So 15.09. 2024 13:00Uhr 300:00 min

Autorin und Philosophin Barbara Bleisch
Autorin und Philosophin Barbara Bleisch Bildrechte: IMAGO / Panama Pictures
MDR KULTUR - Das Radio So, 15.09.2024 13:00 18:00
MDR KULTUR - Das Radio So, 15.09.2024 13:00 18:00

MDR KULTUR am Sonntagnachmittag

MDR KULTUR am Sonntagnachmittag

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* 13:15 Uhr - Frauen und ihre Haare: Im Iran eine ganz besondere Beziehung
Wenn Frauen im Iran aus Protest ihre Haare schneiden, dann ist das in jüngster Zeit zurückzuführen auf die Reaktionen auf den gewaltsamen Tod von Mahsa Amini oder die Unterdrückung der Frauen. Doch das
Abschneiden von Haaren hat eine viel längere Geschichte und Bedeutung: Im iranischen Königsbuch, dem längsten Gedicht der Welt aus dem 11. Jahrhundert, gibt es eine zentrale Figur, die aus Trauer ihre Haare abschneidet. Im persischen Kulturraum ist das Abschneiden von Haaren deshalb seither ein wichtiges Zeichen bei einem "ungerechten Tod". Auch deshalb haben, nicht nur im Iran, sondern weltweit viele Tausend Frauen ihre Haare aus Protest abgeschnitten, nachdem Mahsa Amini ihr Leben lassen musste.

* 13:45 Uhr - Der Stichtag: 1949 Konrad Adenauer zum Regierungschef gewählt
Die große Publizistin Marion Gräfin Dönhoff schrieb einmal: "Für jene Zeit des Neubeginns, in der die erschöpften, desillusionierten und zutiefst verwirrten Deutschen eine Vaterfigur brauchten, jemanden, auf den wirklich Verlass war, ist dieser Patriarch, der unbeirrbar an dem festhielt, was er einmal als richtig erkannt hatte, ein gottgesandter Regierungschef gewesen." Gemeint war Konrad Adenauer, der erste Bundeskanzler. Und Adenauer hielt fest an seinen persönlichen Überzeugungen. Geprägt in der wilhelminischen Ära vor 1918, durch den preußischen Zeitgeist und die Herkunft aus dem katholischen Rheinland, waren sie wesentlicher Impuls seiner Politik. Heute vor 75 Jahren, am 15.September 1949, wurde Konrad Adenauer zum ersten Kanzler der entstehenden Bundesrepublik Deutschland gewählt. Nebeneffekt: Damit wurde die deutsche Teilung noch ein Stück tiefer. Was im Osten für entsprechende Empörung sorgte. Der Stichtag von Sven Hecker.

* 14:15 Uhr - Schönes Buch: Marica Bodrozic: Das Herzflorett
Mit dem Erzählband "Tito ist tot" debütierte Marica Bodrozic 202 bei Suhrkamp. Es war ein Paukenschlag. Kritiker überschlugen sich damals in Lobeshymnen auf die 1973 in Jugoslawien geborene Autorin, die erst im Alter von zehn Jahren damit begonnen hatte, Deutsch zu lernen. Mittlerweile veröffentlichte die mehrfach preisgekrönte Künstlerin rund zwanzig Bücher in dieser Sprache. Gerade ist ein neuer Roman von ihr erschienen. Er trägt den Titel "Das Herzflorett". Unser Kritiker Ulf Heise zeigt sich zutiefst begeistert davon.

* 14:30 Uhr - Wetter & Verkehr

* 14:45 Uhr - Erst Lachen, dann Nachdenken - IG-Nobelpreise verliehen
Die Veranstaltung hat in Wissenschaftskreisen Kult-Charakter: die Verleihung der sogenanten Ig Noble Preise -- benannt einerseits nach einem Cousin von Alfred Nobel, Ignatius, den es allerdings nie gab. Und andererseits ein Wortspie: ignoble bedeutet im englischen soviel wie "unwürdig". Geehrt werden dabei Wissenschaftler, die mit ihrer Forschung erst zum Lachen, dann zum Nachdenken gebracht haben. Am Abend Ortszeit wurden in Boston, am Massachussetts Institute of Technology, die IgNobles zum 34. Mal verliehen - nach langer Pandemie-Pause nicht nur virtuell, sondern mit Preisträgern und Publikum im Saal. Julia Kastein berichtet.

