MDR Garten-Interview Buga- und egapark-Chefin Kathrin Weiß: "2020 wird intensiv"
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08. September 2019, 08:30 Uhr
Kathrin Weiß ist Geschäftsführerin des Erfurter egaparks und auch der Firma, die 2021 die Bundesgartenschau in Erfurt ausrichtet. Wir haben mit Ihr zurück- und vorausgeblickt: Wie hat sich das Riesenprojekt bisher entwickelt? Was kommt auf ihr Herzstück, die ega, zu? Denn mit rund 500.000 Besuchern jährlich zählt der Garten zu den wichtigsten Attraktionen in der Landeshauptstadt und in ganz Thüringen.
Frau Weiß, welcher Bereich im egapark ist Ihnen im Moment der liebste?
Mir fällt es schwer, einen Bereich zu benennen. Was mir spontan einfällt: Ich bin sehr gerne im Skulpturengarten, vor allem zu der Zeit, wenn die Pfingstrosen blühen. Das ist für mich eine Augenweide und auch etwas für die Seele.
Und in Zukunft, wenn große Teile des Parks für die Bundesgartenschau umgestaltet wurden?
Ich kann mir vorstellen, dass ab 2021 der Karl-Foerster-Garten zu meinen Lieblingsbereichen zählt. Von dort wird man einen sehr schönen Blick zum Dom haben. Und es wird auch ein sehr schöner Staudengarten sein.
Vorbereitungen und Neuheiten zur Buga im egapark Erfurt
Fahrten mit dem egapark-Express sind während der Bauarbeiten für alle Besucher der Gartenanlage kostenlos. So soll trotz Baustellen und Umleitungen gezeigt werden, welche Gärten im egapark noch zu besichtigen sind.
Der Rosengarten ist derzeit gesperrt. Erst zum Start der Buga im April 2021 wird er wieder für Besucher geöffnet. Geplant ist ein durchgängiges Rosenband mit mediterranem Charakter. So sollen persische Rosen zwischen Stauden und Edeldisteln blühen.
Die alten Pflanzenschauhäuser haben ihre Türen bereits seit Ende 2018 geschlossen. Einige der Hallen wurden inzwischen abgerissen. Exotische Pflanzen und Tiere werden ab Frühjahr 2021 im neu erbauten Danakil-Haus mit seinen Wüsten- und Tropenbereichen gezeigt.
Der Karl-Foerster-Garten wird ab Herbst 2019 baulich erneuert und mit neuen Pflanzen ergänzt. Er liegt oberhalb des Nebeneingangs am Gothaer Platz.
Der Südeingang zum ega-Gelände, der oberhalb des Luisenparks liegt, soll im Jahr 2021 für Dauerkarten-Besitzer wieder geöffnet werden.
In knapp zwei Jahren sollen die ersten Buga-Besucher durch den egapark flanieren. Im Moment wird der Park daher immer mehr zur Großbaustelle. Was hat den Anlass gegeben, sich um die Bundesgartenschau 2021 zu bewerben?
Anlass waren in der Tat die Überlegungen zum egapark. 2010 gab es eine Diskussion in der Stadt, denn die 1961 eröffnete Gartenanlage war in die Jahre gekommen. 2011 stand das 50. Jubiläum bevor. Die Frage lautete: Wie geht es in den nächsten 50 Jahren weiter? Und die Idee war: Wir sind reif für eine Bundesgartenschau. Zum einen, um den egapark zu sanieren, und zum anderen, um die Aufgaben auf dem Erfurter Petersberg zu lösen und diese Fläche zu entwickeln. Zudem hatte Erfurt schon ein Stadtentwicklungskonzept in der Schublade liegen für den Norden, um dort für Grünflächen zu sorgen.
Die Buga zieht sich 2021 tatsächlich durch die ganze Stadt?
Ja, von Gispersleben im Erfurter Norden über die nördliche Geraaue bis in den Nordpark. Mitten in der Altstadt liegt der Petersberg. Zusammen mit dem egapark im Südwesten bilden diese Flächen das Buga-Gelände. Schon während der Bewerbung gab es dazu einen Beirat. Darin waren der neu gegründete Buga-Freundeskreis, aber auch die Fachhochschule, verschiedene Vereine, Verbände und Fraktionen vertreten. Da wurde heißt diskutiert, welche Flächen zur Buga gehören sollen. Und aus 230 Hektar, die mal im Gespräch waren, sind die 130 Hektar geworden, die wir jetzt entwickeln.
Haben Sie sich von Flächen verabschiedet, nachdem der Plan grob stand?
Während der Planung wurde konkretisiert, wo die eintrittspflichtigen Bereiche liegen. Das sind natürlich der egapark und der Petersberg. Dort finden die Veranstaltungen statt, dort sind die Hallenschauen und Themengärten, dort laufen die gärtnerischen Wettbewerbe ab, die zu jeder Gartenschau gehören.
Der ganze Bereich im Erfurter Norden ist zwar auch Teil der Buga-Fläche, aber eintrittsfrei. Dort entstehen herrliche Staudenbeete, Spielplätze, ein großer Teich, ein Fitnessparcours. Also sehr viel, damit die 60.000 Erfurter, die dort wohnen, die Natur genießen und sich erholen können. Und alle anderen natürlich auch.
Wie läuft es mit Planung und Bau im Moment?
