Persönlich, unterhaltsam, schräg BookTok: Die besten Buch-Finder auf TikTok, YouTube und Instagram

Als Hashtag und Trend ist BookTok in der Pandemie-Zeit gestartet. Alle waren gezwungen zu Hause zu bleiben, dadurch hatten viele mehr Zeit fürs Lesen. Und Booktoker und Bookfluencer – also die Menschen, die auf TikTok und Instagram Buchempfehlungen geben – wurden immer größer und bekannter. Mittlerweile tauchen unter dem Hashtag #booktok bei TikTok über 46 Millionen und bei Instagram fast acht Millionen Beiträge auf.

Die Booktoker und Booktokerinnen zeigen ihr penibel aufgeräumtes Bücherregal, sie lesen und empfehlen Bücher, manchmal verreißen sie auch eins. Dabei bleiben die kurzen, knackigen Videos immer emotional und persönlich. Die Community ist – gerade unter jungen Leuten – in den letzten Jahren so stark gewachsen, dass es mittlerweile BookTok-Abteilungen in den Buchhandlungen und eigene BookTok-Bestsellerlisten gibt. Viele Bücher wären durch TikTok, Instagram, YouTube und Co – und natürlich durch die Influencerinnen und Influencer niemals so bekannt und beliebt geworden.

Warum nur einen Booktoker, wenn man gleich mehrere haben kann? Auf diesem Account bei TikTok zeigen sich die, die durch ihren Beruf schon viel Expertise haben: Buchhändler und Buchhändlerinnen aus einer großen "Hugendubel"-Filiale in München. Sie machen mit bei TikTok-Trends, Tänzen und Sounds, und geben so Buchempfehlungen, reagieren auf Kommentare und ermöglichen einen Blick hinter die Kulissen einer großen Buchhandlung, wo auch regelmäßig die Videos gedreht werden. Das Team ist eine erfrischende Mischung aus allen Generationen und mittlerweile so bekannt, dass es 2024 einen eigenen Stand mit Autogrammkarten auf der Leipziger Buchmesse hatte.

Männer sind leider immer noch eine Seltenheit bei BookTok. Umso erfrischender ist Thomas, der relativ spät ins Spiel eingestiegen ist, aber in kurzer Zeit viele Follower und Liebhaber dazugewinnen konnte. Thomas ist Radiomoderator bei einem öffentlich-rechtlichen Jugendsender, seine Passion war schon immer das Lesen – vor allem Thriller von Stephen King. Mittlerweile traut er sich aber auch an die bekannten BookTok-Bücher wie "Very Bad Kings" von J. S. Wonda oder "Verity" von Colleen Hoover heran – und verreißt diese auch gerne mal. Einzigartig sind sein schwäbischer Dialekt und seine witzige, ironische Art.

Die großen Booktokerinnen wie @itsjessamess oder @endlessbookworld findet man schnell, wenn man bei TikTok sucht. Aber die kleinen, feinen Perlen in der Community sollte man nicht übersehen. Beispielsweise @bookdingstok. Er geht das Ganze etwas anders an, nämlich mit viel Humor, Sarkasmus und Ironie. Sein Gesicht zeigt er nicht, dafür teilweise wirklich fragwürdige BookTok-Bücher. Seine Freundin zwingt ihn angeblich dazu, diese zu lesen. Aber anstatt sie einfach nur vorzustellen oder zu "roasten", macht er kunstvolle Videos aus seinen Verrissen. Mit verstellter Stimme und dazwischengeschnitten Memes. Muss man gesehen haben, genau wie seine "Bücher shoppen"-Vlogs, in denen er von seiner Freundin in die Buchhandlung geschleppt wird. BookTok kann auch witzig!

