Zwei Tänzer bein einer Hebung auf einer dunklen Bühne
Das Ballett in Halle zeigt einen modernen Klassiker des Balletts. Bildrechte: Yan Revazov

Ausflüge ins Theater Theater in Halle und Leipzig: Die sechs sehenswertesten Stücke im Oktober 2024

24. September 2024, 15:38 Uhr

Im Oktober bieten die Theater in Halle und Leipzig wieder viele bewegende Geschichten. In Halle wird die Erfolgschoreografie "Radio and Juliet" gezeigt, in der Romeos Julia zu Radiohead tanzt. Außerdem gibt es ein Stück über Depressionen sowie eine Komödie über den Weltuntergang. Der Leipziger Westflügel stellt die nächste Generation vor. Die Musikalische Komödie zeigt eine der besten Operetten. Hier unsere Tipps, die monatlich aktualisiert werden, mit Adressen und Terminen:

Schauspiel in Halle: "Apokalypse Miau" am Neuen Theater

Man muss auch über sich selbst lachen können – das wird mit Menschen, die gerne Witze machen, immer wieder geraten. Am Theater gelingt das zumindest immer wieder. Die sogenannte Weltuntergangskomödie "Apokalypse Miau" des isländischen Autors Kristof Magnusson (die in Halle zum ersten Mal auf Deutsch gezeigt wird) spielt auf einer Gala, auf der ein Theaterpreis verliehen werden soll. Hier treffen sich die Besten der Besten, die Erfolgreichen und Schönen. Kritiker Andreas Montag freut sich in der "Mitteldeutschen Zeitung", dass es Regisseurin und Theaterchefin Mille Maria Dalsgaard gemeinsam mit ihrem Ensemble gelungen ist, "bei aller Überdrehtheit feine Charakterstudien" zu liefern: Der erfahrene Regisseur mit seiner ewigen Assistentin, eitle Schauspiel-Stars oder ein schriller Choreograf. Das beinhaltet schon viel Sprengstoff, der gezündet wird mit der Botschaft eines auf die Erde zu rasenden Meteoriten. Plötzlich geht es voller Humor auch darum, wie wir zusammen den Untergang überstehen. "Eine ironische, böse, aber auch liebenswerte Komödie, die hier und heute spielt", so Kritiker Montag.

Menschen in bunten Kostümen sitzen an einem langen Tisch.
Die Inszenierung von "Apokalypse Miau" in Halle zeigt wunderbar schräge Figuren. Bildrechte: Falk Wenzel

Weitere Informationen "Apokalypse Miau"
Weltuntergangskomödie von Kristof Magnusson

Adresse:
neues theater
Große Ulrichstraße 51
06108 Halle (Saale)

Dauer: 160 Minuten, eine Pause

Termine:
12. Oktober, 19:30 Uhr
13. Oktober, 16 Uhr
19. Oktober, 19:30 Uhr
20. Oktober, 18 Uhr

Musiktheater in Leipzig: "Die Fledermaus" in der Musikalischen Komödie

Vor dem geschlossenen Vorhang kann das Publikum zwei Saufkumpel beobachten, die scheinbar in der Nacht durch die Straßen torkeln. Schließlich lässt einer den anderen in einer peinlichen Situation, nämlich als Fledermaus verkleidet, zurück. Genau dafür will sich Dr. Falke rächen und lädt seinen Freund Eisenstein, bevor dieser ins Gefängnis soll, zu einem rauschenden Fest ein. Dort wird er der Untreue überführt, indem er von seiner verkleideten Frau verführt wird, die wenige Stunden zuvor noch selbst mit ihrem Liebhaber zugange war. Die vertrackte und auch etwas abstruse Geschichte begeistert die Menschen seit 150 Jahren, auch wegen ihrer eingängigen Melodien. In Leipzig bringt Peter Lund den Klassiker auf die in kräftigem Gelb strahlende Bühne der Musikalischen Komödie. Er aktualisiert die Handlung nicht unbedingt, aber schaut dennoch mit einem modernen Blick auf die Handlung. "Ein Geschenk", meint der Kritiker Werner Kopfmüller in der "Leipziger Volkszeitung". Auch musikalisch bleibe wenig zu wünschen übrig.

