Kunstprojekt Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 stoppt Apfelbaum-Parade "We Parapom"

26. Mai 2023, 15:18 Uhr

Eines der Leuchtturmprojekte von Chemnitz als Kulturhauptstadt Europas, die Europäische Parade der Apfelbäume, wird in der bisherigen Form nicht weiter umgesetzt. Der Geschäftsführer der Kulturhauptstadt-GmbH, Stefan Schmidtke, sagte am Freitag, das Vorhaben sei zwar "ganz und gar nicht vom Tisch", es werde aber bis zum Herbst überarbeitet. Ursprünglich sollten für das Projekt mit dem Titel "We Parapom" bis 2025 entlang einer Linie durch die Stadt 4.000 Apfelbäume gepflanzt werden. 400 davon stehen bereits.

Die Apfelbaum-Parade war im Programmfeld "Gelebte Nachbarschaft" geplant. Nach Worten der bisherigen Kuratorin Barbara Holub war sie als künstlerische Intervention zu Themen wie Umgang mit der Umwelt, Repräsentation von Macht, Zusammenleben oder Umgang mit Lebensmitteln gedacht.

Keine Kulturhauptstadt-Kunst ohne die Bürger*innen von Chemnitz

Schmidtke erklärte bei MDR KULTUR, es habe zu dem Projekt intensive Fragen von Fachleuten, Verbänden und Bürgern gegeben. Es sei darum gegangen, warum nur Apfelbäume gepflanzt würden, warum quer durch die Stadt und wer sich darum kümmere. Deshalb habe man sich entschlossen, "dieses Projekt wirklich neu aufzulegen, indem wir den Menschen das Sagen geben: Wo sollen Bäume stehen? Was für Bäume sollen stehen? Wie kann man da teilnehmen?"

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Die Wahl von Chemnitz als Kulturhauptstadt 2025 hatte überrascht und euphorisiert. Zuletzt gab es allerdings Misstöne, zum Beispiel wegen eines veränderten Baumpflanzprojekts und schleppender Finanzierungszusagen.

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Bis Herbst soll ein neues Konzept entstehen

Schmidtke ergänzte, als Kulturhauptstadt-GmbH sei man da für die Chemnitzerinnen und Chemnitzer. "Und wenn die was nicht verstehen, und wenn die was nicht machen wollen, und wenn die partout sagen: Das ist nicht nachhaltig – da machen wir die Ohren ganz groß."

Man wolle nichts tun, was ohne die Leute stattfinde: "Wir wollen heute erstmal darauf hinweisen, dass wir alle Kritik annehmen und dass wir auf die Fachleute hören. Und wir wollen jetzt mit all diesen Menschen gemeinsam die Formate entwickeln – wie kommen wir an die Leute ran, wie können wir das, was sich die Leute wünschen, umsetzen."

Stefan Schmidtke, ein Mann mit Glatze und weißem Dreitagebart, steht mit verschränkten Armen im braunen Hemd an einem Geländer zu einem lichtdurchfluteten Innenhof.
Stefan Schmidtke ist Geschäftsführer der Kulturhauptstadt Chemnitz GmbH. Bildrechte: Philipp Köhler

Ziel ist es Schmidte zufolge, mit Bäumen Räume zu schaffen, wo Menschen sich treffen können. Dazu solle es in den kommenden Monaten einen "Beteiligungsprozess" geben. Im Herbst wolle man dann "mit neuen Angeboten an alle vorbeikommen". Im übrigen stünden auch alle anderen 72 Kulturhauptstadt-Projekte auf dem Prüfstand. Zu den im Bewerbungsbuch skizzierten Vorhaben gehören auch ein Kulturpfad "Purple Path" und ein Projekt zu Garagen als versteckte kreative Orte.

Kulturhauptstadt-Motto ist "C the Unseen"

Chemnitz wird 2025 zusammen mit Nova Gorica in Slowenien den Titel Kulturhauptstadt Europas 2025 tragen. Das Motto des Programms steht unter dem englischen Titel "C the Unseen". Dabei soll Verborgenes sichtbar gemacht und die "stille Mitte" in der Stadtgesellschaft aktiviert werden. Chemnitz ist die vierte deutsche Stadt, die den Titel trägt, nach Berlin (West) 1988, Weimar 1999 und Essen 2010.

Quelle: MDR KULTUR-Interview mit Stefan Schmidtke, dpa; redaktionelle Bearbeitung: Hendrik Kirchhof

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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 26. Mai 2023 | 13:15 Uhr

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