 1960er-Jahre wurde nahe des Eingangs am Gothaer Platz ein Schau- und Sichtungsgarten angelegt, der später nach dem großen Staudenzüchter benannt wurde. Auf dem ansteigenden Gelände wurden über ein Dutzend Waschbetonterrassen mit Beeten angelegt. Ab 2019 wurde die Anlage im Zuge der Buga 2021 grundlegend saniert. Die einzelnen Terrassen sind verschiedenen Gartenthemen gewidmet, die in Foersters Schaffen von Bedeutung waren: So gibt es unter anderem einen Stein- und einen Wassergarten. Und natürlich viele Staudenbeete, die mit Foerster-Züchtungen bepflanzt sind. Eine Ausstellung informiert über Leben und Werk des Gartenvisionärs.
Winterharte Stauden revolutionieren die Gärten
"Vor Foerster wurden Beete vor allem mit einjährigen Sommerblumen, Kübelpflanzen oder Sukkulenten bepflanzt, winterhart waren nur wenige Züchtungen", sagt Horst Schöne. Auch Gräser und Farne etablierte Karl Foerster neu in den Gärten. Da robuste, winterharte Stauden jedes Jahr wiederkommen erzielen sie einen hohen gärtnerischen Effekt bei einem überschaubaren Arbeitseinsatz. "Gärten für intelligente Faule", nannte Foerster sein Gartenprinzip.
Rund 370 Staudensorten züchtete Karl Foerster im Laufe seines langen Lebens. Mit besonderer Leidenschaft widmete er sich Rittersporn, Phlox und Sonnenbraut. Seinen Schöpfungen gab er gern blumige Namen wie 'Ballkleid' (Verzweigter Rittersporn), 'Azurzwerg' (Hoher Rittersporn) oder 'Landhochzeit' (Hohe Flammenblume). Etliche seiner Züchtungen sind noch heute im Handel erhältlich.
"Foerster hatte ein sehr gutes, selektives Auge für Pflanzen", erzählt Horst Schöne. "Unter Tausenden Sämlingen gelang es ihm, exakt die Pflanze mit den Eigenschaften auszuwählen, die er brauchte." Ausdauer ist wohl die prominenteste Eigenschaft eines Staudenzüchters, schließlich braucht es meist viele arbeitsreiche Jahre bis eine Neuzüchtung das gewünschte Profil aufweist.
Biografische Notizen
- 1874: Geburt am 9. März in Berlin als Sohn von Wilhelm Foerster (Direktor der Königlichen Sternwarte) und Ina Foerster (Malerin)
- ab 1892: Besuch der Gärtnerlehranstalt Wildpark bei Potsdam
- 1910: Errichtung einer Gärtnerei in Potsdam-Bornim, 5.000 qm Acker werden ein Gartenreich
- 1927: Heirat mit Eva Hildebrandt, Pianistin
- 1928: Gründung des Bornimer Kreises
- 1931: Geburt der Tochter Marianne Foerster
- 1948: Foerster restauriert den Goethe-Garten in Weimar
- 1950: Ehrendoktorwürde der Berliner Humboldt-Universität
- 1970: Tod am 27. November
Der Gartenschriftsteller
Doch Foersters Züchtungen und seine neuen Ansichten der Gartengestaltung hätten wohl nie diesen überragenden Erfolg gehabt ohne seine immense schriftstellerische und publizistische Tätigkeit. Mehr als zwei Dutzend Gartenbücher veröffentlichte Karl Foerster im Laufe seines Lebens.
Angefangen mit "Vom Blütengarten der Zukunft" (1917), einer schmalen Publikation, die im Ersten Weltkrieg an verwundete und gefangen genommene Soldaten geschickt wurde, bis zu seinem letzten Werk "Es wird durchgeblüht" (1968), einem enorm erfolgreichen Buch, das bis heute immer wieder aufgelegt wird. Die Gesamtauflage seiner Werke liegt bei sieben Millionen Exemplaren. Außerdem war Karl Foerster Mitherausgeber der Zeitschrift "Gartenschönheit" (1923 - 1941), auch sie ein Novum der damaligen Zeit.
Bornimer Kreis und internationale Bekanntheit
Im heimatlichen Bornim (bei Potsdam) scharte der Staudenzüchter viele einflussreiche Wegbegleiter um sich, den sogenannten Bornimer Kreis, die seine Ideen weiter verbreiteten. Dazu gehörten unter anderem die Gartenarchitekten Hermann Mattern und Herta Hammerbacher sowie der Architekt Otto Bartning. Auch Künstler wie der Pianist Wilhelm Kempff schauten bisweilen vorbei. - Foersters Frau Eva Hildebrandt hatte ihre Pianistenlaufbahn aufgegeben, um ihren Mann zu unterstützen.
Im Laufe der Zeit erstreckte sich Karl Foersters Ruhm nicht nur auf den deutschen Sprachraum. Besonders große Wertschätzung erfährt er auch bis heute in England, so Horst Schöne, der als Gartenreiseleiter selbst oft im Mutterland der Gartenkultur unterwegs ist. "Wenn ich dann erzähle, dass ich Foerster noch persönlich gekannt habe, ist das Interesse meist riesengroß", erzählt Schöne.
Bekanntschaft über Postkarten
Horst Schönes Bekanntschaft mit dem Gartenpionier begann über Postkarten: "1966, zu Beginn meines Gartenbaustudiums in Berlin, schrieb ich Herrn Foerster eine Postkarte, ob ich ihn mal in Bornim besuchen dürfte", erinnert sich der passionierte Gärtner. Schöne wurde eingeladen und war von da an des Öfteren zu Gast im Hause Foerster. Es entwickelte sich eine Freundschaft.
Horst Schöne chauffierte den Hausherrn im Rollstuhl durch den Garten und half bei Gartenarbeiten. "Ich habe ihn ja als hochbetagten Mann kennengelernt, und mich hat beeindruckt, was für ein unglaublich positiv denkender Mensch Foerster war", fasst Horst Schöne seinen Eindruck zusammen. Foersters Leidenschaft für Stauden übertrug sich auch auf den Gartenbaustudenten: "Wer einmal mit dem Staudenbazillus infiziert ist, wird ihn Zeit seines Lebens nicht mehr los."
Eine lesenswerte, kompakte Biografie über Leben und Wirken Karl Foersters:
Antje Peters-Reimann
"Wenn ich noch einmal auf die Welt komme, werde ich wieder Gärtner - Karl Foerster - Die Biografie"
ISBN: 978-3-8186-0719-7
Stuttgart 2020
Verlag Eugen Ulmer
Quelle: MDR Garten
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 03. September 2023 | 08:30 Uhr