Sie können sich vorstellen, bei so einem Riesenprojekt, wo 140 Millionen Euro verbaut werden, gibt’s immer mal das ein oder andere, wo nachjustiert wird, wo Bauabläufe abgestimmt werden müssen. Auf dem Petersberg sind die Bauarbeiten schon länger gestartet, dort läuft alles reibungslos, genauso in der Geraaue. Dort wird von vielen Einwohnern Geduld abverlangt, weil auch mal eine Straße oder Brücke gesperrt ist, da sie abgerissen und erneuert werden muss. Das ist leider bei einer großen Maßnahme so. Aber es wird uns auch Verständnis entgegengebracht. Und Freude, dass zum Beispiel ein neuer Radweg entsteht, der sich durch den Norden zieht, durch die gesamte Fläche.
Nicht jeder teilt die Buga-Freude - wenn ich zum Beispiel an die Baumfällungen denke…
Ja, das ist in der Tat so, dass es Enttäuschung gab, als Bäume gefällt wurden. Bei so einem großen Projekt ist es so, dass Altes weicht und Neues kommt, es werden allein über 1.000 Bäume neu gepflanzt.
Frau Weiß, schauen wir nochmal auf die ega. Was wird zur Buga dort gezeigt?
Das wird eine bunte Vielfalt sein: Themen- und Pflanzenschaugärten, der neue Rosen- und der Irisgarten, der Karl-Foerster-Garten, von dem ich schon geschwärmt habe. Und Kübelpflanzen wird es in großer Fülle geben. Ganz neu wird der Wissenswald im Waldpark sein. Das Gartenbaumuseum bekommt eine schöne neue Dauerausstellung rund um den Erwerbsgartenbau und die Geschichte des Gartenbaus.
Bei den Thüringer Gärtnertagen im August im egapark haben mich mehrere Gärtner angesprochen: Mensch, die sind aber spät dran, was das Pflanzen angeht, das schaffen die doch nicht bis 2021. Teilen Sie diese Sorgen?
Teilweise ja. Aber wir hatten natürlich auch eine Planungsphase. Wir pflanzen gerade relativ viele Stauden, auch Rosen im Rosengarten und in den Hallenhöfen, die wir derzeit umgestalten. Im egapark sind wir schon seit Jahren dabei, peu à peu Bereiche zu sanieren und neu zu pflanzen. Das ist logisch: Wenn wir den egapark im kommenden Jahr noch für Besucher öffnen wollen, können wir nicht alles mit einem Ruck machen. Sondern nur alles nacheinander.
Was kommt auf den egapark in Zukunft zu?
Wir haben ja schon sehr dosiert in den vergangenen Jahren gebaut. Und das Jahr 2020 wird nochmal intensiv. Deshalb haben wir uns entschieden, das Gelände nach den Gartentagen Ende August zu schließen. Und dann alle Abschlussarbeiten zu erledigen. Dann wird das Gelände mit einem Feinschliff versehen für die Eröffnung im Folgejahr.
Dass bei so einem Großprojekt nicht alles glatt laufen kann, ist klar. Wie ist Ihr Zwischenfazit?
Wir haben alle Ideen der vergangenen Jahre entweder schon umgesetzt oder beginnen das Ganze planmäßig zu realisieren. Auf dem Petersberg ist jetzt eine große Baustelle, das zeugt auch davon, dass wir fleißig am Werkeln sind. Es wächst, wie es sich für eine Gartenschau gehört. Bei so einer großen Schau wird einfach bis zur letzten Minute gearbeitet. Auch zur Buga in Heilbronn wurde dieses Jahr das letzte Stück Rasen noch am Eröffnungstag eingesetzt. Vielleicht blüht uns das auch. Aber ich glaube, dass gehört einfach dazu.
Früher war der egapark als iga bekannt, als Internationale Gartenbau-Ausstellung. Wenn ich an die iga denke, sehe ich mich noch als Sechsjährige mit meinen Eltern am großen Beet entlanglaufen. Kann das Zukunftsprojekt Buga 2021 mit diesem Namen punkten?
Der Begriff "iga" steht heute noch für Gartenschau. Die Besonderheit auch im Rahmen unserer Bewerbung ist, dass wir in Erfurt nicht ausschließlich Brachen entwickeln, sondern - ein nachhaltiger Gedanke - uns um das kümmern, was wir schon haben: egapark, den historischen Petersberg und den Nordpark, der auch ein Denkmal ist. Und alles in eine neue Zeit zu bringen, neue Bepflanzungen zu entwickeln und neuen Bedürfnissen der Besucher anzupassen.
Was wäre mit dem Gelände passiert, wenn der Buga-Zuschlag nicht gekommen wäre?
Dann wäre es zumindest nicht gelungen, bis zum Jahr 2021 die Gebäude, Gärten und Themenbereiche zu sanieren. An dem Beispiel Buga wird deutlich, was es bedeutet, auf ein Eröffnungsdatum hinzuarbeiten. Das trifft egapark, Petersberg und nördliche Geraaue. Das bündelt Kräfte und setzt auch Kräfte frei. Und wir konnten von vielen Fördermitteln profitieren, die wir verbauen.
Das Interview führte Diana Fritzsche-Grimmig für den MDR Garten.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 08. September 2019 | 08:30 Uhr