Drei Personen sitzen vor einem gelben Fadenvorhang auf einem Bett, zwei Männer drücken sich verliebt an eine Frau.
Auch in Leipzig überzeugen die Spielereien um Identität und Liebe in "Die Fledermaus". Bildrechte: Ida Zenna

Weitere Informationen "Die Fledermaus"
von Johann Strauss

Adresse:
Musikalische Komödie
Dreilindenstraße 30
04177 Leipzig

Dauer: 165 Minuten, eine Pause

Termine:
12. Oktober, 19 Uhr
13. Oktober, 15 Uhr

Tanztheater in Halle: "Radio and Julia" im Opernhaus

Edward Clug gehört aktuell zu den gefragtesten Choreografen und findet sich auf dem Spielplan aller großer Häuser, zuletzt schuf er beispielsweise in Leipzig ein Ballett zu "Der kleine Prinz". Bereits 2009 choreografierte er das Ballett "Radio and Juliet", mit dem er weltweit Erfolge feierte und das aktuell auch vom Ballett in Halle getanzt wird. Ausgangspunkt ist die berühmte Szene aus dem Shakespeare-Drama "Romeo und Julia", wenn Julia aus ihrem todesähnlichen Schlaf aufwacht, um ihren geliebten Romeo tot neben sich zu finden. Nun beginnt sie über ihr Leben nachzudenken – zu den Songs von Radiohead. Es ist eine neoklassizistische Choreografie, die sich als am klassischen Ballett mit gestrecktem Bein orientiert und von schnellen Bewegungen und Drehungen lebt. Ein Tanz-Stück mit hohem Tempo und etwas Erotik. "Wie stark, ja unverwüstlich diese Choreografie ist, zeigt deren impulsive, sensitive, energetisch bezwingende Aneignung durch das Ballett der Bühnen Halle. Auch darin, dass technische und tänzerische Mittel sich mitreißend ergänzen und überdies die zahlreichen Adaptionen der Tragödie noch um eine ziemlich eigenwillige Perspektive bereichern", meint der Kritiker Roland Dippel in der "Mitteldeutschen Zeitung". In Halle wird die Arbeit mit einer neuen Choreografie des Hallenser Tänzers Johan Plaitano über das Kind in jedem von uns unter dem Titel "Ich…" gezeigt.

Tänzer springen synchron auf einer dunklen Bühne
Das Ballett "Radio and Juliet" überzeugt auch in Halle mit starken Gruppenszenen. Bildrechte: Yan Revazov

Weitere Informationen "Ich...|Radio and Juliet"
Tanztheater von Johan Plaitano und Edward Clug

Adresse:
Opernhaus
Universitätsring 24
06108 Halle (Saale)

Dauer: 120 Minuten, eine Pause

Termine:
5. Oktober, 19:30 Uhr
12. Oktober, 19:30 Uhr

Figurentheater in Leipzig: "Expeditionen ins junge Figurentheater" im Westflügel

Dass Puppentheater mehr als Marionetten, Hand- oder Klappmaulpuppen bedeutet, lässt sich regelmäßig am Westflügel Lindenfels erleben. Das Haus ist eine Institution, dessen Ruf weit über Leipzig und Sachsen hinausstrahlt. Das lockt auch immer wieder junge Kunstschaffende in die sächsische Metropole. Jedes Jahr lädt das Figurentheaterzentrum zu den "Expeditionen" ins junge Figurentheater, in diesem Jahr unter dem Titel "Pick an Inspiration". Vielleicht kann noch nicht jede Aufführung überzeugen, vielleicht trifft nicht jedes Stück den persönlichen Geschmack, aber hier kann man erleben, was mit Figurentheater alles möglich ist. Die Chemnitzer Figurenspielerin Keumbyul Lim beispielsweise lädt einzelne Personen an einen Tisch, wo ihnen mit verbundenen Augen und dem Tastsinn Geschichten erzählt werden. Schwäne und andere Vögel werden genau in den Blick genommen. Mehrzad Kateb fragt nach Erinnerungen auf der Bühne, Alika Stenka nimmt die Puppe selbst komplett auseinander und Daria Gosteva stellt ein besonderes Haus bei Moskau und seine speziellen Menschen vor. Das kleine Festival bietet ein reiches Programm, das sich nur schwer zusammenfassen lässt.

Fassade mit Beleuchtung
Der Westflügel ist ein wichtiger Spielort für das moderne Figurentheater. Bildrechte: MDR/Steffen Georgi

Weitere Informationen Das Festival "Expeditionen" ins junge Figurentheater findet vom 17. bis zum 26. Oktober statt.