"Certified Bookbestie" steht in der YouTube-Bio von Julia aka Chulia. Das heißt, sie möchte die ehrliche, authentische, nahbare beste Freundin sein, die coole Bücher empfiehlt. Und das macht sie auch. Julia spricht in ihren Videos bei YouTube, Instagram und TikTok über ihre "situationship" (unverbindliche Beziehung), wie sie in Therapie geht oder was sie sich als Nächstes tätowieren lassen möchte, aber auch über feministische Literatur. Neben Buch-Hauls vom Flohmarkt gibt es auf ihrem Account Buchempfehlungen und einen eigenen Online-Buchclub, in dem jeden Monat ein von der Community ausgewählter Roman geschmökert und am Ende bewertet wird.

Ein kleines Antiquariat in Köln-Sülz steht kurz vor der Schließung, wie so viele unabhängige Buchhandlungen. Bis eine jüngere, gute Bekannte die Idee hatte, auf Social Media zu setzen. Komplettes Neuland für den über 80-jährigen Buchhändler Klaus Willbrand. Aber die Videos gehen in kürzester Zeit viral, selbst die jüngeren Leute feiern ihn und seine Buchtipps. Ruhig und bedacht spricht er über Philosophie und die alten Größen der Literaturszene. Dadurch hat er vielen den Horizont erweitert. Leider ist Klaus Willbrand am 29. Januar 2025 gestorben. Ob und wie es mit seinen Kanälen weitergehen wird, ist unklar. Aber sein Vermächtnis bleibt in seinen Videos bestehen.

Dies ist kein klassischer Buchempfehlungskanal, sondern etwas für alle, die die großen Klassiker in der Schule nie verstanden haben oder sich endlich mal herantrauen wollen. Zusammen mit dem Reclam-Verlag präsentiert Michael Sommer schon seit 2015 Bücher aus der Weltliteratur – mit seinen Playmobil-Figuren. Es gibt Hintergründe, Witze und einfache Erklärungen mit den kleinen Spielfigürchen, die man sonst meist nur im Kinderzimmer findet. Damit versteht dann wirklich jeder die Geschichten und Motive in "Nathan der Weise", "Homo Faber" oder sogar "Faust".

Tobi ist selbsternannter Nerd, Software-Entwickler und Hobby-Fotograf. Wie passen da wohl noch Bücher rein? Er zeigt es uns auf seinem Bücher-Blog lesestunden.de. Dort rezensiert er am liebsten Klassiker, Romane, Sachbücher, Bildbände, aber auch mal eine Schmonzette. Die Seite ist übersichtlich und nicht zu überfrachtet gestaltet, alle Rezensionen findet man über einen Klick. Des Weiteren gibt es auf Tobis Blog einen Buchschrank-Finder und andere Links, Artikel und Analysen über das Bloggen, das Lesen oder die Buchkunst.

Die "schiefsten" Bücher sind oft auch die geliebtesten. Die gelernte Buchhändlerin und Bloggerin Marion aus Bremen liest und rezensiert hauptsächlich deutsche und englischsprachige Gegenwartsliteratur, manchmal Klassiker und gelegentlich Sachbücher. Sehr erfrischend für alle, die nicht so gerne Fantasy, Krimis oder schnulzige Liebesromane lesen, denn die wird es auf "schiefgelesen" nicht geben. Alle Blog-Einträge geben persönliche und verständliche Einblicke und sind mit Zitaten und besonderen Bildern versehen.

Drillingsmama, Psychologin und Tortenliebhaberin. Klingt nach einer interessanten Mischung, die auf Friederikes Blog herrlich mit ihrer Leselust zusammenkommt. Hier überzeugen nicht nur die persönlichen Informationen und der liebevoll gestaltete Webseiten-Header. Jedes Buch wird aufwendig rezensiert und in Szene gesetzt und am Ende der Seite gibt es eine praktische und anschauliche Skala zwischen "1x und nie wieder" oder "Ich liebe es!". Bei manchen Rezensionen findet man außerdem einen Spoiler, der das Ende verrät und einordnet – aber nur, wenn man den Text vorher mit dem Cursor markiert. Clever!

Redaktionelle Bearbeitung: Katrin Schlenstedt, Simon Bernard, Torben Tanne