Schauspieler Winfried Glatzeder posiert vor einem blauen Hintergrund für die Kamera
Am 26. April 2025 feiert Winfried Glatzeder seinen 80. Geburtstag. Bildrechte: picture alliance / dpa | Kirsten Nijhof

Zum 80. Geburtstag Von "Paul & Paula" bis "Tatort": Acht Must-See Filme mit Winfried Glatzeder

26. April 2025, 04:00 Uhr

Als "Belmondo des Ostens" wurde er bezeichnet: Winfried Glatzeder gilt als einer der charismatischsten Schauspieler der DEFA. Mit Filmen wie "Zeit der Störche" feierte er erste Erfolge. Mit "Die Legende von Paul und Paula" wurde er unsterblich. Aber auch als "Tatort"-Kommissar war der 1,92 Meter große Mime nach der Wende zu sehen. In den letzten Jahren stand er vor allem auf Theaterbühnen im Rampenlicht. Nun feiert Winfried Glatzeder am 26. April 2025 seinen 80. Geburtstag. Wir empfehlen acht Filme, die man gesehen haben sollte.

Kriegerisch: "Spur des Falken" (1968)

Nach einem ersten Auftritt im DEFA-Film "Ein Lord am Alexanderplatz" war Winfried Glatzeder 1968 an der Seite von Gojko Mitić in "Spur des Falken" zu sehen. Der Western über die Verdrängung der nordamerikanischen Ureinwohner durch weiße Siedler und Goldsucher wurde zum großen Erfolg. So fiel der schlaksige Schauspieler erstmals einem größeren Publikum auf. Viele weitere Indianerfilme der DEFA folgten und Glatzeder hatte 1972 erneut einen Auftritt in "Tecumseh".

Szenen aus dem Film "Die Spur des Falken": mehrere Ureinwohner Nordamerikas stehen vor fünf Tipis
In "Spur des Falken" (1968) mit Gojko Mitić in der Hauptrolle macht Winfried Glatzeder erstmals auf sich aufmerksam. Bildrechte: MDR/PROGRESS Film-Verleih/ Waltraut Pathenheimer

Infos zum Film "Spur des Falken" Regie: Gottfried Kolditz
DDR, 1968
Schauspieler*innen: Gojko Mitić, Hannjo Hasse, Barbara Brylska
Länge: 121 Minuten
Verfügbar bei Prime sowie als DVD und Blu-ray.

Draufgänger: "Zeit der Störche" (1971)

In Siegfried Kühns Liebesfilm "Zeit der Störche" spielte Glatzeder seine erste Hauptrolle. Als Montagearbeiter Christian Smolny verliebt er sich in Susanne Krug, doch die ist verlobt und hat eine Karriere bei der SED in Aussicht. Für Susanne will der Draufgänger sein Leben ändern. Regisseur Siegfried Kühn verfilmte die Erzählung "Zeit der Störche" von Herbert Otto aus dem Jahr 1966 in der Tradition des sowjetischen Gegenwartsfilms jener Zeit. An der Seite von Heidemarie Wenzel wurde Glatzeder für seine Darstellung gelobt. Der Weg für seine Schauspielkarriere war geebnet.

Ein junger Mann in Bauhelm, weißem Hemd und dunkler Hose auf einer Baustelle.
Christian Smolny war Winfried Glatzeders erste Hauptrolle - ein Sprungbrett für seine erfolgreiche Schauspielkarriere. Bildrechte: DEFA-Stiftung, Eckhart Hartkopf, Norbert Kuhröber

Infos zum Film "Zeit der Störche" Regie: Siegfried Kühn
DDR, 1971
Schauspieler*innen: Winfried Glatzeder, Heidemarie Wenzel, Jürgen Hentsch
Länge: 90 Minuten

Urkomisch: "Der Mann, der nach der Oma kam" (1972)

Seine Erfahrung als Vater – Glatzeders zweiter Sohn Robert war 1971 auf die Welt gekommen – verarbeitete er in der Rolle des Studenten der Gesellschaftswissenschaften, Erwin Graffunda, in "Der Mann, der nach der Oma kam". Als Kindermädchen stellt er den Alltag der Familie Piesold auf den Kopf. In einer cleveren Umkehr der Geschlechterklischees gibt Glatzeder die männliche Haushaltsfee mit Verve und Spielfreude. Der federleichte Film avancierte mit 3,3 Millionen Kinobesucher*innen zu einer der erfolgreichsten DEFA-Komödien.

