Zur Kindheit von Annett Gröschner (1964 in Magdeburg geboren) gehörte eine Tiefkühltruhe, in der stets Eiskrem in großer Menge vorrätig war. Ihr Vater war beruflich mit der Entwicklung neuer Eissorten beschäftigt. 1972 entstand der Plan, die DDR-Eiskrem zu zentralisieren. Eine "Zentrale Erzeugnisgruppe Eiskrem" sollte die regionalen Eisbetriebe kontrollieren, die Eiskremsorten standardisieren und schließlich die Herstellung auf fünf Standorte konzentrieren. Anfang der achtziger Jahre gelang es den Wissenschaftlern, eine Eiskrem herzustellen, die ausschließlich Ersatzstoffe enthielt und auch genauso schmeckte, nach "nichts". 1990 besiegelte die deutsche Wiedervereinigung das Schicksal des DDR-Eises und der sozialistischen Eisgroßbetriebe.
Als sich Annett Gröschner unmittelbar nach der Wende das erste Westeis kaufte, gab es Familienkrach. Ihr Vater hatte schließlich jahrzehntelang an der Entwicklung von DDR-Eis gearbeitet, hatte von einem eigenen Geschmack geträumt und war davon überzeugt, dass "unseres" besser ist. Das Feature erzählt DDR-Geschichte aus einem besonderen Blickwinkel, als eine Mischung aus Kindheitserinnerungen, Familiengeschichten und Originaltönen. Zu Wort kommen Arbeiterinnen aus der zentralen Eisproduktion, ein privater Eiskremproduzent aus Leipzig, eine ehemalige Eisverkäuferin und natürlich die sogenannten "Verbraucher".
Mitwirkende Regie: Sabine Ranzinger
Produktion: Mitteldeutscher Rundfunk 1996