Die Leipziger Herbstmesse des Jahres 1774 hatte ihren literarischen Skandal: Es erschien damals ein vom Umfang her recht bescheidenes Bändchen, "Die Leiden des jungen Werthers". Das literaturinteressierte Publikum warf seinem Autor vor, er verherrliche die Empfindsamkeit, fordere zum Selbstmord auf und diffamiere lebende wie tote Personen. Denn alle waren fest davon überzeugt, dass dieser Roman ihnen die wahren Ereignisse enthülle, die sich im Sommer 1772 im hessischen Wetzlar abgespielt hatten.
Der vielleicht erste echte Klassiker der deutschen Literatur war geboren – vor 250 Jahren. Sein Autor, Johann Wolfgang Goethe, wurde schlagartig berühmt – auch im Ausland. Selbst Napoleon hatte den "Werther" gelesen, mehrfach sogar. Was machte das Buch damals so anziehend? Und weshalb ist es auch heute noch interessant für uns? Fragen an den Münchner Germanisten Frieder von Ammon, der zusammen mit Alexander Košenina im Wehrhahn Verlag einen Sammelband mit neuen Lektüren zum Roman vorgelegt hat.
Das Gespräch führt Katrin Wenzel.
Verfügbar bis 28. September 2025