Wohntrend Urban Jungle: Der Dschungel in den eigenen vier Wänden
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30. November 2023, 14:40 Uhr
Viele junge Menschen zieht es in die Städte, gleichzeitig steigen dort die Mieten unaufhörlich. Ein Stückchen Grün in der Großstadt wird für Viele unbezahlbar. Um die Sehnsucht nach Natur und Wildnis zu stillen, werden Zimmerpflanzen neu entdeckt. Das Phänomen heißt "Urban Jungle" (Stadtdschungel) und wird zeitgemäß nicht nur in den eigenen vier Wänden, sondern auch in den sozialen Medien zelebriert. Sogenannte Plantfluencer setzen ihre Pflanzen auf Instagram sehr stilbewusst in Szene.
Die Hipsterisierung der Topfpflanze
Früher stellte man sich einfach nur Zimmerpflanzen in die Wohnung, je nach Vorliebe mal mehr mal weniger. Was lange als spießig galt, liegt seit einigen Jahren unter jungen Leuten wieder stark im Trend. Schließlich holt man sich mit Pflanzen lebende Mitbewohner in die Wohnung, die aber weniger Verantwortung einfordern als Haustiere oder gar Kinder. Das passt gut zu einer Generation, die auf kaum Sicherheiten zählen kann und von der ein hohes Maß an beruflicher und privater Flexibilität eingefordert wird.
Ohne die sozialen Medien würden die Zimmerpflanzen wohl weiterhin einfach nur Zimmerpflanzen sein, statt auf Instagram und Co. zu Lebensabschnittsbegleitern hochgeadelt zu werden. Den Anfang machten bereits 2013 die Grafikdesignerin Judith de Graaff und ihr Kumpel Igor Josifovic, die gemeinsam den Blog "Urban Jungle Bloggers" ins Leben riefen und unter dem entsprechenden Hashtag auf Instagram, Facebook und Pinterest anfingen zu posten. Damit trafen sie offenbar einen Nerv und sind mittlerweile auch in der analogen Welt mit Buch- und Ausstellungsprojekten international unterwegs.
Großblattpflanzen, Sukkulenten und Kakteen
So finden sich beispielsweise unter dem Hashtag #urbanjungle auf Instagram derzeit mehr als fünf Millionen Einträge. Mal sind nur einzelne Pflanzen zu sehen, dann wieder perfekt inszenierte Inneneinrichtungen mit vielen Pflanzen auf kleinem Raum, oft erscheinen auch die Pflanzenmütter- und -väter selbst im Bild. Besonders Grünpflanzen mit bizarr geformten Blättern wie Monstera oder Pilea haben es den Pflanzenfans angetan, ebenso die form- und artenreichen Sukkulenten und Kakteen. Selbst eher unscheinbare Gewächse wie die Efeutute oder der Bogenhanf erleben im Wohnungsdschungel ein ungeahntes Comeback. Blühende Pflanzen hingegen sind weniger vertreten.
Plantfluencer und Plantstagrammer
Menschen, die sich auf Instagram und anderen sozialen Medien hauptsächlich mit Pflanzen in Szene setzen, bezeichnen sich oft als Plantfluencer, eine Zusammensetzung der englischen Wörter "plant" (Pflanze) und "influencer" (Trendsetzer). Auch der Begriff Plantstagrammer findet Verwendung, eine Wortschöpfung aus "plant" und Instagram. Zusammen mit den Fotos werden auf der Plattform oft auch Pflegetipps und persönliche Geschichten geteilt. Mitunter tauschen die Community-Mitglieder auch ganz analog Pflanzenableger untereinander.
Dass Zimmerpflanzen nicht nur schick aussehen und gut fürs Raumklima sind, sondern auch der Seele wohltun, zeigt die Geschichte von Sarah Remsky. Der jungen Journalistin half die intensive Beschäftigung mit Pflanzen dabei, mit ihren Depressionen umzugehen. Unter dem Instagram-Namen @misscalathea beschreibt sie neben Fotos von ihren Pflanzen den Umgang mit ihrer Erkrankung. Auch ein Buch ist darüber entstanden.
"Urban Jungle" ist mehr als nur Pflanzen
Mittlerweile ist auch die Einrichtungs-, Mode- und Gartenindustrie auf den neuen Trend aufgesprungen. Gekauft werden kann, was das Herz begehrt und der Geldbeutel hergibt: Von Kleidung über Gardinen, Tapeten bis zu sonstigen Wohnaccessoires. Die Liste mit Wildnis- und Pflanzenmotiven, die meist in Grün- und Erdtönen gehalten werden, ist lang.
Diese Pflanzen liegen im (Urban Jungle) Trend
- Monstera (Fensterblatt)
- Pilea (Ufopflanze)
- Calathea (Korbmarante)
- Philodendron
- Strelitzia
- Sukkulenten
- Kakteen
- Sansevieria (Bogenhanf)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 05. Februar 2023 | 08:30 Uhr