Eine Frau mit roten Haaren, im Hintergrund eine Menschenmenge.
Musiktheater in Leipzig: Erleben Sie "Otello" von Giuseppe Verdi im Januar 2025. Bildrechte: Ida Zenna

Empfehlungen Theaterzauber im Januar 2025: Die Highlights in Leipzig und Halle

09. Januar 2025, 15:56 Uhr

Die Theaterhäuser in Sachsen-Anhalt und Sachsen überraschen auch 2025 mit außergewöhnlichen Inszenierungen: In Leipzig wird die Oper "Otello" durch eine feministische Perspektive neu beleuchtet, während in Halle "Romeo und Julia" in der schillernden Modewelt vertanzt wird. Am Neuen Theater entfaltet sich "Bakkhai" als rauschhaftes Ritual, und am Westflügel wird Goethes "Faust" mit kindlicher Neugier im Figurentheater neu entdeckt. Unsere Januar-Tipps mit Adressen und Terminen – frisch für Sie zusammengestellt und jeden Monat aktualisiert!

Schauspiel in Halle: "Bakkhai" am Neuen Theater

Was ist wohl mächtiger: Ordnung und Rationalität oder Rausch und Ekstase? Von diesem Streit handelt "Die Bakchen" von Euripides. Der Gott Dionysos kehrt zurück nach Theben, wo seine menschliche Mutter lebte. Doch die Riten für den Gott des Feierns wurden inzwischen verboten. Das will dieser nicht auf sich sitzen lassen und verbreitet Wahnsinn in der Stadt. Die Antiken-Expertin und Autorin Anne Carson, die regelmäßig als Nobelpreis-Kandidatin gehandelt wird, hat das alte Drama mit "Bakkhai" ins Heute übertragen und Dionysos zu einer Frau gemacht. Die Inszenierung in Halle nutzt dafür viel Musik, ganz im Sinne eines Rituals im Sinne von Dionysos. Dafür setzt der junge Regisseur Basil Zecchinel ganz auf die große Schauspielkunst des halleschen Ensembles. Das sei "großes Theater-Kino", meint der Kritiker Andreas Montag in der Mitteldeutschen Zeitung. Die Inszenierung von "Bakkhai" entstand als Abschlussarbeit des Regiestudenten und als Doppelabend mit Naemis Friedmanns Inszenierung von "Die zweite Sonne". Das Neue Theater Halle verspricht, die Regiestars von morgen vorzustellen und einen neuen Blick auf Frauen zu werfen, die aus einer männerdominierten Welt ausbrechen.

Mehr Informationen "Bakkhai"
von Anne Carson nach Euripides

Adresse:
neues theater
Große Ulrichstraße 51
06108 Halle (Saale)

Dauer: 90 Minuten, keine Pause

Termine:
18. Januar, 19:30 Uhr
19. Januar, 18 Uhr (zusammen mit "Die zweite Sonne")

Figurentheater in Leipzig: "Faust spielen" am Westflügel

Goethes "Faust" ist ein Monolith der deutschen Dramengeschichte: Im Deutschunterricht führt kaum ein Weg an diesem Werk vorbei, nicht zuletzt, weil das Stück so viele Themen anschneidet: Es wird derb in Auerbachs Keller, tragisch rund um Gretchen und vor allem philosophisch, wenn Faust den Inbegriff des Glücks sucht. Und all das wollen zwei Figuren-Spieler und eine Musikerin in einem kurzen Stück auf die Bühne bringen. Dabei ist der Titel "Faust spielen" von Wilde und Vogel gleich auch Programm: Zu den eigenwilligen Klängen von Charlotte Vogel spielen Michael Wilde und Christoph Bochdansky wie Kinder Szenen aus dem Versdrama, dabei wechseln sich wilde und meditative Momente ab. Der Kritiker Dirk Becker war im "Tagesspiegel" äußerst beeindruckt: "Dieses 'Faust spielen' ist eine Frechheit und ein Vergnügen. Ein Vor-den-Kopf-stoßen und dann wieder Einschmeicheln. Chaos und Weltuntergang. Lustglück und Liebesbetrug." Am Westflügel wird das Stück an zwei Abenden zusammen mit "Johannes Doktor Faust" von Magamura Alkotóműhely gespielt. Die ungarische Gruppe hat sich vom ursprünglichen Faust-Mythos zu einem visuellen Stück inspirieren lassen: Mit einer kleinen Guckkasten-Bühne und kleinen Stabpuppen erzählen sie von einem Mann, der auf seiner Suche nach Wissen einen Pakt mit dem Teufel schließt, um alle Grenzen zu überschreiten.

Ein Puppenkopf wird heruntergeführt zu einer kleinen Figur einer antiken Statue in einer Schüssel.
Mit kindlichem Übermut wird am Westflügel Goethes "Faust" auf die Bühne gebracht. Bildrechte: Robert Voss

Mehr Informationen "Faust spielen"
von und mit Figurentheater Wilde & Vogel und Christoph Bochdansky

Adresse:
Westflügel Leipzig
Hähnelstraße 27
04177 Leipzig

Dauer: 70 Minuten, keine Pause

Termine:
23. Januar, 20 Uhr
24. Januar, 20 Uhr (Doppelabend mit "Johannes Doktor Faust")
25. Januar, 20 Uhr (Doppelabend mit "Johannes Doktor Faust")