Adresse:
Westflügel Leipzig
Hähnelstraße 27
04177 Leipzig

Schauspiel mit Masken in Halle: "Der schwarze Hund" im Wuk Quartier

Der Schwarze Hund steht hinter Dir, knurrt Dich an und macht Dich zu einem Getriebenen – der Schwarze Hund ist ein Symbol für Depressionen. Seit einigen Jahren wird die psychische Erkrankung zwar immerhin auch tatsächlich als Krankheit behandelt, aber sie bedeutet auch immer noch ein großes Stigma für Betroffene. Das wollte die Leipziger Theatermacherin Julia Raab mit einer Theaterarbeit ändern. Für ihr Stück "Der Schwarze Hund" hat sie mit zahlreichen Betroffenen gesprochen und daraus mehrere Szenen entwickelt. Um die Schrecken richtig auf die Bühne zu bringen, nutzt Raab unterschiedliche Mittel wie Masken, Installationen und Puppen. Heinrich Lindenmayr lobte in der Günzburger Zeitung, dass mit "Der schwarze Hund" ein "hervorragend konzipiertes und inszeniertes Lehrstück" über die Probleme mit Depressionen gelungen ist. 

Eine Szene aus 'Der schwarze Hund' ist zu sehen: Eine sitzende Person in silbernen Stoff gewickelt trägt eine Hundemaske, oben schauen nur die erhobenen Hände und der Kopf heraus.
Mit allegorischen Bildern erzählt Figurentheatermacherin Julia Raab von Depressionen. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Weitere Informationen "Der schwarze Hund" von Julia Raab

Adresse:
WUK Theater Quartier
Holzplatz 7a
06110 Halle (Saale)

Dauer: 90 Minuten

Termine:
19. Oktober, 20:30 Uhr

Julia Raab und Anja Schwede Nächste Generation 7 min
Bildrechte: MDR/Christoph Bockisch

Performance in Leipzig: "Cracks in time and the apperance of new god*esses" im Lofft

Man muss sich darauf einlassen: Seit Menschen als Sklaven nach Amerika verschifft und der damit verbundene Schmerz expandierte, sind Risse in der Zeit entstanden. Mit einem Ritual sollen nun durch diese Risse neue Gottheiten eingeladen werden, um ein neues Zeitalter einzuläuten: The Age of Pleasure. In der Performance "Cracks in time and the apperance of new god*esses" wird zu Clubbeats getanzt. Aber es wird auch geredet und erzählt, über die Denkansätze, wie wir die Wunden der Kolonisation überwinden können. Es geht um neue Blickwinkel auf unsere Welt und die Vorstellung, wie unsere Welt in Zukunft aussehen könnte, wenn sie auf Fürsorge, Vielfalt, Hoffnung und gemeinschaftlicher Ethik fußt.

Weitere Informationen "Cracks of time and the apperance of new god*esses"

Adresse:
Lofft
Spinnereistraße 7, Halle 7
04179 Leipzig

Termine:
11. Oktober, 20 Uhr
12. Oktober, 20 Uhr
13. Oktober, 18 Uhr

FÜR KURZENTSCHLOSSENE:

Schauspiel in Leipzig: "White Passing" in der Diskothek

Für ihr erstes Stück "White Passing" wurde die Autorin Sarah Kilter gleich zu den wichtigsten Festivals für zeitgenössische Dramatik eingeladen. In der Umfrage der Zeitschrift "Theater heute" wurde sie 2022 zur Nachwuchskünstlerin des Jahres gewählt. Und auch der Bühnenraum von Christoph Ernst war für den Theaterpreis "Faust" nominiert: Auf die kleine Bühne des Leipziger Schauspiels hat er eine riesige Handtasche gebaut, in der drei Puppen spielen. Mit wunderbar steifen Bewegungen erzählen die Darstellerinnen von den Absurditäten des Lebens in Deutschland. Ein Abend voller Humor und Erkenntnis.

Drei Menschen stehen auf einer Bühne, die wie das Innere einer Tasche aus kariertem Kunststoff aussieht, mit Zigaretten-Packung und ähnlichem.
Das Ensemble des Leipziger Schauspiels überzeugt in "White Passing" als puppenhafte Gestalten. Bildrechte: Tom Schulze