Szenenbild aus dem Film "Der Mann, der nach der Oma kam" (1972). Erwin Graffunda (Winfried Glatzeder) als neues "Kindermädchen" im Haushalt der Familie Piesold.
Retter in der Not für das vielbeschäftigte Künstlerehepaar Piesold (Marita Böhme, Rolf Herricht) ist die männliche Haushaltshilfe Erwin Graffunda (Winfried Glatzeder, re.). Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Infos zum Film "Der Mann, der nach der Oma kam" Regie: Roland Oehme
DDR, 1972
Schauspieler*innen: Winfried Glatzeder, Ilse Voigt, Rolf Herricht
Länge: 89 Minuten
Verfügbar als DVD und in der ARD Mediathek (bis 19.05.2025).

Kult: "Die Legende von Paul und Paula" (1973)

1973 folgte die Rolle, die Winfried Glatzeder unsterblich machte: "Die Legende von Paul und Paula". An der Seite von Angelica Domröse, die wie er Ensemblemitglied der Berliner Volksbühne war, wurde er zum Star. Publikum und Kritik feierten seine Darstellung des romantischen, aber gebrochenen Charakters Paul. Zunächst verboten, setzte sich der Legende nach Erich Honecker persönlich dafür ein, dass der Film in die Kinos kam. Mit Erfolg: Die ironisch-poetische Komödie wurde in Ost und West zum Kulthit. Bis heute gilt "Die Legende von Paul und Paula" als einer der bekanntesten und beliebtesten DEFA-Filme.

Szene aus dem Film "Die Legende von Paul und Paula": Paul (Winfried Glatzeder) steht mit einem Erinnerungsfoto von ihm und Paula (Angelica Domröse) vor Paulas Haus.
Einer der beliebtesten DEFA-Filme: "Die Legende von Paul und Paula" mit Winfried Glatzeder und Angelica Domröse in den Hauptrollen. Bildrechte: mdr/rbb/PROGRESS Film-Verleih/Herbert Kroiss

Infos zum Film "Die Legende von Paul und Paula" Regie: Heiner Carow
DDR, 1973
Schauspieler*innen: Winfried Glatzeder, Angelica Domröse, Fred Delmare
Länge: 101 Minuten
Verfügbar bei AppleTV, als DVD, Blu-ray und in der ARD Mediathek (bis 19.05.2025).

Subversiv: "Till Eulenspiegel" (1975)

Seine Darstellung des "Till Eulenspiegel" in Rainer Simons Adaption des gleichnamigen Märchens wurde von der Kritik als "eine schauspielerische Meisterleistung" bezeichnet. Dabei war der Schalk den DDR-Oberen zunächst zu subversiv. Die Filmerzählung nach dem Deutschen Volksbuch wurde von Christa und Gerhard Wolf modernisiert und stand in der DDR kurz vor einem Verbot.

Szenenbild aus "Till Eulenspiegel". Winfried Glatzeder im Till Eulenspiegel Kostüm
Mit scharfem Witz: Glatzeder brilliert 1975 als "Till Eulenspiegel" – eine Rolle, die fast der Zensur zum Opfer gefallen wäre. Bildrechte: MDR/Progress/Klaus Goldmann

Infos zum Film "Till Eulenspiegel" Regie: Rainer Simon
DDR, 1975
Schauspieler*innen: Winfried Glatzeder, Michael Gwisdek, Eberhard Esche
Länge: 100 Minuten
Verfügbar als DVD.

TV-Ermittler: "Tatort" (1994-1998)

1982 verließ Glatzeder die DDR, um im Westen sein Glück zu versuchen. Fortan stand er vor allem für Fernsehrollen vor der Kamera und war in beliebten Serien wie "Drei Damen vom Grill", neben Manfred Krug in "Liebling Kreuzberg" und in drei Folgen "Derrick" zu sehen. In der sonnigen Serie "Sterne des Südens" verdrehte er als Ferienclub-Besitzer den Damen die Köpfe. Als Hauptkommissar Ernst Roiter spielte er schließlich von 1994 bis 1998 im TV-Klassiker "Tatort" die Hauptrolle.

