Helmut Heit, Nietzsche-Forscher und Chef des Nietzsche-Kollegs an der Klassik Stiftung Weimar im Gespräch mit Katrin Wenzel
Obwohl Nietzsche vorgab, unzeitgemäß zu sein, ist sein Werk bezeichnend für seine Zeit und ihre kulturellen Umwälzungen. Aufgrund seiner relativen Vollständigkeit erlaubt Nietzsches Nachlass ungewöhnlich tiefe Einblicke in die Existenz eines Gelehrten des späten 19. Jahrhunderts in Mitteleuropa. Vor allem aber ist sein Werk eine subtile Reflexion über die prägende Phase der modernen Kultur.
Indem Nietzsche über den Aufstieg der Industriekultur, der Naturwissenschaften und der wissenschaftlichen Technik sowie des Geschichtsbewusstseins nachdachte, beobachtete er auch den Verlust von Gewissheiten, den Rückgang der gemeinsamen religiösen Orientierungen und die Ungewissheiten der Zukunft. Befunde einer Gegenwart, die auch ins Heute führen.
Die UNESCO-Kommission hat Friedrich Nietzsches Nachlass in das "Memory of the World"-Register aufgenommen.
Verfügbar bis 12. April 2026