Wer die Moritzkirche im brandenburgischen Mittenwalde betritt, den zieht unwillkürlich ein kleines Bild am Altar in seinen Bann. Es zeigt das Schweißtuch der Veronika und – darauf abgebildet – das Antlitz des gemarterten Jesus: das Haupt voll Blut und Wunden. Von fast jedem Blickwinkel im Kirchenraum hat der Betrachter den Eindruck, dass Jesu Augen auf ihm ruhen.
An diesem Ort hat Paul Gerhardt von 1651 bis 1657 gepredigt. Vor dem Altar feierte der lutherische Pfarrer und Liederdichter mit seiner Gemeinde das Abendmahl; zu einer Zeit, als das 'stedtlein' noch von den Verheerungen im 30-jährigen 'teutschen Krieg' gezeichnet war. Das Bild hat ihn zu seinem berühmten, überall auf der Welt gesungenen Passionslied inspiriert. Paul Gerhardts Passionslied gehört zum Weltkulturerbe. Johann Sebastian Bach hat es für seine Matthäus-Passion adaptiert.
Feature von Ulrich Grober
Produktion: RBB 2005
Online bis 30. März 2025