Live-Musik Chemnitz und Zwickau: Die schönsten Konzerte im November

Für Kurzentschlossene: Die norddeutsche Punkband Turbostaat gibt es inzwischen seit 25 Jahren und das nehmen die Husumer zum Anlass, auf ihrer Jubiläumstour in jeder Stadt ein anderes Album in voller Länge zu spielen. Im AJZ Chemnitz steht ihre Platte "Vormann Leiss" auf dem Programm, die sie damals mit Produzent Moses Schneider komplett live eingespielt haben – mit der Ansage "Ganz egal, wie ihr das Tempo ändert im Lied, solange ihr das zusammen macht, ist das doch voll geil". Und voll geil ist es auch geworden, unter anderem mit Hits wie "Harm Rochel" und der schönen Zeile: "Leb doch mehr wie deine Mutter, leb bloß nicht wie ich!“

Für Kurzentschlossene: Wenn Serpentin auftritt, ist es ihr Ziel, dass sich der Club in einen Ozean aus tanzenden Menschen verwandelt, die sich alle gleichzeitig in der Euphorie verlieren. Das könnte im Atomino gut klappen, denn ihre Indie-Elektro-Beats, die sich irgendwo zwischen Moderat und Paramore verorten lassen, gleichen einem Fiebertraum. Mit ihrer markanten intensiven Stimme singt sie zu ihrem selbstproduzierten Sound über Schrammen und Räusche, geklaute Herzen und brennende Gefühle. Coole Songs, die sich zwischen der Realität und der inneren Gefühlswelt abspielen.

Dunkel klingen die Sounds von Skuppin. Dunkel wie der Synthpop der Achtziger Jahre. Dunkel wie seine tiefe Stimme. Dunkel wie seine künstlerischen Musikvideos. Dunkel wie die Themen, über die der Musiker aus Chemnitz/Leipzig auf seinem Debütalbum "Reliquien" singt: Angst und fehlende Zugehörigkeit, aber auch Hoffnung. Es gibt also ein Licht am Ende des Tunnels aus treibenden Beats. Skuppin erinnert an Bands wie Depeche Mode, Edwin Rosen oder Kraftwerk, ist aber ganz neu. Also schnell hin da!

Bei Sarah Lesch liegen Unterhaltung und Haltung sehr nah beieinander. Die Leipzigerin mischt seit Jahren das leicht verstaubte Liedermacher-Genre auf. Ihre lyrischen und feinsinnigen Texte bringen die gesellschaftspolitischen Themen unserer Tage in kleinen Alltagsgeschichten auf den Punkt. "Gute Nachrichten" heißt ihr aktuelles Album, und die können wir wohl alle gebrauchen. Ihr Sound klingt darauf punkiger und bluesiger, ihre Haltung ist geblieben. Sarah Lesch singt über sich und erzählt damit gleichzeitig viel über andere: davon, wie die Welt sich selbst zerfleischt, wie die Menschen zweifeln, trauern, lachen, sinnlose Diskussionen führen und Liebe machen.

Als die New Yorker Band Helmet im Jahr 1994 ihr drittes Album "Betty" veröffentlichte, ahnte sie wahrscheinlich nicht, dass sie damit weit über die Grenzen der USA bekannt werden sollte. Und dass sie es 30 Jahre später immer noch live aufführen würde. Doch genau das ist der Plan von Frontmann Page Hamilton, dem einzigen noch verbliebenen Mitglied der Alternative-Metal-Band. Es kann aber durchaus passieren, dass er während der mitreißenden Live-Show auch noch den einen oder anderen jüngeren Hit der Band spielt. Es wird auf jeden Fall laut werden im AJZ.

Als sich die Band Coogans Bluff vor gut 20 Jahren in Rostock gründete, spielte sie noch typischen Stonerrock. Inzwischen ist ihr Genre schwerer zu fassen: progressiver Retro-Kraut-Hardrock mit Psychedelica trifft es wohl am nächsten. Ihr aktuelles siebtes Album heißt "Balada" und der Name ist Programm, schließlich ist er ein Ausdruck aus dem Portugiesisch-Brasilianischen für Feier, Party oder auch Tanzen. Die Freude an der Musik und am Spielen zieht sich auch durch ihre Live-Show, die gerne mal über zwei Stunden dauert und bei der Schlagzeuger Charlie Paschen vorne in der Bühnenmitte spielt.

Im Programm bei: MDR KULTUR - Studiosession vom 23.03.2024, MDR JUMP "Made In Germany" vom 19.09.2024