Tanztheater in Halle: "Romeo und Julia" im Opernhaus

Die Modewelt ist ja tatsächlich hart umkämpft, und so wirkt es durchaus stimmig, die berühmte Geschichte von Romeo und Julia – dem Paar, das sich verliebte, obwohl ihre Familien verfeindet waren – zu erzählen. Diesen Ansatz hat der hallesche Ballettchef Michal Sedláček für seine Interpretation gewählt. Während Romeo betrübt auf einer Treppe sitzt, werden immer mehr Schneiderpuppen mit Kostümkreationen hereingeschoben. Schnell kommt es zum ersten Streit zwischen Montagues und Capulets. Die getanzten Kampfszenen überzeugen den Kritiker Torben Ibs auf "tanznetz" mit ihren virtuosen und fließenden Bewegungen. Überhaupt hält er die Produktion für "sehenswert". Abgesehen vom speziellen Setting bleibt die Choreografie zur wunderbar gespielten Komposition von Sergej Prokofjew in Halle der bekannten Tragödie treu, betont dabei aber auch immer wieder die komischen Momente, die es auch schon in der Vorlage von Shakespeare gibt. Im Vordergrund steht dabei vor allem Romeo, der seine Julia über alles liebt: "Fast die gesamte Balkonszene, bei der er sie aus einer Aufbaute auf der Vorderbühne heraushebt, trägt er die Verliebte auf den Händen, wirbelt mit ihr herum. Ihrer beider Liebe ist die pure Euphorie, sie tanzen im siebten Himmel, und nichts kann ihre Stimmung trüben", so Ibs. Für eine andere Perspektive gibt es auf dem Spielplan in Halle übrigens auch das Tanzstück "Radio and Juliet" von Edward Clug, das mit modernen Mitteln und zur Musik von Radiohead das Liebesleben von Julia erkundet.

Eine Person in weißem Unterhemd springt im Spagat hoch, weitere Personen in Schwarz bewegen sich auf dem Boden.
Die Choreografie in Halle überzeugt mit temporeichen Action-Szenen. Bildrechte: Yan Revazov

Mehr Informationen "Romeo und Julia"
Ballett von Michal Sedláček mit Musik von Sergej Prokofjew

Adresse:
Opernhaus
Universitätsring 24
06108 Halle (Saale)

Dauer: 140 Minuten, eine Pause

Termine:
18. Januar, 19:30 Uhr (Restkarten)
26. Januar, 18 Uhr

Poetische Performance in Leipzig: "Die Steilküster von Porto Kystral" in der Schaubühne

Nicht weniger als ein Gesamtkunstwerk versprechen die Schaubühne Lindenfels und der Leipziger Wortakrobat Wolfgang Krause Zwieback. In "Die Steilküster von Porto Kystral" erzählt Zwieback von Ray Zwitsch Siwago, einem Reisenden und Suchenden. Ausnahmsweise steht der Poet jedoch nicht alleine auf der Bühne, sondern lässt seine Verse von Videokunst, zwei Tänzerinnen und einem Klavierspieler an einem Klippenpiano begleiten. "Wie im Traum bewegen sich die Akteure. Umflossen von einer Sprache, die sich mal im reinen Wortspiel-Unsinn verliert, mal überraschende Erkenntnis durch Verschiebung einiger Laute schenkt. Zwieback setzt der Komplexität der Welt die Komplexität der Poesie entgegen", schreibt der Kritiker Dimo Rieß in der "Leipziger Volkszeitung". Gemeinsam bringt das Ensemble Bilder von Wasser, Meer und Küste auf die Bühne und erzählt so von Wandel und Veränderung, die das Leben prägen. "Die Steilküster" ist "poetisch-musikalische Bildertheater", das "reichlich Hoffnung in aufgewühlten Zeiten" birge, so Rieß.

Mehr Informationen "Die Steilküster von Porto Kystral"
Existenzielle Poesie von und mit Ray Zwieback & Team

Adresse:
Schaubühne Lindenfels
Karl-Heine-Straße 50
04229 Leipzig

Termine:
10. Januar, 19:30 Uhr
11. Januar, 19:30 Uhr

Musiktheater in Leipzig: "Otello" von Giuseppe Verdi

Shakespeares "Otello" ist kein leichtes Werk in dieser Zeit: Zwar wird in dem Stück die immer noch wichtige Frage verhandelt, wie ein rassifizierter Mensch in der Gesellschaft aufsteigen kann. Auf den Schauspielbühnen wird das Stück gerne auseinander genommen, um genau diese Frage mit Blick auf die heutige zu betrachten und auch den Rassismus in Shakespeare Stück zu dekonstruieren. In der Opernfassung, wo jedes Wort in Noten gesetzt wird, ist ein solcher Zugriff nicht leicht – an der Oper Leipzig ist es dennoch geglückt. Regisseurin Monique Wagemakers hat Desdemona, die versteinerte Gesellschaft und die ihr innewohnende Frauenfeindlichkeit in den Mittelpunkt gerückt. Geschickt, wie MDR KULTUR-Theaterredakteur Stefan Petraschewsky urteilt. Dabei bleibt die ausdrucksstarke Musik von Giuseppe Verdi nicht auf der Strecke: "Die Musik, die die Handlung nicht nur illustrativ ausmalt, sondern psychologisch grundiert, ist hier auf den Punkt gebracht, kommt hier exemplarisch zur Geltung."

Eine Frau mit roten Haaren, im Hintergrund eine Menschenmenge.
Entgegen dem Titel steht in Leipzig Otellos Frau Desdemona im Mittelpunkt. Bildrechte: Ida Zenna

Mehr Informationen "Otello"
Oper von Giuseppe Verdi nach William Shakespeare

Adresse:
Opernhaus
Augustusplatz 12
04109 Leipzig

Dauer: 165 Minuten, eine Pause

Termine:
18. Januar, 19 Uhr
25. Januar, 19 Uhr

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Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | artour | 28. November 2024 | 22:10 Uhr

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