Programm-Highlights Newcomer auf der Leipziger Buchmesse: Sechs Tipps für Lesungen

Franka kehrt mit Ende Zwanzig nach langer Zeit in ihr Heimatdorf in der fränkischen Provinz zurück. Hier erinnert sie sich an ihre Jugend in den Nullerjahren, die schwierigen Familienverhältnisse, den Tod des Vaters und ihr Abdriften in die rechte Szene als 16-Jährige. Annegret Liepold erzählt in ihrem Debütroman "Unter Grund" eine Coming-of-Age-Geschichte über Wut, die Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Verlust – und auch darüber, wie eine Jugendliche in der westdeutschen Provinz in ein rechtsradikales Milieu gerät, das in der Dorfgemeinschaft im Verborgenen schlummert. Ein Debüt, das mit Blick auf aktuelle politische Debatten sehr aktuell ist.

Die Musikerin Charlotte Brandi ist als Teil des Duos Me and My Drummer bekanntgeworden. Inzwischen geht die 1985 geborene Künstlerin eigene musikalische Wege und hat bereits zwei Solo-Alben veröffentlicht. Mit "Fischtage" erscheint nun ihr literarisches Debüt. Der Roman erzählt von der 16-jährigen Ella, die sich sozial isoliert hat, weil sie mit ihren unkontrollierten Wutausbrüchen schon oft Menschen vergrault hat. Auch in der Familie ist es schwierig, die Ehe ihrer Eltern steht kurz vor dem Aus. Ein enger Vertrauter war immer ihr alter Nachbar, der ihr einen singenden Plastikfisch vermacht hat. Als Ellas jüngerer Brüder Luis plötzlich verschwindet, macht sie sich mit dem Fisch im Gepäck auf die Suche.

Der Journalist Florentin Schumacher schreibt für "Die Zeit" und wurde für seine Kolumnen im Feuilleton der "FAS" ausgezeichnet. Nun hat er mit "Anschlussfehler" seinen ersten Roman geschrieben. Ein zentrales Thema seines Debüts ist Trauer. Der Ich-Erzähler verliert in der Pubertät seinen Vater und muss lernen, mit diesem Verlust umzugehen. Schonungslos ehrlich erzählt Florentin Schumacher von Trauer und auch Wut über die Ungerechtigkeit des Schicksals. Eine Liebesgeschichte und ein Roadtrip ergänzen die Roman-Handlung.

Die Protagonistin in Eva Strassers Debütroman "Wildhof" muss das Haus ihrer Eltern auflösen. Eigentlich wollte sie nie wieder zurückkehren in das Dorf im Schwarzwald, das sie vor vielen Jahren verlassen hat, um in eine Großstadt zu ziehen. Doch ihre Eltern sind bei einem Unfall ums Leben gekommen und nun muss sie sich um den Nachlass kümmern. Dabei trifft sie nicht nur auf alte Freunde, sondern wird auch mit ihrer schmerzlichen Vergangenheit konfrontiert: Ihre Zwillingsschwester Luise ist mit 13 Jahren spurlos verschwunden. Eva Strasser erzählt ebenso spannend wie sinnlich – der Duft von Moos und Wald, Geräusche und Gefühle sind allgegenwärtig.

Schon der ungewöhnliche Titel von Fiona Sironics Debüt macht neugierig: "Am Samstag gehen die Mädchen in den Wald und jagen Sachen in die Luft" heißt der erste Roman der 1995 in Neuss geborenen Autorin. Darin erzählt sie von Umweltzerstörung, bedrohtem Lebensraum und erster Liebe. Die Handlung spielt in der näheren Zukunft: Die 15-jährige Ela dokumentiert das Aussterben der Vögel. Dabei beobachtet sie in einem Stream ihre Mitschülerin Maja dabei, wie sie Festplatten in die Luft jagt, um Erinnerungen zu löschen. Die beiden verlieben sich ineinander, während ein Brand den Wald, an dessen Rand sie leben, zerstört.

Christian Mitzenmacher, 1986 geboren und aufgewachsen in Oberschwaben, ist Mathematiker. Mit "Knallkrebse" veröffentlicht er nun seinen ersten Roman. Darin widmet er sich dem großen gesellschaftlichen Thema Flucht. Das Debüt handelt von einer ungewöhnlichen Freundschaft: Der Physikdoktorand Tom übernimmt eine Patenschaft für den 16-jährigen, aus Pakistan geflohenen Farid. Zwischen den beiden entwickelt sich eine enge Bindung – doch dann fasst Farid einen riskanten Entschluss. Christian Mitzenmacher erzählt diese Geschichte über Flucht, Vertrauen und Freundschaft mit viel Leichtigkeit und auch Humor.