Klassikerlesung | 04.11. bis 15.11. 2024 Hans Fallada: Damals bei uns daheim
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01. November 2024, 13:47 Uhr
"Damals bei uns daheim" – Als Hans Fallada ein Kind war
Falladas Kindheitserinnerungen "Damals bei uns daheim" sind eine Mischung aus Erlebtem und Erfundenem. In vergnüglichen Anekdoten berichtet der Autor von der Kindheit des kleinen Hans im Berlin des ausgehenden 19. Jahrhunderts.
Wie ergeht es der sechsköpfigen Familie, wenn es heißt, für die großen Ferien an der See die Koffer zu packen? Wie verlaufen die Besuche bei der Hannoveraner Großmutter? Und was passiert, wenn der Kammergerichtsrat Fallada und die Frau Rätin zum großen Kammergerichtsratstreffen in die eigenen vier Wände laden? Neben außergewöhnlichen Erlebnissen haben auch die alltäglichen Sorgen und Nöte des kleinen Hans ihren Platz in den Erinnerungen. Mit Gespür für die kindliche Gefühlswelt erzählt Fallada von ewig stänkernden Schulkameraden, strengen Lehrern, Missgeschicken und wenig Glück in der Jugendbewegung des Wandervogels.
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Über den Schriftsteller Hans Fallada
Geboren wird der später weltberühmte Schriftsteller als Sohn eines Greifswalder Reichsgerichtsrats mit dem bürgerlichen Namen Rudolf Ditzen. Er kränkelt oft und erleidet Unfälle. 1911 versuchen er und sein Freund Hanns Dietrich von Necker sich gemeinsam das Leben zu nehmen – aussehen soll es wie ein Duell. Beide schießen aufeinander, der Freund stirbt. Doch Fallada überlebt und kommt in die Nervenheilanstalt. Nach der Entlassung folgt ab 1913 eine Lehre in der Landwirtschaft.
Der große Durchbruch: "Kleiner Mann – was nun?"
Aufgrund seiner Alkohol- und Rauschgiftsucht landet er in seinem Leben mehrfach in Entzugsanstalten und wegen verschiedener Betrugsdelikte im Gefängnis. Was er erlebt, verarbeitet Ditzen unter dem Pseudonym "Hans Fallada" zunehmend literarisch. Sein Pseudonym borgt er sich aus zwei Grimm-Märchen: Aus "Hans im Glück" und aus der "Gänsemagd" – jenem Märchen über das treue Pferd Fallada, das noch tot nur die Wahrheit von sich gibt.
Schon "Bauern, Bonzen, Bomben" von 1931 wird ein großer Erfolg. "Kleiner Mann, was nun?", der Roman über das Schicksal des Buchhalters Johannes Pinneberg, bringt den internationalen Durchbruch. Als die Nazis an die Macht drängen, zieht sich Fallada zurück. Auf einem Gutshof im mecklenburgischen Carwitz bei Feldberg findet er Ruhe. Die Carwitzer Jahre mit Frau und Kindern sind die glücklichsten.
Glückliche Zeit in Carwitz
Dreizehn seiner Bücher entstehen in Carwitz, darunter so bedeutende Romane wie "Wer einmal aus dem Blechnapf frisst", "Wolf unter Wölfen" und "Der eiserne Gustav". Diese Geschichte um einen Droschkenkutscher, schreibt Fallada nach Goebbels Wünschen um. Ansonsten aber versucht der Dichter, sich herauszuhalten aus der großen Politik. Im Gefängnis landet er trotzdem: 1933, denunziert wegen "Umgangs mit Juden" und 1944, weil er im Suff beim Streit mit seiner Ex-Frau Anna in einen Tisch schießt.
"Jeder stirbt für sich allein"
Als der Krieg vorbei ist, macht ihn die sowjetische Besatzungsmacht zum Bürgermeister von Feldberg. Das lokalpolitische Experiment endet mit seinem Nervenzusammenbruch. Noch einmal kehrt er in das verhasste Berlin zurück. Johannes R. Becher holt ihn als Berichterstatter zur "Täglichen Rundschau". Seinen letzten Roman "Jeder stirbt für sich allein" schreibt er in der Nervenklinik Charité in Berlin in schlechter körperlicher Verfassung in nur 24 Tagen. Im Februar 1947 stirbt Hans Fallada im Alter von 54 Jahren.
Über den Schauspieler Rüdiger Kuhlbrodt
Rüdiger Kuhlbrodt, 1942 in Hamburg geboren, studierte Schauspiel an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Hamburg. Ab 1975 spielte er am Schauspielhaus Bochum: Unter der Intendanz von Peter Zadek arbeitete er mit Regisseuren wie Rosa von Praunheim oder Jürgen Flimm. Seine Bochumer Zeit endetet 1979 mit dem nachfolgenden Intendanten Claus Peymann. Dieser kündigte damals 44 Mitgliedern des Schauspielhauses. Als Obmann der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger (GDBA) erstritt Kuhlbrodt gemeinsam mit den Kollegen Abfindungen für alle Betroffenen. Später spielte Kuhlbrodt unter Peter Zadek am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, an der Komödie am Kurfürstendamm Berlin oder am Berliner Ensemble. Zudem war er in mehr als 200 Film- und Fernsehproduktionen zu sehen.
Angaben zur Sendung
MDR KULTUR Klassikerlesung
04.11. - 15.11. 2024
Damals bei uns daheim
Von Hans Fallada
Es liest: Rüdiger Kuhlbrodt
(10 Folgen)
Produktion: SFB 1993
Sendung im Radio: 04.11. - 15.11. 2024 | Montag bis Freitag 15:10 Uhr
Die Lesung steht hier bis zum 1. Februar 2025 zum Hören bereit.
Die 10 im Radio ausgestrahlten Folgen sind online in fünf längere Teile zusammengefasst.
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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR Lesezeit | 04. November 2024 | 15:10 Uhr