Buga 2021 Danakil - die Wüste lebt bald auch in Erfurt
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05. März 2020, 16:57 Uhr
Danakil. So heißt die Wüste in Äthopien, die als Wiege der Menschheit, aber auch als einer der unwirtlichsten Orte der Erde gilt. Bis zur Bundesgartenschau 2021 entsteht ein kleines Danakil in Erfurt. Das Zwei-Zonen-Klima-Haus im Egapark soll der Besuchermagnet der Buga werden. 13 Monate vor der Eröffnung steht das Haus und der Innenausbau ist in vollem Gange.
Noch weht mir kein heißer Wüstenwind ins Gesicht. Die Windmaschine ist noch nicht eingebaut. Im Foyer ist der Fahrstuhl aber schon als Baum verkleidet. Täuschend echt sieht die Fahrstuhlhülle aus, sogar die Jahresringe sind angedeutet. Die Besucher sollen sich in einer Naturlandschaft wähnen, auch wenn es sich um Spritzbeton handelt. Entstanden ist bereits jetzt eine Landschaft, die wie aus einer anderen Welt wirkt, irgendwie surreal. Durch ein Wadi, ein ausgetrocknetes Flussbett, wandert der Gast wie durch eine Schlucht, dort bläst ihm später auch warmer Wüstenwind ins Gesicht. Aus Lautsprechern ist dann der Wind zu hören. Die Kabel sind verlegt. Die Lautsprecher fehlen noch. In die Felsformationen sind Schubfächer eingelassen. Die beleuchteten Fächer können herausgezogen werden. Da werden dann das Wadi und auch die Gesteinsformationen erklärt.
Nach dem Gang durchs Wadi stehe ich plötzlich mitten in der Wüste. Zwei Bagger schütten gerade noch eine große Sanddüne auf. Doch die Wüste ist nahezu fertig gebaut. In der Danakil-Senke sind gelb-grünliche Salz- und Schwefelseen zu sehen. Auch sie sind fertig. Die Felsformationen dahinter haben eine Sandkruste und wirken verblüffend echt. Die rund 500 Kakteen sind auch bereits umgezogen. "Die meisten sind schon eingepflanzt", sagt Projektleiter Sandro Schollmeyer. Ein paar große Kugelkakteen haben noch ihre Styroporverkleidung, damit sich beim Umtopfen niemand verletzt. "Der Kakteenumzug hat besser geklappt als wir gedacht haben. Es gab nur einen kleinen Unfall, der Kaktus ist kaputt gegangen, konnte aber schnell ersetzt werden", so Schollmeyer.
Auf dem Rundweg komme der Besucher auch an Tieren vorbei. Die Terrarien und Gehege sind vorbereitet. Im Herbst sollen die Tiere einziehen. "Alle Wohnungen in der Wüste sind vermietet", meint Schollmeyer lachend. Einziehen werden Wüstenameisen, die im Moment noch bei einer Züchterin in Berlin gehegt und gepflegt werden. "Das Volk entwickelt sich prächtig." Für die Kinder werden wohl die Erdmännchen der Hit werden. "Wir verhandeln gerade mit mehreren Zoos. Wir werden zunächst drei bis vier Tiere bekommen." Auf gefährliche Reptilien wie Hornviper und Co. haben die Danakil-Planer verzichtet. Das würde einen zu hohen Sicherheitsaufwand nach sich ziehen. Am gefährlichsten ist da noch ein Skorpion, der zumindest schmerzhafte Bisse hinterlässt. Neben ihm, der als Single einzieht, wohnen bald Kaktusmaus und Rüsselspringer. Im Regenwald nebenan ziehen die bei den Egapark-Besuchern so beliebten Schmettlinge und Fledermäuse ein.
Während die Wüste im Zwei-Zonen-Klima-Haus nahezu fertig ist, wird im zweiten Teil des Hauses, im Regenwald, noch am Innenausbau gearbeitet. Dort sind noch keine Pflanzen zu sehen, noch ist es auch nicht tropisch feucht und die angelegten Teiche sind noch nicht gefüllt. Vier Teiche und sechs Wasserfälle wird es geben. Gebaut sind die Wasserfälle bereits, der größte wird sich 7,50 Meter in die Tiefe ins Foyer stürzen. "Wir liegen ganz im Plan", freut sich Schollmeyer. "So ein Projekt betreut man nur einmal im Leben und ich hoffe, die Besucher werden es genauso toll finden wie ich."
In der Stunde können 450 Besucher eingelassen werden. Auf einem Rundweg über Wadi, Wüste und Oase gelangen sie über eine Schleuse in den Regenwald. "Wir erzählen die Geschichte des Wassers. Der Besucher kann zum Beispiel an einem magischen Monitor die Landschaft scannen und sich Informationen holen, welche Strategie die Pflanze zum Überleben in der Wüste entwickelt hat." Die Aussparung für den XXL-Fernseher ist gebaut, die Kabel ragen in die Luft.
Das Buga-Highlight "Danakil" steht mitten im Egapark. Vor dem Haus werden bereits die Freiflächen angelegt. Hinterm Haus soll ein kleiner Wald mit Bäumen entstehen. "Es werden Bäume sein, die mit der hierzulande zunehmenden Trockenheit zurechtkommen. Etwa 70, 75 Bäume werden wir hier pflanzen", schätzt Schollmeyer. Am 23. April 2021 soll "Danakil" eröffnet werden. Noch holt sich der Besucher schlammige Stiefel, noch dröhnen im Inneren die Schleifmaschinen und rollen die Bagger. Die Wüste aber lebt bereits. Die meterhohen Kakteen stehen noch im stabilisierenden Gerüst, sind aber dabei sich einzuwurzeln. Nur: Den Wüstensand können sich Besucher weder jetzt noch später durch die Finger rinnen lassen. Nur gucken, nicht anfassen lautet das Motto. "Die Düne wäre schnell abgetragen", meint Schollmeyer.
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 03. März 2020 | 15:00 Uhr