
Wolf Haas Darum verdient "Wackelkontakt" den Preis der Leipziger Buchmesse
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19. März 2025, 03:59 Uhr
Der Roman "Wackelkontakt" von Wolf Haas ist nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2025. Das Buch erzählt von einem Trauerredner und einem ehemaligen Mafioso, die in einem Roman vom jeweils anderen lesen. Die Jury ist von der Konstruktion des Romans begeistert. Auch unsere Kritikerin ist fasziniert davon, wie clever die Handlungsstränge verknüpft sind.
- Mit seinem Roman "Wackelkontakt" ist der Schriftsteller Wolf Haas für den Preis der Leipziger Buchmesse 2025 nominiert.
- In dem Buch geht es um eine surreal erscheinende Geschichte, bei der sich verschiedene Logik- und Linearitätsebenen miteinander verweben.
- Unsere Kritikerin lobt die hohe Denk- und Schreibkunst des Autors, der die Handlungsstränge schichtweise ineinander schachtelt.
Das Buch "Wackelkontakt" sei "komplex und im besten Sinn originell" – so begründete die Jury die Nominierung des Romans für den Preis der Leipziger Buchmesse 2025. Der bekannte Autor Wolf Haas lege mit "Wackelkontakt" einen "knifflig verschachtelten und verspielten Roman vor, der sich schleifenartig entwickelt". Auch Schwarzer Humor und Sprachspielereien fehlten nicht.
Neben Haas sind auch Kristine Bilkau, Esther Dischereit, Christian Kracht und Cemile Sahin für den Preis der Leipziger Buchmesse 2025 in der Kategorie Belletristik nominiert. Die Auszeichnung soll am 27. März im Rahmen der Buchmesse vergeben werden.
Schwarzer Humor und Sprachspielereien fehlen nicht in diesem komplexen und im besten Sinn originellen Werk.
Darum geht es im neuen Roman von Wolf Haas
"Wackelkontakt" ist ein skurriler Roman, bei dem Logik und Linearität keine wichtige Rolle zu spielen scheinen. Der Protagonist, Franz Escher, formuliert das in dem Buch so: "Wir haben sowieso eine falsche Vorstellung von der Zeit. Unsere Vorstellung ist zu linear. Wir glauben, es geht in eine Richtung. Man muss es sich aber wie eine Schleife vorstellen."
Escher ist Trauerredner und puzzelt in seiner Freizeit gerne. Bevorzugt setzt er dabei Motive der Kunstgeschichte aus vielen kleinen Puzzleteilen zusammen – so von dem niederländischen Grafiker und Schöpfer surrealer Bildwelten MC Escher, der dafür bekannt wurde, optisch die Grenzen der Physik und Vorstellungskraft zu sprengen. Dass der "Wackelkontakt"-Romanheld und der Künstler den gleichen Nachnamen tragen, ist eine der verdrehten Anspielungen des Buches.
Franz Escher wartet auf einen Elektriker, der einen Wackelkontakt in einer Steckdose reparieren soll. Beim Warten liest er ein Buch, in dem wiederum dessen Titelheld ein Buch liest – dessen Protagonist Trauerredner ist und Franz Escher heißt. So verschlingen sich die verschiedenen Geschichtsebenen in "Wackelkontakt" immer mehr.
Unsere Kritik zum Buch "Wackelkontakt"
Der 1960 in Österreich geborene Wolf Haas hat als Universitätslektor und Werbetexter gearbeitet, bevor er sich dem literarischen Schreiben zuwandte. Er ist bekannt als Autor der Brenner-Krimis. Für sein Werk erhielt er Auszeichnungen wie den deutschen Krimipreis (dreimal), den Bremer Literaturpreis, den Wilhelm-Raabe-Preis sowie den Jonathan-Swift-Preis. Schon sein Roman "Eigentum" war im vergangenen Jahr für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert worden, ein Buch über den Tod und das Abschiednehmen von seiner Mutter.
Sein aktueller Roman "Wackelkontakt" sei ein "erzählerisch waghalsiges Unternehmen, das die Haas'schen Hirnwindungen beim Konzipieren zum Glühen gebracht haben muss", bemerkt MDR KULTUR-Kritikerin Katrin Krämer über das Buch und fährt fort: "Wie er die Handlungsstränge im Baumkuchenprinzip schichtweise ineinander schachtelt, ist hohe Denk- und Schreibkunst." Dennoch schiebe sich nach anfänglicher Faszination das Konstrukt, das technisch Absichtsvolle zu sehr in den Vordergrund. Deswegen halte man beim Lesen ständig nach versteckten Hinweisen Ausschau, so Krämer. Aber auch das könnte zum Konzept des Buches gehören, denn Titelheld Franz Escher bemerkt irgendwann: "Das Bild setzte sich nicht zusammen. Er hatte einen Mangel an Informationen. Er hatte ein Zuviel an Informationen."
Wie Haas die Handlungsstränge im Baumkuchenprinzip schichtweise ineinander schachtelt, ist hohe Denk- und Schreibkunst.
Mehr zum Buch
"Wackelkontakt" von Wolf Haas
erschienen bei Hanser
240 Seiten, gebunden
ISBN: 978-3-446-28272-8
Quellen: MDR KULTUR (Katrin Krämer), Hanser Verlag, Leipziger Buchmesse
redaktionelle Bearbeitung: op
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 07. Januar 2025 | 08:10 Uhr