Weitere Informationen "White Passing" von Sarah Kilter

Adresse:
Diskothek
Bosestraße 1, Ecke Dittrichring
04109 Leipzig

Dauer: 90 Minuten, keine Pause

Termine:
27. September, 20 Uhr

Oper in Leipzig: "Madama Butterfly" im Opernhaus

Der italienische Komponist Giacomo Puccini war und ist ein Meister darin, Geschichten mit Musik zu erzählen, die zu Tränen rühren. Er führt uns verletzte Menschen vor, die ihr Glück selbst bestimmen wollen, sich aber in ihr Schicksal verfangen und am Ende zugrundegehen. Die Oper "Madama Butterfly" ist darunter besonders tragisch, weil sie so realitätsnah wirkt: Ein US-amerikanischer Offizier lässt sich in Japan eine Frau vermitteln und Cio-Cio-San gibt sich daraufhin ganz dem Traum hin, das glitzernde Leben einer Ehefrau in den USA zu leben. Doch dann muss sie ihr Kind allein großziehen und wird von den Nachbarn in Japan angefeindet, nur um am Ende festzustellen, dass sich Offizier Pinkerton doch für eine blonde Frau aus seiner Heimat entschieden hat.

Regisseur Aron Stiehl erzählt diese Geschichte auf der Bühne der Oper Leipzig sehr geradlinig, konzentriert sich auf die Gefühle seiner Figuren. Doch schon von Anfang an ist klar, dass hier etwas nicht stimmt: Denn das Haus mit Türen aus Reispapier steht schief und kippt immer mehr. Das Ensemble der Oper Leipzig und das Leipziger Gewandhausorchester kennen sich mit der Musik des Wagner-Fans Puccini bestens aus und überzeugen mit einer perfekten Interpretation: "Klangfarben und Vitalität kamen zum Tragen, Transparenz und Gediegenheit wirkten von Vorteil", urteilte Kritiker Michael Ernst in der "Neuen Musikzeitung" zur Premiere.

Eine Frau in traditionell japanischer Kleidung kniet auf dem Boden. Im Hintergrund steht ein Mann.
Die Oper "Madama Butterfly" an der Oper Leipzig berührt und ist eines der Highlights im September. Bildrechte: Kirsten Nijhof

Weitere Informationen "Madama Butterfly"
Oper von Giacomo Puccini

Adresse:
Opernhaus
Augustusplatz 12
04109 Leipzig

Dauer: 150 Minuten, eine Pause

Termine:
27. September, 19:30 Uhr

Performance in Halle: "Anastasia" an der Volksbühne

Auf den ersten Blick wirken sie wie leicht verschrobene Nachbarn: In Brandenburg und Sachsen-Anhalt kaufen Gruppen Gehöfte auf und beginnen dort zu leben. Die Frauen tragen gerne weite, simple Kleider und die Männer bestellen das Feld wie um die Jahrhundertwende. Es wirkt aus der Zeit gefallen, als wollten da Menschen zurück zur Natur finden. Doch wer hinter die Fassade der Anastasia-Bewegung schaut, blickt in einen Abgrund.

Die Theatergruppe Polyformers hat intensiv zu der aus Russland stammenden, kultartigen Bewegung recherchiert und zeigt ihre Ergebnisse in dem dokumentarischen Theaterabend "Anastasia": Das Publikum versammelt sich dafür auf einer Wiese. Das Ensemble stellt sich als die neuen Nachbarn vor, die zu eben jener Bewegung gehören, und erzählen von ihrem Leben. Doch die Theatergruppe taucht auch ein in die Romane von Wladimir Megre, die eine Art Gründungsmythos dieser Bewegung darstellen und die voller Verschwörungserzählungen, Rassismus und Antisemitismus stecken.

Damit zeigt das Theaterkollektiv, das bereits mit der immersiven Performance "König von Deutschland" über Reichsbürger für Aufmerksamkeit sorgte, wie die Siedlungsbewegung immer kritischer gesehen wird und dass sie ein weiterer Baustein im unübersichtlichen Netzwerk der extremen Rechten sind.

Auf einer grünen Wiese mit hohen Blumen sind drei Personen, eine sitzt, zwei stehen hinter ihr. Alle tragen weiße Kleidung.
Das Auftreten der Anastasia-Anhänger erinnert auch an einen Kult. Die Volksbühne Kaulenberg thematisiert die Bewegung in ihrem Theaterabend. Bildrechte: Sarah Kralisch

Weitere Informationen "Anastasia"
Performance von Polyformers

Adresse:
Volksbühne Kaulenberg
Kaulenberg 1 (Eingang links)
06108 Halle(Saale)

Dauer: 120 Minuten

Termine:
27. September, 19:30 Uhr
28. September, 19:30 Uhr
29. September, 19:30 Uhr

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Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | artour | 19. September 2024 | 22:10 Uhr

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