Ein als der Maler Gerhard Richter bekannter älterer Mann mit Brille, grauem Haar, grauem Bart und einem dunklen Anzug steht vor einer bunten Wand
Werke des in Dresden geborenen Künstlers Gerhard Richter sind so begehrt, dass sie bei Auktionen für Millionen versteigert werden. Bildrechte: imago/Martin Müller

Schon gewusst? Gerhard Richter: Wo es in Dresden ein verborgenes Bild des Malers gibt – und sieben weitere Fakten

09. Februar 2024, 00:01 Uhr

Gerhard Richter gilt als Ausnahmekünstler und wurde am 9. Februar 1932 in Dresden geboren. Bereits 18 Mal wurde er vom Kunstkompass, einem Ranking der Zeitschrift "Capital", als weltweit gefragtester Gegenwartskünstler bezeichnet. Entsprechend hoch sind die Preise für einen "echten Richter": Erst im Mai 2023 brachte eines seiner Gemälde bei einer Versteigerung mehr als 20 Millionen Euro ein. Weitere Fakten über Gerhard Richter und seine Geburtsstadt Dresden finden Sie hier.

1. In Dresden geboren

Am 9. Februar 1932 kam Gerhard Richter in Dresden zur Welt. Mit seinen Eltern zog er 1936 aus der kulturellen Metropole ins ländliche Reichenau in der Oberlausitz – eine Stadt, die heute in Polen liegt. Dort wurde im November desselben Jahres das zweite Kind der Familie geboren, Richters Schwester Gisela.

Historische Schwarz-Weiß-Aufnahme eines Bauernhauses mit angrenzender Scheune, davor ein leerer Heuwagen und ein Mann auf einer Bank unter einem Baum
Reichenau in Sachsen um 1935. Der Ort liegt heute in Polen und trägt den Namen Bogatynia. Bildrechte: imago/Arkivi

2. Erstmal an der Kunsthochschule abgelehnt

Als Student fand Gerhard Richter seinen Weg zurück nach Dresden. Für seinen Plan, Kunst zu studieren, brauchte er jedoch zwei Anläufe. Bei seiner ersten Bewerbung an der Hochschule für bildende Künste für das Wintersemester 1950/51 wurde seine Mappe abgelehnt. Erst die zweite Bewerbung war erfolgreich. Zum Wintersemester 1951/52 begann Richter sein Studium mit dem Berufsziel: Maler.

Ein als der Maler Gerhard Richter bekannter Mann steht in einer Kunstgalerie vor einer Gruppe von Journalistinnen und Fotografen
Heute ein international hochgeachteter Künstler wurde Gerhard Richter bei seiner ersten Bewerbung für ein Kunststudium abgelehnt. Bildrechte: IMAGO / Manfred Siebinger

3. Diplom als Wandmaler

Nach seinem Grundstudium spezialisierte sich Richter auf Wandmalerei. Er war Teil der neu eingerichteten Klasse von Professor Heinz Lohmar. Bei der Wandmalerei erhoffte er sich unter anderem eine größere gestalterische Freiheit, um sich so der politischen Doktrin des Sozialistischen Realismus entziehen zu können. Gerhard Richter, der sich damals noch Gerd nannte, schloss sein Studium als Diplom-Wandmaler ab.

Ein helles, viergeschossiges historisches Gebäude mit begrüntem Innenhof ragt in den blauen Himmel hinauf.
Die Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Hier hat Gerhard Richter in den 50er-Jahren studiert. Bildrechte: imago images/Sylvio Dittrich

4. Verborgenes Wandbild im Dresdner Hygiene-Museum

Im Dresdner Hygiene-Museum schuf Gerhard Richter 1956 das Wandbild "Lebensfreude". Es war Teil seiner Diplomarbeit, die er mit der Note "Sehr gut" abschloss. Auf dem mehr als 60 Quadratmeter großen Bild sind – grob gesagt – verschiedene fröhliche Menschengruppen im Sozialismus zu sehen. Oder besser gesagt: Waren zu sehen, denn es wurde nach Richters Flucht in den Westen in den 60er-Jahren übermalt.

Als es in den 90er-Jahren freigelegt werden sollte, verhinderte der Maler das. Richter bezeichnete das Bild als "Jugendsünde" und erklärte: "Ist doch Blödsinn, die Friede-Freude-Eierkuchen-Idylle wie eine Reliquie zu behandeln. Bitte lasst es so zugepinselt, wie es ist." Nun darf das Hygiene-Museum das Bild doch zum Vorschein bringen. Interessierte können bei der Arbeit zusehen.

Blick auf den Eingangsbereich eines kubusartigen Museumsbaus mit zwei angrenzenden Flachbauten; auf der Wiese vor dem Museum steht eine Skulptur
Das Hygienemuseum Dresden beherbergt ein Original-Wandbild von Gerhard Richter – "Lebensfreude" heißt es und wird nun freigelegt. Bildrechte: imago/Torsten Becker
Gerhard Richter 23 min
Bildrechte: picture alliance / dpa | Arno Burgi

5. Dresdner Werke nicht im Werkverzeichnis

Die Werke, die Gerhard Richter in Dresden zu Studienzeiten malte, gehören für ihn nicht zu seinem Werkverzeichnis: Weder die Wandmalereien noch die etwa 40 Bilder, die er bei seiner Flucht in den Westen 1961 in Dresden zurückließ. Das Werkverzeichnis beginnt erst 1962 mit dem Bild "Tisch".

6. Dresden-Heimkehr nach der Jahrhundertflut 2002

Nach der Flucht 1961 blieb Richters Beziehung zu seiner Heimatstadt lange distanziert. Als jedoch die Jahrhundertflut 2002 Dresden – und die Depots der Staatlichen Kunstsammlungen (SKD) – überschwemmte, entdeckte er seine emotionale Beziehung zu der Stadt wieder. Er spendete das monumentale Gemälde "Fels" von 1989, das für 2,6 Millionen Euro versteigert wurde und trug so zur Finanzierung der Renovierung des Albertinums nach dem Hochwasser bei. Zwei Jahre später übergab er der Galerie Neue Meister im Albertinum mehr als 40 seiner Werke.

7. Zwei Richter-Räume im Albertinum

Im Albertinum in Dresden gibt es zwei Gerhard-Richter-Räume. Die darin zu sehenden Werke wechseln. Ein eigenes Gerhard-Richter-Museum, wie es beispielsweise vor wenigen Jahren der Ex-Oberbürgermeister der Stadt Köln vorschlug, hat der Künstler bisher vehement abgelehnt.

Ein als der Maler Gerhard Richter bekannter älterer Mann sitzt in einem dunklen Anzug in einer Kunstgalerie auf einem gelben Würfel.
Gerhard Richter in einer Ausstellung im Dresdner Albertinum im Jahr 2013. Bildrechte: IMAGO/Robert Michael

8. Gerhard-Richter-Archiv

Seit 2006 gibt es in Dresden ein Archiv, das sich nur um Gerhard Richter dreht. Es forscht zu dem Künstler und sammelt alles, was über ihn erscheint. Dazu gehören neben Zeitschriften und Büchern auch Ausstellungsplakate, Einladungen oder Briefe. Insgesamt sind bereits mehr als 70.000 Dokumente zusammengekommen. Das Archiv konzipiert und betreut auch Ausstellungen und hat das Werkverzeichnis erstellt. Dessen abschließender sechster Band ist 2023 erschienen.

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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 02. Februar 2024 | 07:10 Uhr