Der Ich-Erzähler in W.G. Sebalds letztem, kurz vor seinem Tod veröffentlichten Roman erstattet Bericht über seine Bekanntschaft mit dem Architekturhistoriker Jacques Austerlitz, den er in der zweiten Hälfte der 60er Jahre zufällig in der Antwerpener Centraalstation kennenlernt. In langen Gesprächen - zumeist sich nahtlos aneinander reihende biografische Auskünfte Austerlitz' enthaltend - erfährt der Erzähler, wie jener, der sich bis dahin für einen Engländer gehalten hatte, seiner teils ihm selbst kaum erinnerlichen, teils verdrängten Herkunft auf die Spur kam: Kind in Prag lebender jüdischer Eltern, war er im Sommer 1939, im Alter von viereinhalb Jahren, mit einem Kindertransport nach England gerettet worden und bei Pflegeeltern aufgewachsen. Von dieser Entdeckung an widmete sich Austerlitz hauptsächlich der Rekonstruktion seiner Vergangenheit, er suchte nach Zeugnissen seiner Eltern: in Prag, wo er eine Freundin der Familie aufspürte, die sich oft um das Kind gekümmert hatte, in Theresienstadt, wohin seine Mutter, bis zu ihrem Abtransport ins Vernichtungslager, verschleppt worden war. Recherchen, die durch den Bericht über Austerlitz nun ihrerseits festgehalten sind.
Produktion: MDR 2011
Online bis 13. Mai 2025