* 15:05 Uhr - MDR KULTUR - Diskurs: Mitte des Lebens
Die Philosophin Barbara Bleisch im Gespräch mit Bettina Baltschev
Das Durchschnittsalter der Deutschen liegt bei ungefähr 45 Jahren. Das ist vergleichsweise alt. Zum Trost könnte man aber sagen: sehr viele Deutsche befinden sich gerade in den sogenannten "besten Jahren". Noch jung genug, um sich einiges vornehmen zu können, aber auch alt genug, um Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Die Schweizer Philosophin und Journalistin Barbara Bleisch hat ein Buch geschrieben, das diese besten Jahre in den Blick nimmt. In sieben Kapitel dekliniert sie die Perspektiven auf die Lebensmitte durch und belässt es glücklicherweise nicht bei rosig formulierter Mutmach-Prosa. Stattdessen geht sie auf die Ambivalenz der mittleren Jahre ein, schreibt von Reue und Bedauern über nicht Erlebtes und Getanes genauso wie über das Gefühl, in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden, wenn eine jüngere Generation offensiv nachrückt. Auch dass man sich die „besten Jahre“ in einer ausgeprägten Klassengesellschaft leisten können muss, unterschlägt Barbara Bleisch nicht. Über Tatsachen wie diese ist Bettina Baltschev im Gespräch mit Barbara Bleisch.

* 15:30 Uhr - Wetter & Verkehr

* 15:45 Uhr - Großausstellung Pacific Standard Time
Großausstellung Pacific Standard Time geht in die dritte Runde. Das Thema lautet diesmal "Kunst und Wissenschaft kollidieren", und unter diesem Oberbegriff haben mehr als 60 Museen und andere Institutionen in Südkalifornien Ausstellungen und Events geplant, die im Laufe der nächsten Monate starten. Es geht unter anderem um das Werk der in Deutschland geborenen und früh verstorbenen Künstlerin Beatriz da Costa, oder um die Zukunft des Joshua Tree Nationalparks im Klimawandel. Das von der Getty Foundation mit Millionen
unterstützte Großereignis fand zuletzt 2011 und 2017 statt.

* 16:05 Uhr - Aufklärung macht Schule - 250 Jahre Philanthropinum Dessau
Ab morgen wird in Dessau gefeiert. Nun, eigentlich ehrt man den 250. Geburtstag des historischen Philanthropinums und den 300. Geburtstag seines Begründers, Johann Bernhard Basedow, schon das ganze Jahr hindurch, aber nun gibt es noch einmal eine richtige Festwoche. Mit Podiumsdiskussionen, Schülerball, dem Drehbergfest und einem feierlichen Festakt inklusive der Uraufführung eines Oratoriums am 18. September. Getragen von den Ideen der Aufklärung, gilt das Philanthropinum bis heute als ein Meilenstein in der Geschichte der Pädagogik. Setzen Sie sich also noch einmal auf die Schulbank und hören Sie die neue Folge unseres Podcastes "Weltgeschichte vor der Haustür" von Thomas Hartmann. Es liest Conny Wolter.

* 16:30 Uhr - Wetter & Verkehr

* 16:45 Uhr - Herbert Marcuse und der Mehrwert
Bis zu seinem Tod vor fünf Jahren, im September 2019, galt er als einer der produktivsten, vielseitigsten und markantesten deutschen Dichter der Gegenwart: der Schriftsteller Günter Kunert. Bis zum Ende seiner Tage verstand er sich als kritischer Beifahrer der Zeitgeschichte und verfolgte mit streitbarer Aufmerksamkeit unsere Gegenwart. Und ganz egal, ob für ihn globale oder regionale Fehlentwicklungen zu konstatieren waren, hilflose Rettungsmanöver und politische Beschwichtigungsversuche auf der Tagesordnung standen - dem Realisten Günter Kunert entgingen sie nicht. Er analysierte und kommentierte sie. Oft genug mit einer gehörigen Portion hintergründigem Humor.
Geboren wurde Kunert 1929 in einer Berliner Familie mit jüdischem Hintergrund. Seine Kindheit erlebte er in der Zeit des Nationalsozialismus, seine Jugend im Nachkriegsdeutschland und seine Karriere als Schriftsteller in der DDR. Bis zu dem Tag, als er das Vaterland der Werktätigen, nach jahrelangen Schikanen, in Richtung Westen verließ - endgültig. Ein Leben, sein Leben im 20. Jahrhundert - davon erzählt Kunert in seinen Erinnerungen "Erwachsenenspiele". Und aus diesem Buch stammt auch die folgende Anekdote.

* 17:05 Uhr - MDR KULTUR Musikspezial

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