Szenenbild aus dem TV-Klassiker "Tatort". Winfried Glatzeder als Hauptkommissar Ernst Roiter hält eine Waffe in der rechten Hand.
Ernst und eigensinnig: Winfried Glatzeder als Hauptkommissar Ernst Roiter im Berliner "Tatort". Bildrechte: IMAGO/ teutopress

Infos zur Filmreihe "Tatort" Regie: wechselnd
Deutschland, 1994 bis 1998
Schauspieler*innen: Winfried Glatzeder, Robinson Reichel, Dirk Martens
Länge: 90 Minuten
Verfügbar in der ARD Mediathek.

Überzeugungskämpfer: "Rosa Luxemburg" (1986)

In Margarethe von Trottas biografischem Film über die einflussreiche Vertreterin der Arbeiterbewegung Rosa Luxemburg verkörperte Glatzeder den Rechtsanwalt Paul Levi an der Seite von Barbara Sukowa und Otto Sander. Als einziger Ostschauspieler im Ensemble tritt Glatzeder als Kämpfer für den Sozialismus ein. Der Film wurde von der Kritik gefeiert und gewann 1986 den Goldenen Bären der Berlinale.

Inmitten einer dichten Menschenmenge wird die zentrale Figur Rosa Luxemburg (dargestellt von Barbara Sukowa) von mehreren Soldaten festgehalten. Ihr Gesichtsausdruck wirkt entschlossen und gleichzeitig beunruhigt. Neben ihr steht Paul Levi (gespielt von Winfried Glatzeder), der sich schützend und bestimmt zur Seite wendet. Beide tragen zeittypische Kleidung des frühen 20. Jahrhunderts. Im Hintergrund sind weitere Soldaten in Helmen und Uniformen sowie Protestierende mit erhobenen Fäusten zu sehen.
Glatzeder überzeugt in "Rosa Luxemburg" an der Seite von Barbara Sukowa in einem der wichtigsten Politfilme der 80er-Jahre. Bildrechte: IMAGO/ Everett Collection

Infos zum Film "Rosa Luxemburg" Regie: Margarethe von Trotta
DDR, 1986
Schauspieler*innen: Barbara Sukowa, Otto Sander, Winfried Glatzeder
Länge: 120 Minuten
Verfügbar bei LaCinetek sowie als DVD.

Klassentreffen: "Kundschafter des Friedens" (2017)

Mit "Kundschafter des Friedens" schließt sich ein Kreis. Denn hier steht Winfried Glatzeder mit alten DDR-Weggefährten wie Henry Hübchen und Martin Gwisdek in einer turbulenten Komödie vor der Kamera. Er spielt den ehemaligen DDR-Spion Harry, der mit seinem alten Team den entführten Präsidenten der fiktiven Ex-Sowjetrepublik Katschekistan retten soll.

Die deutsch-deutsche Verneigung vor James-Bond-Agenten-Action ist ein großer Spaß mit einem tollen Ensemble, zu dem auch Thomas Thieme, Jürgen Prochnow und Milan Peschel zählen. Der große Erfolg und der Spaß beim Dreh sorgten in diesem Jahr für eine längst überfällige Fortsetzung, für die der 79-Jährige noch einmal mit seinen alten Weggefährten vor der Kamera stand.

Szenenbild aus dem zweiten Teil "Kundschafter des Friedens". Drei ältere Herren und eine Frau laufen auf die Kamera zu, im Hintergrund steht ein Oldhtimer Cabrio.
Auch in der Fortzsetzung der Komödie "Kundschafter des Friedens 2" ist Winfried Glatzeder wieder an der Seite von Henry Hübchen zu sehen. Bildrechte: Majestic Filmverleih GmbH

Infos zum Film "Kundschafter des Friedens" Regie: Robert Thalheim
Deutschland, 2017
Schauspieler*innen: Henry Hübchen, Antje Traue, Michael Gwisdek
Länge: 93 Minuten
Verfügbar bei Sky sowie als DVD und Blu-ray.

Redaktionelle Bearbeitung: Jessica Conrad

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | 20. April 2025 | 20:15 Uhr

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